Nachdem die Explosionsgefahr in den Tanks der “Waldhof“ gebannt wurde, können kleinere Schiffe den Tanker rheinabwärts passieren.

St. Goarshausen. Zum ersten Mal seit der Havarie des Säuretankers am Lorelyfelsen vor knapp drei Wochen kommt auch rheinabwärts Bewegung in den Schiffsstau. Am Mittwoch passierte zunächst ein 80 Meter langes, unbeladenes Gütermotorschiff testweise die Unfallstelle bei St. Goarshausen, wie das Pressezentrum „Havarie Loreley“ mitteilte. Weitere sechs ausgewählte Schiffe verschiedener Größe folgten. „Es gab keine Probleme“, sagte der stellvertretende Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen, Florian Krekel. DerSchiffsverkehr in der Gegenrichtung, der bereits seit zwei Wochen wieder läuft, war während der Probefahrten gesperrt.

Stromabwärts warten derzeit rund 400 Schiffe auf die Weiterfahrt. „Der Druck ist groß“, sagte Krekel. Die Testfahrten seien jetzt erst möglich, nachdem die Explosionsgefahr des Havaristen „Waldhof“ mit rund 2400 Tonnen Schwefelsäure an Bord gebannt worden sei. Die ersten Talfahrer, die vom rund 30 Kilometer entfernten Bingen starteten, wurden jeweils von einem Nautiker des Wasser- und Schifffahrtsamtes begleitet. Nach den ersten Fahrten sollte entschieden werden, wie der Schiffsverkehr weitergeht - und ob möglicherweise mehr Schiffe schneller vorbeifahren können. „Wir müssen den Schiffsstau kontrolliert auflösen“, sagte Krekel.

Ein Abpumpen der geladenen Schwefelsäure aus den Tanks des Havaristen war Krekel zufolge für Mittwoch nicht mehr vorgesehen. Die Chemikalie müsse zunächst weiter durchmischt werden, weil sie unterschiedlich stark konzentriert sei. Das Abpumpen des ersten Tanks sei nun für Donnerstag geplant, sagte Krekel. Erst wenn mehrere Tanks leer seien, könne die „Waldhof“ mit Kränen gehoben werden.

Pro Tag Zwangspause für ein Schiff können nach Angaben der Binnenschifffahrt Umsatzausfälle von bis zu 4000 Euro entstehen. Wer deswegen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerate, solle sich wegen möglicher Zahlungsprobleme an sein Finanzamt wenden, erklärte derheinland-pfälzische Finanzminister Carsten Kühl (SPD). Er habe veranlasst, dass die Finanzbehörden des Landes die betroffenen Steuerfälle „mit Augenmaß und großem Verständnis“ behandeln.

Die Ursache für den Unfall am 13. Januar ist weiter unklar. Bei der Havarie waren zwei Bootsleute leicht verletzt gerettet worden. Zwei Besatzungsmitglieder werden seither vermisst. (dpa)