In Sachsen-Anhalt sind ein Güterzug und ein Personenzug frontal zusammengeprallt. Die Zahl der Toten ist zweistellig.

Hordorf. In Sachsen-Anhalt sind bei einem Zugunglück mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Zudem wurden 43 Reisende beim Zusammenstoß eines Personenzuges mit einem Güterzug in Hordorf bei Oschersleben am Sonnabendaben verletzt, darunter 18 schwer. Das Unglück, bei dem die Züge den Angaben zufolge ungebremst frontal zusammengeprallt sind, ereignete sich um 22.24 Uhr auf einer eingleisigen Strecke am Haltepunkt Hordorf. Durch die Wucht der Kollision wurde der Personentriebwagen der privaten Eisenbahngesellschaft Harz-Elbe-Express (HEX), der sich auf der Fahrt von Magdeburg nach Halberstadt im Nordharz befand, aus den Gleisen geschleudert und schwer beschädigt. Der moderne zweigliedrige Triebwagen kippte um und blieb auf der Seite auf einem Acker liegen. Der Güterzug, der in Kesseln Kalk transportierte, gehört dem privaten Transportunternehmen VPS aus Peine bei Salzgitter und kam erst etwa 500 Meter nach der Kollision auf den Gleisen zum Stehen.

Laut Polizei waren alle verfügbaren Rettungskräfte aus der Region an den Unglücksort gerufen worden, um den Verletzten zu helfen. Ein Polizeisprecher sagte, es befanden sich rund 100 Beamte von Revieren, der Bereitschaftspolizei und des Landeskriminalamtes im Einsatz. Hinzu kämen Dutzende Rettungskräfte, die mit schwerer Technik zu den Verletzten und Toten vordrangen.

Zwei der zehn Toten konnten erst am frühen Sonntagmorgen aus den Trümmern des Zuges geborgen werden. Zur Identität der Getöteten konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Nach Angaben der Veolia Verkehr GmbH, zu der der Harz-Elbe-Express gehört, befinden sich unter den Toten der Lokführer und die Zugbegleiterin. Die Verletzten wurden vor Ort und in Krankenhäusern behandelt.

Entgegen ersten Informationen hat der Triebwagen nicht gebrannt. Der Knall des Zusammenstoßes soll noch im sieben Kilometer entfernten Oschersleben gehört worden sein. Die Unglücksursache war am Sonntagmorgen noch unklar. Gerüchte, wonach einer der beiden Lokführer ein Signal übersehen hat, wies ein Sprecher der Bundespolizei als Spekulation zurück. Die Strecke zwischen Magdeburg und Halberstadt, auf der der Harz-Elbe-Express fährt, bleibt weiter gesperrt. Die Polizei hat für Angehörige der Reisenden eine Hotline unter der Rufnummer 0391/5461412 eingerichtet.

Sachsen-Anhalts Innenstaatssekretär Rüdiger Erben (SPD), der sich kurz nach Mitternacht vor Ort über das Ausmaß des Unglücks und die Rettungsmaßnahmen informierte, sprach von einem "schlimmen Unfall“, bei dem die Züge offenbar mit hoher Geschwindigkeit und damit großer Wucht aufeinandergeprallt seien. HEX-Geschäftsführer Andreas Putzer und der Geschäftsführer der Veolia-Verkehr Deutschland, Ragnar Nordström, zeigten sich am Sonntag geschockt und tief betroffen. Sie drückten den Angehörigen ihr Beileid aus. (dapd)