Es bleibt weiterhin frostig in Europa. Die eisige Kälte fordert auch in Deutschland immer mehr Todesopfer. Meterhohe Schneeverwehungen in Bulgarien.

Hamburg/Berlin/Rom/London/Sofia. Europa zittert weiter in klirrender Kälte: Die Nacht zum Dienstag hat in Deutschland zum Teil Temperaturen um die minus 25 Grad gebracht. Rekordwerte waren nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) aber meist nicht dabei. In Nordrhein-Westfalen brachte es die Kälte auf Temperaturen bis zu minus 22,5 Grad (in Nettersheim) – was zumindest in NRW nach Messungen des Wetterdienstes Meteomedia für die bislang kälteste Nacht sorgte.

Die eisige Kälte hat bereits mehrere Todesopfer auch in Deutschland gefordert. Ein 68 Jahre alter Mann ist am Montag tot in einem baufälligen Haus in Zossen (Teltow-Fläming) entdeckt worden. Das Gebäude war nicht beheizt. Ein Polizeisprecher in Potsdam schloss daher am Dienstag nicht aus, dass der Mann erfroren sein könnte. Eine Obduktion soll klären, woran der 68-Jährige gestorben ist. Vor einer guten Woche war eine 55 Jahre alte Frau in Leegebruch (Oberhavel) in einen Wassergraben gestürzt und erfroren. Auch im Landkreis Nienburg ist ein Rentner an den Folgen der eisigen Kälte gestorben. Eine Obduktion habe Unterkühlung als Todesursache ergeben, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag.

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Heftiger Schneeeinbruch in Bulgarien

In Bulgarien haben nach der Regenflut nun heftige Schneestürme den Verkehr lahmgelegt. Am schwersten getroffen war die Region der Donaustadt Russe. Dort gab es drei Meter hohe Schneeverwehungen, berichtete der Staatsrundfunk in Sofia. Die einzige Brücke über die Donau nach Rumänien bei Russe wurde geschlossen. Die Hauptstadt Sofia versank bei minus neun Grad im Schnee.

Regierungschef Boiko Borissow rief die Menschen am Dienstag auf, auf unnötige Fahrten zu verzichten. Für das ganze Land galt ein Fahrverbot für schwere Lastwagen. An vielen Schulen fiel der Unterricht aus. In dutzenden Orten mussten die Menschen wegen beschädigter Leitungen ohne Strom- und Wasserversorgung auskommen. Insgesamt elf Menschen sind in dem Balkanland seit dem sibirischen Kälteeinbruch erfroren. Mindestens acht kamen bei den schweren Überschwemmungen am Montag ums Leben.

Französischer Schnellzug wegen Kälte gestoppt

Der französische Zugverkehr ist Opfer der klirrenden Kälte geworden: Mehrere Schnellzüge mussten am Dienstagmorgen auf der stark genutzten Strecke zwischen Nantes und Paris angehalten werden, weil eine Weiche eingefroren war. Erst gegen 09.00 Uhr konnte der Verkehr weiterlaufen. Der französische Wetterdienst hielt seine Warnung vor extremen Minusgraden auch am Dienstag aufrecht: 39 Départments stehen noch auf der Warnstufe orange. Vor allem in den Pyrenäen, dem Zentralmassiv und den Alpen kam es zu zweistelligen Minusgraden.

Vereiste Wasserwege: Magdeburger Hafen erwartet Verlust

Wegen gesperrter Wasserwege rechnet der Magdeburger Hafen mit Umsatzeinbußen zwischen 30 bis 35 Prozent. Viele Kunden würden mit ihren Transporten auf Lastwagen oder auf die Bahn ausweichen, sagte Hafen-Geschäftsführer Karl-Heinz Erhardt der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Dienstag). "Dieses Geschäft geht an uns vorbei.“ Wegen Eisgangs sind die wichtigsten Wasserstraßen in Sachsen-Anhalt gesperrt. Die Elbe zwischen der Saale-Mündung und Hamburg sowie der Mittellandkanal zwischen Magdeburg und Wolfsburg können nicht mehr befahren werden.

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+++ Eiszeit in Hamburg +++

Teile Deutschlands und Europas gleichen einem Gefrierschrank. Selbst auf Mallorca wurden mit minus 5,7 Grad die niedrigsten Temperaturen seit 40 Jahren verzeichnet. Besonders dramatisch ist die Lage in Osteuropa. In der Ukraine kostete die bittere Kälte mit Temperaturen bis minus 30 Grad mindestens 135 Menschen das Leben, wie das Zivilschutzministerium in Kiew mitteilte. In den Krankenhäusern werden 2000 Menschen mit Erfrierungserscheinungen behandelt. In Polen erfroren in der Nacht zum Montag neun Menschen, die Zahl der Kältetoten stieg seit dem 27. Januar auf 61, wie das Warschauer Innenministerium mitteilte. In Tschechien hält die Gemeinde Kvilda an der Grenze zu Bayern weiter den Kälterekord des Landes: Dort zeigte das Thermometer am Montag minus 39,4 Grad.

Selbst den Menschen in Südeuropa macht die ungewöhnliche Kälte zu schaffen: In Italien starben Schätzungen zufolge bislang zehn Menschen. In Rom und zahlreichen anderen Städten blieben am Montag Schulen und Behörden geschlossen. Zehntausende Menschen waren in Mittelitalien noch immer ohne Strom. Aus Frankreich wurden am Wochenende vier Tote gemeldet. (dpa/dapd/rtr)

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