An der “Costa Concordia“ wurde die Suche nach Vermissten erneut unterbrochen. Strömungen bewegen das Wrack. Das Öl bleibt vorerst an Bord.

Giglio/Rom. Bewegungen der „Costa Concordia“ haben am Freitag erneut zu Unterbrechungen der Rettungsarbeiten geführt. Wegen der Gefahr für die Taucher musste die Suche nach den 21 Vermissten vorerst eingestellt werden. Jede größere Bewegung des Schiffs kann zudem die Tanks mit Schweröl beschädigen.

Ob es sich bei den von Sensoren gemessenen Erschütterungen an Bord lediglich um Vibrationen handelte oder ob das Wrack am Meeresgrund abrutschte, war zunächst unklar. Laut der Sensordaten bewege sich der Bug des Schiffs mit 15 Millimetern in der Stunde und das Heck mit sieben Millimetern in der Stunde, sagte Nicola Casagli von der Universität Florenz, der im Auftrag der Behörden die Lage des Schiffs überwacht.

Die Bedingungen am Schiff seien nicht sicher genug, um mit den Rettungsarbeiten fortzufahren, sagte Cosimo Nicastro, Sprecher der Küstenwache. Die Überwachung der Bewegungen des vor der toskanischen Insel Giglio gestrandeten Schiffs ist für die Taucher, die an Bord nach den 21 noch Vermissten suchen, unter Umständen lebenswichtig. Nur wenige Meter hinter der „Concordia“ fällt der Meeresboden scharf ab. Derzeit liegt der Rumpf am Bug und am Heck auf zwei großen Felsen auf.

Angesichts des enormen Gewichts der „Concordia“ sei ein wenig Bewegung nur natürlich, sagte Casagli dem italienischen Fernsehsender Sky TG24. Aber die jüngsten Bewegungen deuteten darauf hin, dass die Lage des Schiffs instabil sei. „Diese geringen, regelmäßigen Bewegungen werden beobachtet, weil sie in dieselbe Richtung gehen“, sagte er dem Sender.

Wann die Rettungsarbeiten weitergehen können, wird aber auch vom Wetter abhängen. Bis in die Nacht zu Samstag müsse zwar noch mit auffrischendem Wind und „ein bis zwei Meter hohen Wellen“ gerechnet werden, sagte der Meteorologe Michael Knobelsdorf vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach am Freitag der Nachrichtenagentur dapd. Ab Samstag beruhige sich das Wetter jedoch. Dann sei nur noch schwacher bis mäßiger Wind, mit Geschwindigkeiten um 20 Stundenkilometer zu erwarten, sagte Knobelsdorf. Entsprechend werde auch der Seegang nachlassen.

Experten befürchten, dass bei stärkerem Wellengang das havarierte Schiff aus seiner jetzigen Position abrutschen und vollständig sinken könnte.

An Bord des Kreuzfahrtschiffs waren zum Zeitpunkt des Unglücks am 13. Januar rund 4.200 Menschen. Unter den elf Toten und noch 21 Vermissten sind nach Angaben italienischer Behörden zwölf Deutsche, sieben Italiener, sechs Franzosen, zwei Amerikaner, zwei Peruaner sowie jeweils ein Ungar, Inder und Spanier.

Der Kapitän Francesco Schettino war von der vorgegebenen Route um die Insel Giglio abgewichen und auf Felsen aufgefahren. Er nannte seinen Fahrweg einen „Touristenkurs“. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Schettino des Totschlags und wirft ihm vor, eine Havarie verursacht sowie sein Schiff verlassen zu haben, bevor alle Passagiere in Sicherheit gebracht wurden.

Der US-Kreuzfahrtkonzern Carnival, zu dem auch die italienische Tochterfirma Costa Cruises gehört, kündigte indes eine umfassende Überprüfung der Sicherheitsvorschriften und der Reaktionen auf einen Notfall an. Diese soll bei allen zehn Tochterunternehmen durchgeführt werden, hieß es.