Nach der Explosion eines Wohnhauses war nach der Frau gesucht worden. Ermittler prüfen Zusammenhang zum Polizistenmord in Heilbronn

Jena. Die im Zusammenhang mit dem Polizistenmord von Heilbronn gesuchte Frau hat sich der Polizei in Thüringen gestellt. Sie sei am Dienstag mit ihrem Rechtsanwalt bei der Polizei in Jena erschienen, sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit einen Bericht des Radiosenders Antenne Thüringen. Nach der Frau war mit einem internationalen Haftbefehl gesucht worden. Die 36-Jährige, die mehrere Decknamen hat, wird verdächtigt, die Explosion eines Wohnhauses am vergangenen Freitag in Zwickau verursacht zu haben. Ihr wird schwere Brandstiftung vorgeworfen.

Die Hausexplosion steht im direkten Zusammenhang mit dem Fund von zwei Leichen in einem Wohnmobil in Eisenach. Die beiden toten Bankräuber wohnten nach Einschätzung der Ermittler ebenfalls in dem explodierten Haus in Zwickau. In dem Wohnmobil wurde zudem die Waffe einer im April 2007 erschossenen Polizistin aus Heilbronn gefunden. Die baden-württembergischen Behörden erhoffen sich dadurch nun neue Erkenntnisse in dem seit viereinhalb Jahren ungeklärten Mordfall. Ob die Frau genauso wie ihre zwei anderen Hausbewohner in Verbindung mit den Polizistenmord gebracht werden können, ist noch unklar.

+++ Was machte die Dienstwaffe der Polizistin im Wohnmobil? +++

Die beiden Bankräuber im Alter von 34 und 38 Jahren sollen nach Darstellung der Thüringer Linke-Fraktion mit der Jenaer Neonazi-Szene in Verbindung gestanden haben. Nachdem die Polizei 1998 in Jena eine Bombenwerkstatt ausgehoben habe, seien die drei geflüchtet und spurlos verschwunden, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Martina Renner am Dienstag. Das Landeskriminalamt soll die Männer Medienberichten zufolge fünf Monate lang observiert, das Verfahren aber 2003 wegen Verjährung eingestellt haben. Ein Sprecher des Thüringer Innenministeriums wollte sich zur Identität der mutmaßlichen Bankräuber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht weiter äußern.

Chronologie des Heilbronner Polizistinnenmords

April 2007: In Heilbronn wird eine 22 Jahre alte Polizistin erschossen. Ihr Kollege überlebt seine lebensgefährlichen Kopfverletzungen. Am Wagen wird das DNA-Material einer Unbekannten sichergestellt.

2007 bis 2009: Die Ermittler suchen nach einen Phantom. Gen-Spuren der angeblichen "Frau ohne Gesicht“ werden bei mehr als 35 Straftaten gefunden – darunter Morde und Einbrüche.

26. August 2008: Das ZDF strahlt eine Dokumentation über die "Frau ohne Gesicht“ aus.

25. Dezember 2008: Das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart weist Spekulationen um verunreinigte Utensilien für die DNA-Analyse bei der Suche nach dem Heilbronner "Phantom“ zurück. 5. Januar 2009: Die ARD rollt die mysteriösen Straftaten, die auf das Konto der "Frau ohne Gesicht“ gehen sollen, in einer Sendung auf.

13. Januar 2009: Mit der höchsten Belohnung in der Geschichte von Baden-Württemberg will das Land die zähe Aufklärung vorantreiben: Die Belohnung wird auf 300 000 Euro verdoppelt.

11. Februar 2009: Das LKA übernimmt wegen Überlastung der Heilbronner Polizei die Ermittlungen in dem mysteriösen Fall.

27. März 2009: Leiter der Staatsanwaltschaft Heilbronn, Volker Link, räumt ein, dass die Gen-Spuren der "Frau ohne Gesicht“ beim Verpacken auf die Wattestäbchen gelangt waren. Anfang 2010: Die Polizei nimmt Kontakt zu 395 ehemaligen Gymnasiasten auf, die zur Zeit des Mordes in der Nähe des Tatortes ihren Abschluss gefeiert hatten. Neue Anhaltspunkte ergeben sich nicht.

7. November 2011: Das LKA teilt mit, dass die geraubten Pistolen der beiden Heilbronner Polizisten in einem ausgebrannten Wohnwagen bei Eisenach (Thüringen) entdeckt wurden. In dem Wohnwagen waren zuvor die Leichen von zwei Männern gefunden worden, die mit einem Banküberfall vom 4. November in Verbindung gebracht werden.

Mit Material von dpa und dapd