Die Ursache des schweren Zugunglücks bei Hordorf ist immer noch unklar. Die Identifizierung der Leichen gestaltet sich schwierig.

Hordorf. Nach dem schweren Zugunglück in Sachsen-Anhalt gestaltet sich die Identifizierung der zehn Toten schwierig. Mehr als 30 Stunden nach dem Zusammenprall eines Regionalexpress' mit einem Güterzug nahe Magdeburg konnten erst zwei Leichen identifiziert werden - obwohl jetzt sogar Experten aus dem Bundeskriminalamt im Einsatz sind. Die meisten Opfer hatten aber offenbar keine Personalausweise bei sich. 23 Menschen seien bei dem Unglück verletzt worden, die meisten schwer, sagte ein Polizeisprecher.

Die Unglücksursache ist weiterhin unklar. Sachsens Ministerpräsident Wolfgang Böhmer hatte vermutet, dass ein Haltesignal übersehen worden sei. Bundesverkehrsminister Peter Raumsauer warnte dagegen vor voreiligen Schlüssen. Wahrscheinlich werde es erst in den nächsten Tagen Klarheit über die Ursache des Unglücks geben.

„Zusammen mit der Staatsanwaltschaft wollen wir am Morgen mehr Übersicht erhalten und das weitere Vorgehen besprechen“, sagte am Montag ein Sprecher der Polizeidirektion Magdeburg. Die Landespolizei hatte Experten aus dem Bundeskriminalamt (BKA) angefordert, um die Leichen schneller identifizieren zu können. Auch die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper (FDP), sagte den Ermittlern am Sonntagabend Unterstützung bei der Identifizierung ausländischer Opfer zu.

Zudem seien noch in der Nacht Spuren an dem Personenzug gesichert worden, hieß es. Dazu transportierten Einsatzkräfte bis zum Montagmorgen fast alle Wrackteile des völlig zerstörten Nahverkehrszugs ab. „Diese Teile des Unglückszuges sowie die (beiden) Loks des Güterzuges werden in einer großen Halle noch mal gelagert und dann auch noch mal von der Kriminaltechnik untersucht“, sagte ein Sprecher. Mit schwerem Gerät zerschnitten die Einsatzkräfte das Zugwrack. Die Unfallstelle bleibe mindestens bis Montagabend gesperrt.

Auf eingleisiger Strecke waren am späten Sonnabendabend in Hordorf in der Magdeburger Börde der Regionalzug Harz-Elbe-Express, der von Magdeburg nach Halberstadt fuhr, sowie ein Güterzug frontal zusammengestoßen. 23 Menschen wurden verletzt, mehrere von ihnen schwer. Einige hätten die Kliniken bereits wieder verlassen, sagte Kriebitzsch am frühen Morgen. Es gebe aber noch „mindestens zehn Personen, die sich in den Krankenhäusern befinden und behandelt werden müssen“. Fünf Verletzte sollen Ausländer im Alter zwischen 21 und 35 Jahren sein. Vier von ihnen kommen aus Georgien, Kasachstan, Portugal und Brasilien, wie es aus dem Innenministerium in Magdeburg hieß. In dem Regionalzug saßen viele junge Leute, die vermutlich eine Disco in Halberstadt besuchen wollten.

Während der Lokführer des Personenzugs ums Leben kam, überlebte sein Kollege im Güterzug. Nach Informationen des MDR-Fernsehens war er zum Zeitpunkt des Unfalls möglicherweise nicht im Führerstand. Er könnte sich der zweiten Lokomotive aufgehalten haben, die den Güterzug gezogen hatte. Diese Informationen konnte die Polizei zunächst nicht bestätigen.

Der Fahrgastverband Pro Bahn forderte unterdessen die Nachrüstung von Sicherheitssystemen auf allen Strecken. Karl-Peter Naumann, Vorsitzender des Verbandes sagte der in Dortmund erscheinenden Zeitung „Ruhr Nachrichten“ (Montag), Sicherheitssysteme, die beim Überfahren eines roten Signals eine sofortige Notbremsung auslösen, seien längst nicht auf allen Strecken in Ostdeutschland eingebaut. Dort müsse jetzt schnell nachgerüstet werden. Im Westen seien die Systeme dagegen Standard. (dpa)