Ein Abgleich der DNA-Spuren am Tatort mit einem Gentest der mutmaßlichen Täter aus Eisenach ergab bisher keine Übereinstimmung.

Heilbronn. Der Heilbronner Polizistenmord gibt den Ermittlern weiter Rätsel auf. Ein Abgleich der DNA-Spuren am Tatort mit einem Gentest der mutmaßlichen Täter aus Eisenach ergab bisher keine Übereinstimmung. Dies teilte die Staatsanwaltschaft Heilbronn am Mittwoch mit. "Nach den bisherigen Erkenntnissen ist es naheliegend, dass beim Polizistenmord mit Handschuhen gearbeitet wurde, so dass DNA-Spuren grundsätzlich auch nicht ohne weiteres zu erwarten sind“, betonte Oberstaatsanwalt Frank Rebmann.

Zwei mutmaßliche Bankräuber, die sich laut Polizei in Eisenach erschossen haben, werden verdächtigt, etwas mit dem Mord an der Polizistin Michele K. im April 2007 zu tun gehabt zu haben. Sie hatten in Zwickau zusammen mit einer 36 Jahre alten Frau gewohnt, die derzeit von Ermittlern befragt wird. "Von ihr erhoffen wir uns weitere Angaben, die den konkreten Tathergang des Heilbronner Polizistenmords und die Motivlage der Tatbeteiligten, insbesondere ob die Tat zur Beschaffung der Waffen begangen wurde, erhellen“, erklärte Rebmann.

+++ Bislang keine Parallele zwischen den Polizistenmorden +++

+++ Gesuchte Frau aus Zwickau hat sich der Polizei gestellt +++

+++ Was machte die Dienstwaffe der Polizistin im Wohnmobil? +++

Einen dringenden Tatverdacht gegen die Frau bezüglich des Polizistenmordes gebe es derzeit nicht. Dennoch sei es sehr wahrscheinlich, dass der Mord "aus dieser Tätergruppierung heraus verübt wurde“.

Waffe gefunden – Tatverdächtige rechtsextrem

Nach Angaben des Stuttgarter Generalstaatsanwalts Klaus Pflieger eine Waffe aufgetaucht, bei der es sich vermutlich um die Tatwaffe handelt. Sie sei in einem in Brand gesetzten Haus im sächsischen Zwickau gefunden worden und entspreche dem Typ, mit dem vor rund viereinhalb Jahren auf die Heilbronner Polizistin und deren Kollegen geschossen wurde, sagte der oberste Staatsanwalt Baden-Württembergs am Mittwoch. Zudem wurde bestätigt, dass es sich bei den Tatverdächtigen um Rechtsextreme handelte.

Die beiden Männer hatten sich am Freitag nach einem Banküberfall in Eisenach in Thüringen nach Ansicht der Ermittler erschossen. Bei ihnen wurden die Dienstwaffen der erschossenen Polizistin und ihres verletzten Kollegen gefunden. Das Wohnmobil, in dem die Leichen gefunden worden waren, war in Flammen aufgegangen. Geprüft wird, ob die 36 Jahre alte Frau dafür verantwortlich ist. Sie könnte auch etwas mit der Explosion des Wohnhauses in Zwickau zu tun haben. Über die Verwicklung der Frau wollten Polizei und Staatsanwaltschaft in Zwickau am Mittwochnachmittag informieren.

Wenige Stunden nach dem Brand des Wohnmobils war die Wohnung der Männer und der 36-Jährigen im etwa 190 Kilometer entfernten Zwickau durch eine Explosion zerstört worden. Die Frau soll das Gebäude kurz vor der Detonation verlassen haben. Die Staatsanwaltschaft in Zwickau bestätigte zunächst nicht, dass dort die Tatwaffe gefunden wurde. (dpa)

Chronologie des Heilbronner Polizistinnenmords

April 2007: In Heilbronn wird eine 22 Jahre alte Polizistin erschossen. Ihr Kollege überlebt seine lebensgefährlichen Kopfverletzungen. Am Wagen wird das DNA-Material einer Unbekannten sichergestellt.

2007 bis 2009: Die Ermittler suchen nach einen Phantom. Gen-Spuren der angeblichen "Frau ohne Gesicht“ werden bei mehr als 35 Straftaten gefunden – darunter Morde und Einbrüche.

26. August 2008: Das ZDF strahlt eine Dokumentation über die "Frau ohne Gesicht“ aus.

25. Dezember 2008: Das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart weist Spekulationen um verunreinigte Utensilien für die DNA-Analyse bei der Suche nach dem Heilbronner "Phantom“ zurück. 5. Januar 2009: Die ARD rollt die mysteriösen Straftaten, die auf das Konto der "Frau ohne Gesicht“ gehen sollen, in einer Sendung auf.

13. Januar 2009: Mit der höchsten Belohnung in der Geschichte von Baden-Württemberg will das Land die zähe Aufklärung vorantreiben: Die Belohnung wird auf 300 000 Euro verdoppelt.

11. Februar 2009: Das LKA übernimmt wegen Überlastung der Heilbronner Polizei die Ermittlungen in dem mysteriösen Fall.

27. März 2009: Leiter der Staatsanwaltschaft Heilbronn, Volker Link, räumt ein, dass die Gen-Spuren der "Frau ohne Gesicht“ beim Verpacken auf die Wattestäbchen gelangt waren. Anfang 2010: Die Polizei nimmt Kontakt zu 395 ehemaligen Gymnasiasten auf, die zur Zeit des Mordes in der Nähe des Tatortes ihren Abschluss gefeiert hatten. Neue Anhaltspunkte ergeben sich nicht.

7. November 2011: Das LKA teilt mit, dass die geraubten Pistolen der beiden Heilbronner Polizisten in einem ausgebrannten Wohnwagen bei Eisenach (Thüringen) entdeckt wurden. In dem Wohnwagen waren zuvor die Leichen von zwei Männern gefunden worden, die mit einem Banküberfall vom 4. November in Verbindung gebracht werden.

Mit Material von dpa und dapd