Die Fahndung nach dem mutmaßlichen Kinderschänder “Christoph“ zeigte Erfolg. Er stellte sich der Poliziei.

Wiesbaden/Gießen. Unter dem Druck einer öffentlichen Fahndung in Fernsehen und Internet hat sich ein gesuchter mutmaßlicher Kinderschänder am Donnerstag den Behörden gestellt. Der Sexualverbrecher soll nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden mehrere Jungen im Alter von fünf bis sieben Jahren schwer missbraucht haben. Videos von seinen Gewalttaten hatte er ins Internet gestellt. Der Mann habe sich in Sonthofen in Bayern gestellt, teilte die Redaktion von „Aktenzeichen xy ... ungelöst“ mit.

Die ZDF-Sendung hatte am Mittwochabend über den Mann berichtet, nach dem das BKA im Auftrag der Staatsanwaltschaft Gießen fahndete. Zusätzlich veröffentlichte das BKA auf seiner Homepage (www.bka.de) Fotos, Teile der Videos und Stimmproben des Gesuchten. Der Mann, der in einem Video „Christoph“ oder „Christof“ genannt wurde, war auf den Bildern klar zu erkennen.

Bis zum Donnerstagmittag gingen 25 Hinweise beim BKA ein. Den Fahndern liegen den Angaben nach 42 Videos von dem Mann vor. 40 davon seien den Behörden von einem Journalisten zugespielt worden, sagte ein Sprecher der Gießener Staatsanwaltschaft im Fernsehen des Hessischen Rundfunks (hr). Die Filme wurden nach Einschätzung der Ermittler vor allem 2006 aufgenommen. Die Opfer dürften inzwischen acht bis zehn Jahre alt sein.

Ein Junge wird in einem Video „Marcel“ genannt, ein anderer „Pascal“. Unter den Opfern könnten sich Brüder befinden. Das BKA schloss nicht aus, dass es noch mehr Opfer gibt. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft wurden die Aufnahmen in Deutschland gemacht. Die Fotos und Videos auf der BKA-Homepage zeigten in guter Qualität einen 35 bis 45 Jahre alten Mann mit normaler Statur und Bauchansatz. Seine Größe schätzen die Fahnder auf 1,75 bis 1,85 Meter.

Als Besonderheit wurde angeführt: „Raucher (Lucky Strike)“. Weiter zeigten die Videos Zimmer, in denen eine Tapete mit Dinosauriern und präparierte Hirschköpfe als Wandschmuck zu sehen waren. Außerdem gab es ein Modellsegelschiff in einem Wandregal und eine lebensgroße Clownsfigur. Unklar war, ob sich die Zimmer in derselben Wohnung befinden. „Die Ermittlungen zur weiteren Tataufklärung dauern an, so dass derzeit keine weiteren Informationen zu dem Fall gegeben werden können“, hieß es in einer Mitteilung des BKA.