2007 wurde in Heilbronn eine 22-jährige Beamtin erschossen. Nach dem Fund der Dienstwaffe suchen die Ermittler nach einer Frau aus Zwickau.

Erfurt/Zwickau/Heilbronn. Auf der Suche nach den Polizistenmördern von Heilbronn fahndet die Polizei jetzt nach einer verschwundenen Frau aus Zwickau. Sie soll in der sächsischen Stadt mit zwei Bankräubern zusammengewohnt haben, die sich am Freitag nach einem Überfall in Eisenach erschossen hatten. Bei den Toten fanden die Ermittler die Dienstwaffen der 2007 in Heilbronn getöteten Polizistin und ihres damals schwer verletzten Kollegen.

Die beiden Bankräuber im Alter von 34 und 38 Jahren sollen nach Darstellung der Thüringer Linke-Fraktion mit der Jenaer Neonazi-Szene in Verbindung gestanden haben. Nachdem die Polizei 1998 in Jena eine Bombenwerkstatt ausgehoben habe, seien die drei geflüchtet und spurlos verschwunden, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Martina Renner am Dienstag. Das Landeskriminalamt soll die Männer Medienberichten zufolge fünf Monate lang observiert, das Verfahren aber 2003 wegen Verjährung eingestellt haben. Ein Sprecher des Thüringer Innenministeriums wollte sich zur Identität der mutmaßlichen Bankräuber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht weiter äußern.

+++ Was machte die Dienstwaffe der Polizistin im Wohnmobil? +++

Die Wohnung der Bankräuber und der Frau in Zwickau wurde kurz nach den Vorfällen in Eisenach durch eine Explosion zerstört. Die gesuchte Frau soll das Gebäude kurz vor der Detonation verlassen haben. Bislang seien noch keine Hinweise zu ihrem Aufenthaltsort eingegangen, sagte ein Polizeisprecher.

Wie die beiden Männer im Zusammenhang mit dem Polizistenmord in Heilbronn stehen, ist nach Angaben der Polizei in Gotha noch nicht geklärt. Es werde nun versucht, die Spur der Dienstwaffen zurückzuverfolgen. Die in Heilbronn ermordete Polizistin stammte aus dem südthüringischen Oberweißbach. Ob es einen Zusammenhang zwischen der Herkunft der getöteten Beamtin und dem Fundort der Waffen gibt, ist bislang unklar.

Chronologie des Heilbronner Polizistinnenmords

April 2007: In Heilbronn wird eine 22 Jahre alte Polizistin erschossen. Ihr Kollege überlebt seine lebensgefährlichen Kopfverletzungen. Am Wagen wird das DNA-Material einer Unbekannten sichergestellt.

2007 bis 2009: Die Ermittler suchen nach einen Phantom. Gen-Spuren der angeblichen "Frau ohne Gesicht“ werden bei mehr als 35 Straftaten gefunden – darunter Morde und Einbrüche.

26. August 2008: Das ZDF strahlt eine Dokumentation über die "Frau ohne Gesicht“ aus.

25. Dezember 2008: Das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart weist Spekulationen um verunreinigte Utensilien für die DNA-Analyse bei der Suche nach dem Heilbronner "Phantom“ zurück. 5. Januar 2009: Die ARD rollt die mysteriösen Straftaten, die auf das Konto der "Frau ohne Gesicht“ gehen sollen, in einer Sendung auf.

13. Januar 2009: Mit der höchsten Belohnung in der Geschichte von Baden-Württemberg will das Land die zähe Aufklärung vorantreiben: Die Belohnung wird auf 300 000 Euro verdoppelt.

11. Februar 2009: Das LKA übernimmt wegen Überlastung der Heilbronner Polizei die Ermittlungen in dem mysteriösen Fall.

27. März 2009: Leiter der Staatsanwaltschaft Heilbronn, Volker Link, räumt ein, dass die Gen-Spuren der "Frau ohne Gesicht“ beim Verpacken auf die Wattestäbchen gelangt waren. Anfang 2010: Die Polizei nimmt Kontakt zu 395 ehemaligen Gymnasiasten auf, die zur Zeit des Mordes in der Nähe des Tatortes ihren Abschluss gefeiert hatten. Neue Anhaltspunkte ergeben sich nicht.

7. November 2011: Das LKA teilt mit, dass die geraubten Pistolen der beiden Heilbronner Polizisten in einem ausgebrannten Wohnwagen bei Eisenach (Thüringen) entdeckt wurden. In dem Wohnwagen waren zuvor die Leichen von zwei Männern gefunden worden, die mit einem Banküberfall vom 4. November in Verbindung gebracht werden.

Mit Material von dpa und dapd