Kältehoch “Dieter“ verabschiedet sich aus Deutschland. Nun drohen rutschige Straßen. Die Zahl der Kältetoten in ganz Europa steigt weiter.

Berlin/Offenbach. Kältehoch „Dieter“ mit seinen Tiefsttemperaturen geht die Puste aus. Am Wochenende dreht die Luftströmung - das heißt: Es schneit und es wird etwas wärmer. Entspannung bedeutet das allerdings nicht. „Der Winter ist noch nicht vorbei“, sagte Jens Hoffmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Am Sonntag wird Tief „Maike“ erwartet. Nächste Woche müssen sich Autofahrer auf glatte Straßen einstellen. Denn auf dem gefrorenen Boden wird Niederschlag sofort zu Eis. In den Nächten bleibt es beim Frost, tagsüber ist es nicht mehr ganz so kalt.

Im Osten und Südosten Europas soll es dagegen eisig bleiben. Die Zahl der Kältetoten stieg dort auf mehr als 400, die meisten unter ihnen in Russland, der Ukraine, Polen, Rumänien und Serbien. An der kroatischen Küste peitschte ein Schneesturm, der auch die Touristenhochburg Dubrovnik traf. Bulgarien stellte wegen der Kälte seinen gesamten Stromexport ein.

Schneestürme tobten unterdessen auf dem Balkan und in Italien: Die Behörden des Adriastaates Montenegro riefen am Samstag den Ausnahmezustand aus. Der Nationale Sicherheitsrat unter Führung von Staatspräsident Filip Vujanovic habe einen entsprechenden Beschluss gefasst, wie Medien berichteten. Mehrere tausend Menschen waren in vielen Dörfern von der Außenwelt abgeschnitten.

Zehn Menschen wurden im Kosovo von einer Lawine getötet. Die Schneemassen hatten am Samstag in dem Dorf Restelica südlich der Stadt Prizren ein Haus mit elf Menschen verschüttet, wie Medien am Sonntag in Pristina unter Berufung auf die Rettungsmannschaften berichteten. Ein Mädchen sei aus den Schneemassen gerettet worden.

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In Serbien waren 50.000 Menschen eingeschneit, teilte der Leiter des Notfallstabes, Predrag Maric, am Samstag in Belgrad mit. Um Strom zu sparen, bestimmte die serbische Regierung die kommende Woche als arbeitsfrei.

Auch im Osten und Nordosten Italiens tobten schwere Schneestürme mit Windgeschwindigkeiten bis zu 130 Kilometern pro Stunde. Der Flughafen von Ancona musste am Samstag zeitweise geschlossen werden, wie die Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Auch die Flughäfen von Rimini und Forli in der Region Emilia-Romagna wurden zeitweise geschlossen.

In Bulgarien war die zugefrorene Donau auch am Wochenende für die Schifffahrt unpassierbar. Auch die Fähren nach Rumänien konnten wegen dicker Eisschollen nicht mehr fahren, wie das Staatsradio in Sofia am Sonntag berichtete.

Schnee- und Eisglätte machten den Autofahrern in Deutschland schon jetzt zu Schaffen: In ganz Nordrhein-Westfalen gab es am Donnerstag viele Unfälle und Staus. Mehrere Menschen wurden verletzt. Vor allem Autofahrern auf der A 1 und der A 4 in den Regierungsbezirken Arnsberg und Köln machte Blitzeis das Leben schwer. Mindestens vier Menschen wurden bei einem Glatteisunfall mit einem Linienbus in Hagen verletzt, unter ihnen war ein elfjähriges Mädchen.

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Die Bahn kam dagegen bisher weitgehend „chaosfrei“ durch die Kälte. Es gebe keine Vorfälle mit überregionalen Auswirkungen, hieß es dort. Das liegt zum einen an Abtauzelten und mehr Weichenheizungen und zum anderen daran, dass nur wenig Schnee liegt. In einzelnen Regionen könne es aber Probleme mit Weichen geben, so die Bahn.

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Die Schokoladenseite des Winters konnten die Hamburger genießen. Deutschlands größte Winterparty auf dem Eis begann dort am Freitag: Bei strahlendem Sonnenschein stürmten hunderte Hamburger und Touristen zum Alstereisvergnügen auf die Eisfläche der Außenalster . Bis Sonntag werden auf dem Binnengewässer mehr als eine Million Besucher erwartet - das sind mehr als beim letzten offiziellen Alstereisvergnügen 1997. Anders als damals dürfen in diesem Jahr keine Stände auf dem Eis stehen. Dafür lockten am Ufer Buden mit Glühwein, Punsch, Kakao, Würstchen und Waffeln. Für alle, denen es zu kalt ist, stand sogar eine mobile Sauna bereit.

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Auch andernorts rutschten die Menschen mit Schlittschuhen über zugefrorene Gewässer - kein ungefährliches Unterfangen: In Baden-Württemberg mussten zwei Menschen aus eiskalten Gewässern gerettet werden. Ein Zwölfjähriger war beim Schlittschuhlaufen am Donnerstagabend auf dem Burgerwaldsee in Offenburg durch das Eis gebrochen. Auf dem Flückiger See in Freiburg erwischte es laut Polizei einen Mann mittleren Alters.

Treibeis behindert immer stärker den Schiffsverkehr im Norden. Im Wattenmeer sind die Halligen derzeit vom Festland abgeschnitten. Eine dicke Eisdecke stört zudem weiter die Schifffahrt an der vorpommerschen Ostseeküste. (dpa/abendblatt.de)