Der Tatverdächtige wurde festgenommen. Ermittler wollen heute die Öffentlichkeit informieren.

Grefrath/Viersen. Am Dienstag wurde ein dringend Tatverdächtiger im Fall des vermissten Mirco aus Grefrath (Kreis Viersen) festgenommen. Einen Tag später hat sich die Polizei gegenüber der „Rheinischen Post“ zum aktuellen Ermittlungsstand geäußert. „Das Schicksal von Mirco ist geklärt“, sagte Polizeisprecher Peter Spiertz. Weitere Angaben machte er nicht. Auch die Frage, ob die Polizei die Leiche des Jungen gefunden hätte, wollte der Sprecher nicht beantworten. Seit dem 3. September wird Mirco vermisst.

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Vermisster Mirco: Es gibt eine heiße spur

Fast fünf Monate nach dem Verschwinden des damals zehn Jahre alten Mirco aus Grefrath (Kreis Viersen) haben die Ermittler eine neue Spur. In dem ungelösten Fall sei ein Tatverdächtiger festgenommen worden, bestätigten Willy Theveßen, Sprecher der Polizei Mönchengladbach, und die Staatsanwaltschaft Krefeld gestern Abend. Während Theveßen betonte, bereits in den vergangenen Monaten habe es immer wieder vorübergehende Festnahmen in diesem Fall gegeben, kündigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Krefeld gegenüber der "Rheinischen Post" für heute eine Pressekonferenz im Fall Mirco an. Dies deutet auf einen dringenden Tatverdacht hin.

Bei dem festgenommenen Verdächtigen soll es sich um einen etwa 45 Jahre alten Mann aus dem Kreis Viersen handeln. Zu seiner Familie sollen zwei Kinder gehören. Der Mann soll gestern im Zusammenhang mit einem gesuchten Fahrzeug eher zufällig in den Fokus der Ermittler geraten sein. Die Polizei machte keine Angaben zur Person des Verdächtigen, der gestern Abend weiter vernommen wurde, aber noch nicht dem Haftrichter vorgeführt worden sein soll. Die Polizei bestätigte nur, es handele sich bei dem Festgenommenen um einen "Tagestäter", der durch einen Vorfall oder ein Indiz in den Blickpunkt der Ermittler gerückt sei.

Seit Ende Oktober konzentrieren sich die Ermittlungen der Polizei auf die Suche nach einem VW Passat Kombi, der von mehreren Zeugen in der Nähe des Tatorts gesehen wurde. Ingo Thiel, Leiter der noch immer 60 Beamte zählenden Sonderkommission "Mirco", betonte immer wieder: "Kennen wir diesen Passat Kombi, klären wir das Schicksal des Jungen." Von Anfang an vermutete die Polizei, dass es sich bei der mutmaßlichen Entführung des Jungen um ein Sexualdelikt handele - begangen von einem Täter aus der Region.

In Grefrath sorgte die Nachricht von der Festnahme eines Tatverdächtigen gestern Abend zunächst nicht nur für Erleichterung. Zu oft hat die Polizei in den vergangenen 145 Tagen wahlweise verkündet, die Schlinge um den Täter ziehe sich weiter zu oder jetzt stehe ein Durchbruch bei den Ermittlungen kurz bevor. In der Gaststätte Neue Heimat, die zwischen Mircos Elternhaus und dem mutmaßlichen Tatort liegt, wird die Nachricht von der Festnahme skeptisch aufgenommen: "Wenn das mal der richtige Täter ist", sagt einer der Gäste.

In der Avia-Tankstelle, 50 Meter von dem Ort entfernt, wo Zeugen den verdächtigen VW Passat gesehen hatten und schließlich Mircos Fahrrad gefunden worden war, hat Stefanie Etlinger, 38, Spätdienst. "Das ist eine ungeheure Erleicherterung für alle im Ort", sagt sie. Nicole Hönig, 36, ist mit Mircos Mutter zur Schule gegangen. Sie hat in einer Gaststätte nahe Mircos Elternhaus von der Festnahme erfahren. "Ich hoffe, dass für die Eltern die lange Zeit der furchtbaren Ungewissheit nun ein Ende hat und sie endlich erfahren, was mit Mirco geschehen ist", sagt sie.

"Die Entführung hat den Ort verändert", sagt Helga Kamrau, 58, die nur wenige Häuser von Mircos Familie entfernt wohnt und den Jungen früher oft gesehen hat, wenn er mit seinem Fahrrad vorbeifuhr. "Seit das mit dem Kleinen passiert ist, sieht man hier kaum noch Kinder allein auf der Straße."

Der Fall Mirco ist in der Kriminalgeschichte der Region einzigartig. Zeitweise suchten mehr als 1000 Polizisten nach dem Jungen, der zuletzt am Abend des 3. September an einer Bushaltestelle in Grefrath gesehen wurde. Alle Suchaktionen, auch mit Wärmebildkamera-Tornados der Bundeswehr, liefen seitdem ins Leere.