Am Frankfurter Bahnhof mussten gestrandete Reisende die Nacht verbringen. Auch in Frankreich, Belgien und Polen wird gefroren.

Berlin. Heftige Schneefälle haben am Donnerstag in weiten Teilen Deutschlands zum Verkehrschaos geführt. Insbesondere der Bahnverkehr war am Morgen erheblich gestört. In Frankfurt/Main mussten Hunderte Reisende die Nacht am Hauptbahnhof verbringen. Auch auf Straßen und Autobahnen ging zeitweise nichts mehr. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt mussten wieder Dutzende Flüge gestrichen werden.

Schnee und Eis verursachten zahlreiche Unfälle. In Baden-Württemberg starb am Donnerstag ein 18 Jahre alter Autofahrer. In Niedersachsen kam der Führer eines Räumfahrzeuges ums Leben, als sein Fahrzeug auf einem Bahnübergang von einem Regionalzug erfasst wurde. In Bayern waren am Mittwochabend ein Lastwagenfahrer und eine Autofahrerin ums Leben gekommen. Auch in Belgien und Frankreich brachte der Winter Fahrpläne durcheinander, in Polen stieg die Zahl der Kältetoten.

In Sachsen verursachte der Schnee teilweise chaotische Zustände. Vor allem der Bahnverkehr war erheblich beeinträchtigt. Die Störungen sollten bis in die Mittagstunden dauern, wie die Bahn mitteilte. Die ICE-Strecke zwischen Dresden und Leipzig wurde zeitweise gar nicht bedient. Viele Reisende warteten seit Mittwochabend darauf, dass ihre Züge wieder fahren. Einige übernachteten in einem Aufwärmzug. Auch zahlreiche Autofahrer saßen am Donnerstagmorgen noch fest, manche Straßen und Autobahnen waren gesperrt. „In Dresden sieht es katastrophal aus“, sagte ein Sprecher der Polizei.

In Thüringen lag auf den Gleisen so viel Schnee, dass in Erfurt, Eisenach, Gotha und Saalfeld mehrere Züge ihre Fahrt stoppen mussten. In einem ICE, der auf dem Weg nach München war, wurden die 165 Fahrgäste von Feuerwehrleuten und Rettungshelfern mit Wolldecken, Essen und Getränken im Zug versorgt. Am Donnerstagmorgen konnten alle gestoppten Züge die Fahrt fortsetzen.

In der Nacht fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam bis zu zwanzig Zentimeter Schnee. Im Süden Brandenburgs türmten sich Verwehungen bis zu einem Meter hoch. Zahlreiche Straßen waren nicht mehr passierbar. Manche Schulbusse fuhren nicht. Auch der Bahnverkehr in Berlin und Brandenburg war beeinträchtigt. An den beiden Berliner Flughäfen fielen Flüge von und nach München, Frankfurt am Main, Paris, London und Kopenhagen aus. Auch auf Berlins Stadtautobahnen bildeten sich im morgendlichen Berufsverkehr lange Staus.

In Hessen mussten hunderte Bahnreisende die Nacht am Frankfurter Hauptbahnhof verbringen . Sie wollten nach Angaben eines Bahnsprechers ursprünglich nach Ostdeutschland reisen, ihre ICE-Züge endeten aber vorzeitig. Da wegen einer Messe kaum Hotelzimmer frei waren, schliefen die Passagiere in den stehengebliebenen ICE-Zügen. Am Morgen konnten sie ihre Reise fortsetzen.

In Bayern führten Schnee und Eis zu Ausfällen von Flügen - und in einigen Landesteilen zu einem schulfreien Tag. Im Landkreis Nürnberger Land blieb ein Lastwagen auf den Gleisen stecken. Ein Regionalzug konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, der Lkw-Fahrerstarb. Bei Aschaffenburg kam eine 30-jährige Frau ums Leben, weil ihr Wagen sich überschlug. Querstehende Lastwagen blockierten Autobahnen. Schneeverwehungen beeinträchtigen den Zugverkehr. Auch für Donnerstag kündigte ein Sprecher des Münchner Flughafens Ausfälle und Verspätungen an.

+++ Lastwagen blockieren die A1 - Staus rund um Hamburg +++

Im Norden Deutschlands störte heftiges Schneetreiben den Berufsverkehr am Morgen massiv. Straßen wurden gesperrt, Autos blieben stecken und Lastwagen stellten sich auf den Autobahnen quer. In Teilen Schleswig-Holsteins fiel die Schule aus. Auch der Zugverkehr wurde teilweise lahmgelegt, selbst Busse konnten wegen des Schnees nicht als Ersatz fahren. An der Ostseeküste herrschte zudem Sturmflutwarnung.

Winter in Europa

Schneefälle, starker Wind und klirrende Kälte haben in Polen weitere Todesopfer unter Obdachlosen gefordert. Allein am Mittwoch seien zehn Menschen erfroren, teilte ein Polizeisprecher am Donnerstag in Warschau mit. Am Vortag wurden acht Kältetote gefunden. In der Nacht zum Mittwoch fielen im Osten des Landes die Temperaturen auf minus 26 Grad. In jedem Winter sterben in Polen hunderte Menschen an Unterkühlung. Die meisten Opfer sind Obdachlose und allein stehende ältere Menschen. Oft ist dabei Alkohol im Spiel.

Und auch in Frankreich hat das Winterwetter am Donnerstag erhebliche Behinderungen verursacht und auch den Bahnverkehr zwischen England und dem Festland durcheinandergewirbelt. Zwischen einem Drittel und der Hälfte der Eurostar-Züge zwischen London und Paris beziehungsweise Brüssel fallen nach französischen Rundfunkangaben aus. Auch andere Bahnstrecken in Frankreich sind von Ausfällen betroffen. An den Pariser Großflughäfen Orly und Charles de Gaullewerden zwischen 10 und 25 Prozent aller Flüge gestrichen.

Vor allem im Südwesten des Landes saßen am Morgen Hunderte Autofahrer im dichten Schneetreiben fest. In der Bretagne, wo 25 Zentimeter Neuschnee gemessen wurden, war eine Hauptverkehrsachse völlig gesperrt. Betroffen war außerdem der Großraum Paris, wo Tausende Pendler auf vereisten Straßen nur langsam vorankamen. In der Normandie waren Hunderte Lastwagen blockiert. Viele Schulbusse verkehrten nicht.

Des Weiteren haben heftige Schneefälle am Donnerstagmorgen in ganz Belgien zu 500 Kilometern Stau auf den Autobahnen und Hauptstraßen des Landes geführt. Nach Angaben des Touring-Automobilclubs waren vor allem im Großraum Brüssel viele wichtige Straßen nicht vollständig geräumt, andere überhaupt nicht. Bereits am Mittwochabend waren in der Hauptstadt Straßenbahnen und Busse auf den innerstädtischen Straßen im Schnee stecken geblieben. Der Betrieb auf dem Flughafen Zaventem, der über drei Start- und Landebahnen verfügt, lief am Donnerstag noch, doch rechnete die Flughafengesellschaft mit Verspätungen im Laufe des Tages.

Wegen strengen Frosts und anhaltend schweren Schneefalls bleibt der Londoner Flughafen Gatwick auch am zweiten Tag in Folge geschlossen. Flughafenvertreter teilten am Donnerstag mit, man arbeite an einer Wiederaufnahme des Flughafenbetriebs, die Wetterbedingungen hätten sich jedoch erheblich verschlechtert. Gatwick soll für den Rest des Tages geschlossen bleiben, während der Betrieb am Londoner City Airport und am Flughafen von Edinburgh nur vormittags eingestellt sein soll.

Aufgrund des anhaltenden Schneefalls kam es im Straßen- und Zugverkehr zu massiven Verspätungen, Autofahrer blieben nachts im Schnee stecken. Behörden kündigten angesichts wachsender Kritik am Krisenmanagement nach dem Kälteeinbruch eine Überprüfung des britischen Verkehrssystems an.

Auch der Prager Flughafen , der am stärksten frequentierte Flughafen Zentraleuropas, ist wegen heftiger Schneefälle mehrere Stunden gesperrt worden. Der Flugbetrieb sei in der Nacht zu Donnerstag sechs Stunden lang eingestellt worden, rund 40 Flüge seien annulliert worden, sagte Flughafensprecherin Michaela Lagronova. Während der Sperrung bis 05.00 Uhr morgens MEZ sei es gelungen, die Rollbahnen vom Schnee zu befreien, so dass bereits mehrere dutzend Maschinen wieder hätten starten und landen können. Wegen des Winterwetters in anderen Ländern fielen dennoch mehrere Flüge aus, wie Lagronova weiter sagte. In der tschechischen Hauptstadt schneie es aber derzeit nicht mehr, "unsere Prognose ist relativ positiv“.

Auch Südeuropa wurde von der Kältefront nicht verschont. Im Osten Spaniens bereitete sich die Bevölkerung nach Warnungen des Wetterdienstes auf Schnee und Glatteis vor. Weite Teile des Nordens Portugals liegen seit Tagen unter einer Schneedecke begraben. Wegen der Verkehrsbehinderungen blieben viele Schulen geschlossen. In Norditalien herrschten Minusgrade, während in Rom und Palermo mit bis zu 14 Grad milde Temperaturen herrschten.