Nach der Havarie des Säuretankers “Waldhof“ auf dem Rhein ist der folgenschwere Unfall noch nicht aufgeklärt. Die Ermittlungen dauern an.

Mainz. Gut fünf Monate nach dem Säuretanker-Unglück auf dem Rhein bei St. Goarshausen ist die Unfallursache noch immer unklar. Die Untersuchungen sind komplex: „Wir wollen bis Jahresende unseren Bericht vorlegen“, sagte der Leiter der Expertenkommission zur Havarie des Schiffes „Waldhof“, Michael Putzschke, am Dienstag. Eine elfköpfige interdisziplinäre Gruppe sei derzeit dabei, den Ablauf des Unfalls vom 13. Januar nachzubilden. Anschließend soll das Unglück bei der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe an einem Schiffssimulator rekonstruiert werden, um Schlussfolgerungen für die Zukunft der Schifffahrt zu ziehen.

Bei dem Unfall war der mit rund 2400 Tonnen Schwefelsäure beladene Frachter nahe des Loreleyfelsens gekentert. Zwei Besatzungsmitglieder wurden gerettet, ein 63-Jähriger einen Monat später tot im Wrack geborgen. Der vierte Mann an Bord werde weiter vermisst, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei St. Goar am Dienstag.

„Es wird keine singuläre Ursache für den Unfall geben, sondern ein Ursachenbündel“, sagte Putzschke, der das Dezernat Schifffahrt bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD) Südwest in Mainz leitet. Für die Expertenrunde stehe nicht die Frage des Verschuldens im Vordergrund. „Das blenden wir aus.“ Wichtig sei festzustellen, wie es zu dem Unfall kam - um weitere derartige Unglücke zu verhindern. Möglicherweise würden in dem Bericht Empfehlungen ausgesprochen - etwa zu einer Änderung von Verkehrs- oder Bauvorschriften.

Die amtliche Untersuchung einer Havarie in der Binnenschifffahrt sei ein Novum, sagte Putzschke. Dies sei bislang nur bei der Seeschifffahrt üblich gewesen. Die Simulation solle nach der Sommerpause über die Bühne gehen. An diesem Mittwoch werde bei einem Treffen in Karlsruhe der weitere Fahrplan festgegelegt, sagte Putzschke. Die Kommission ist unter anderem besetzt mit Nautikern, Juristen, Chemikern, Schiffsbauern und Materialforschern.

Parallel zur amtlichen Untersuchung laufen staatsanwaltliche Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der Gefährdung des Schiffsverkehrs. Hier sei der Sachstand „unverändert“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Hund in Koblenz. Ein in Auftrag gegebenes Sachverständigen-Gutachten liege noch nicht vor. Noch sei unklar, wie lange die Ermittlungen dauern werden.