Ehepaar aus Hessen vermisst. Zahl der Opfer beim Unglück der “Costa Concordia“ stieg am Sonntag auf fünf. Kapitän festgenommen.

Giglio/Rom. Nach dem Kreuzfahrtunglück vor der italienischen Küste hat eine Frau aus dem hessischen Dreieich ihre Eltern als vermisst gemeldet. „Meine Eltern waren auf der Costa Concordia, die am Freitag gekentert ist und seitdem haben wir überhaupt keine Informationen und sie gelten als vermisst“, sagte die Frau am Sonntagabend dem Radiosender Hit Radio FFH.

Ein Sprecher der Polizei in Offenbach bestätigte am Abend, dass eine solche Vermisstenanzeige vorliegt. Das Bundeskriminalamt (BKA) sei bereits in die Ermittlungen eingeschaltet.

Das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ mit mehr als 4200 Menschen an Bord war in der Nacht zum Samstag vor der toskanischen Küste auf einen Felsen gelaufen und zur Seite gekippt. Mindestens fünf Menschen starben. Das vermisste Paar aus Mühlheim am Main, 71 und 72 Jahre alt, war den Angaben zufolge mit einer Reisegruppe aus dem Raum Aschaffenburg unterwegs. Außerdem habe ein Reiseleiter aus Baden-Württemberg noch nicht mit zwei Mitgliedern seiner Reisegruppe sprechen können.

Die Frau habe sich sowohl bei der Deutschen Botschaft in Rom und beim Auswärtigen Amt als auch bei der Reederei um Aufklärung bemüht, sagte die FFH-Hörerin. „Das muss sehr chaotisch alles ablaufen, man kriegt von jedem andere Informationen“, sagte sie.

Derweil dauert die Suche nach Vermissten noch immer an. Taucher haben zwei weitere Leichen im Heckteil des Schiffes gefunden. Damit steigt die Zahl der bestätigten Opfer auf fünf. Die italienischen Behörden haben unterdessen die Zahl der Vermissten nach unten korrigiert. Der Verbleib von sechs Besatzungsmitgliedern und elf Passagieren sei ungeklärt, sagte der toskanische Regionalpräsident Enrico Rossi.

Zwei der vermissten Passagiere der gekenterten „Costa Concordia“ haben sich in Rom gemeldet. Die beiden Japaner seien nach der Rettung von Bord in einen Bus gestiegen, ohne sich von den Behörden registrieren zu lassen. Das berichtete der Präfekt der Region Grosseto, Giuseppe Linardi, am Sonntag.

Die italienische Küstenwache hat inzwischen auch die Blackbox des Schiffes gefunden und beschlagnahmt. Davon erhoffen sich die Ermittler Aufklärung über die Route des Kreuzfahrtschiffes. Verschmutzung durch Treibstoff aus dem Schiff gibt es nach Behördenangaben derzeit nicht. Gefahr könnte erst bei einer Änderung des Wetters bestehen, heißt es.

Retter durchsuchen Wrack – drei Überlebende gefunden

Das Kreuzfahrtschiff war Freitagnacht mit mehr als 4.200 Menschen an Bord auf Grund gelaufen und auf die Seite gekippt. Drei Menschen wurden mehr als 24 Stunden nach dem Unglück lebend gerettet: ein frisch vermähltes Ehepaar aus Südkorea und ein italienisches Besatzungsmitglied, das am Sonntagnachmittag per Hubschrauber in Sicherheit gebracht wurde.

An Bord der gekenterten „Costa Concordia“ sind nach Angaben des Veranstalters Costa Kreuzfahrten wahrscheinlich keine Deutschen mehr. „Nach Lage der Dinge gehen wir nicht davon aus“, sagte Sprecher Werner Claasen am Sonntag. Zwischen 40 und 50 der 560 deutschen Passagiere seien vermutlich noch in Italien. Zu sechs von ihnen habe das Unternehmen keinen Kontakt. Die Rückreise organisiere Costa unter anderem zusammen mit dem Auswärtigen Amt. An welchen Flughäfen die Reisenden landen werden, wollte der Sprecher nicht sagen.

„Viele Leute haben keine Pässe mehr“, sagte Claasen. Die Passagiere seien aus ganz Deutschland gekommen, es gebe keinen regionalen Schwerpunkt. Genaue Angaben zu der Herkunft der Reisende werde das Unternehmen nicht veröffentlichen.

Auch zu den Ursachen des Unglücks machte der Sprecher keine Angaben. Es werde aber möglicherweise am Sonntag eine Stellungnahme oder Pressekonferenz des Unternehmens und der Behörden geben.

„Viele Leute haben keine Pässe mehr“, sagte Claasen. Die Passagiere seien aus ganz Deutschland gekommen, es gebe keinen regionalen Schwerpunkt. Genaue Angaben zu der Herkunft der Reisende werde das Unternehmen nicht veröffentlichen.

Auch zu den Ursachen des Unglücks machte der Sprecher keine Angaben. Es werde aber möglicherweise am Sonntag eine Stellungnahme oder Pressekonferenz des Unternehmens und der Behörden geben.

Die Suche dauert noch immer an. Rettungskräfte versuchen weiterhin, Vermisste an Bord des havarierten Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ zu finden und zu retten. Die italienischen Behörden haben unterdessen die Zahl der Vermissten nach unten korrigiert. Der Verbleib von sechs Besatzungsmitgliedern und elf Passagieren sei ungeklärt, sagte der toskanische Regionalpräsident Enrico Rossi.

Zwei der vermissten Passagiere der gekenterten „Costa Concordia“ haben sich in Rom gemeldet. Die beiden Japaner seien nach der Rettung von Bord in einen Bus gestiegen, ohne sich von den Behörden registrieren zu lassen. Das berichtete der Präfekt der Region Grosseto, Giuseppe Linardi, am Sonntag.

Die italienische Küstenwache hat inzwischen auch die Blackbox des Schiffes gefunden und beschlagnahmt. Davon erhoffen sich die Ermittler Aufklärung über die Route des Kreuzfahrtschiffes. Verschmutzung durch Treibstoff aus dem Schiff gibt es nach Behördenangaben derzeit nicht. Gefahr könnte erst bei einer Änderung des Wetters bestehen, heißt es.

Szenen wie auf der „Titanic“

Szenen wie auf der „Titanic“ sollen sich nach der Havarie auf der "Costa Concordia" abgespielt haben. Viele der über 3.000 Passagiere beklagten, dass die Besatzung ihnen keine ausreichenden Anweisungen zur Evakuierung des Schiffs gegeben habe. Außerdem werfen sie der Crew vor, die Aussetzung der Rettungsboote so lange verzögert zu haben, bis sie wegen der Schräglage des Schiffs nicht mehr ausgebracht werden konnten. Mehrere Passagiere berichteten, Besatzungsmitglieder hätten den Passagieren 45 Minuten lang erzählt, der Lichtausfall sei durch ein einfaches technisches Problem verursacht worden.

Kapitän festgenommen - Hochzeitspaar lebend entdeckt

Weiter berichteten die Passagiere, dass seit dem Beginn der Kreuzfahrt am 7. Januar bis zu dem Unglück keine Evakuierungsübung abgehalten worden sei. Für Samstag war eine solche Übung geplant.

Die Ermittlungen konzentrieren sich auf den Kapitän. Gegen den 52-jährigen Francesco Schettino ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Herbeiführung eines Schiffbruchs. Er sei im Dienst gewesen und habe die Route vorgegeben, auf der sich das Schiff „sehr ungeschickt“ der Insel genähert habe und auf einen Felsen gefahren sei, erläuterte Staatsanwalt Francesco Verusio. Zudem habe er das Schiff verlassen, als ein Großteil der Passagiere und Besatzung noch darauf wartete, von Bord zu kommen. Auch gegen den ersten diensthabenden Offizier werde ermittelt, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Der Kapitän wurde festgenommen, weil Fluchtgefahr bestehe oder er Beweismaterial manipulieren könnte, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Von der gefundenen Blackbox erhoffen sich die Ermittler Aufschluss über den Unfallhergang. Das Schiff sei „unglaublich nahe“ ans Ufer herangefahren, sagte der leitende Staatsanwalt von Grosseto, Francesco Verusio. Nach Medienberichten könnte das Schiff der Insel zu nahe gekommen sein, weil man die Bewohner von Giglio mit einem Sirenenton habe grüßen wollen. Das hätten schon viele Schiffe so gemacht, sagte Giglios Bürgermeister Sergio Ortelli laut Ansa. „Diesmal ist es schiefgelaufen“, fügte Ortelli an.

Die Betreibergesellschaft der "Costa Concordia" räumte Fehler des Kapitäns ein. Es habe den Anschein, als ob der Kapitän eine fehlerhafte Einschätzung vorgenommen habe, indem er zu nahe an die Küste gefahren sei und von den Evakuierungsprozeduren abgewichen sei, hieß es laut Medienberichten in einer Erklärung des in Genua ansässigen Unternehmens Costa Crociere am Sonntagabend. Costa äußerte „sein tiefstes Bedauern über diesen schrecklichen Unfall“. Anschließend distanzierte sich das Unternehmen von ihrem heftig kritisierten Unglücks-Kapitän Francesco Schettino. „Es scheint, dass der Kommandant Beurteilungsfehler gemacht hat, die schwerste Folgen gehabt haben“, heißt es in einer am Abend verbreiteten Erklärung der in Genua ansässigen Gesellschaft.

Frankreich bestätigte unterdessen, dass zwei der Toten französische Staatsbürger waren. Ein peruanischer Diplomat identifizierte das dritte Todesopfer als ein 49-jähriges, peruanisches Crewmitglied. Mehr als 30 Personen wurden verletzt, zwei davon schwer.

Bergungsspezialist Smit soll Öl aus Kreuzfahrtschiff pumpen

Nach der Schiffskatastrophe vor der italienischen Westküste bereiten Spezialisten ein Leerpumpen der Öltanks der „Costa Concordia„ vor. Die niederländische Bergungsfirma Smit sei vom Eigner und dem Versicherer des Kreuzfahrtschiffs mit den Pumparbeiten beauftragt worden, sagte ein Sprecher des Smit-Mutterkonzerns Boskalis Westminster am Sonntag.

Nach der Katastrophe mit mehreren Toten und vielen Vermissten am Freitagabend wird auch eine Ölpest infolge leckgeschlagener Schiffstanks befürchtet. Bisher seien aber keine solchen Lecks bekannt, sagte der Boskalis-Sprecher. Smit, einer der weltweit größten Schiffsbergungsspezialisten, war unter anderem an der Hebung des verunglückten russischen Atom-U-Boots „Kursk“ 2001 und der Bergung der im Ärmelkanal gesunkenen Fähre „Herald of Free Enterprise“ 1987 beteiligt.

„Erste Priorität hat die Suche nach den Vermissten. Daran sind wir nicht beteiligt“, sagte der Boskalis-Sprecher. „Sobald wir das Schiff betreten können und wenn es stabil ist, können wir mit dem Abpumpen des Öls beginnen.“ Erst danach könnten Versicherer und Schiffseigner entscheiden, ob das 290 Meter lange Wrack geborgen werden könne. Dabei handele es sich um einen separaten Auftrag, der noch nicht vergeben sei. Die „Costa Concordia“ gehört der italienischen Reederei Costa Cruises, einer Tochter des weltgrößten Kreuzfahrtkonzerns Carnival mit Zentrale in den USA.

Kreuzfahrtgesellschaft: „Costa“ hatte absonderlichen Kurs

Ein „absonderlicher Kurs“ der „Costa Concordia“ hat nach Expertenansicht zum Unglück des Kreuzfahrtschiffs geführt. Das Schiff sei viel zu nah an die Küste der Insel Giglio und damit in gefährliches Gebiet gelangt, berichtete die Kreuzfahrtgesellschaft European Cruiser Association (Eucras) am Sonntag in Wiesbaden mit Verweis auf Schiffsnavigationsdaten. „Dieser Kurs hätte nie gesteuert werden dürfen.“

„Wir haben die Navigationsdaten der Costa Concordia ausgewertet. Sie zeigen, dass das Schiff nicht geradeaus durch die Meeresenge an der Isola del Giglio vorbei steuert, sondern direkt auf die Insel zu“, sagte Eucras-Präsident Stefan Jäger. „Wäre das Schiff gerade durch die Meeresenge gesteuert, wäre nichts passiert“, ergänzte der Experte. „Warum dieser Kurs eingeschlagen wurde, muss der Kapitän den Behörden erklären. Warum die Reederei solche Manöver zulässt, ist zu fragen. Immerhin berichteten Anwohner, dass Costa-Schiffe öfters so nah kämen.“

Hiobsbotschaft für Boombranche

Die „Costa Concordia“ hat schwere Schlagseite, Hubschrauber kreisen über dem havarierten Schiff, bei der Rettung spielen sich chaotische Szenen ab. Es sind die Bilder des Kreuzfahrt-Dramas in Italien, die ganz und gar nicht passen zu den Hochglanz-Prospekten einer erfolgsverwöhnten Branche – die nichts anderes als Träume auf See verkaufen will. Seit Jahren boomt das Kreuzfahrtgeschäft – der Schiffbruch der „Costa Concordia“ aber könnte die Branche erschüttern und eine neue Sicherheitsdebatte aufflammen lassen.

Als schweren Schlag für die Branche wertete die European Cruiser Association (Eucras), ein Verein für Passagiere und Crew-Mitglieder, das Drama vor der toskanischen Küste mit mindestens fünf Todesopfern. Das Unglück sei angesichts der modernen Navigationsgeräte ein Rätsel, sagte Eucras-Präsident Stefan Jaeger. Der Deutsche Reiseverband (DRV) dagegen hielt sich zunächst zurück: Man müsse erst einmal abwarten, was die Ursache des Unglücks sei, sagt Sprecher Torsten Schäfer.

Unter den Besuchern der Urlaubsmesse CMT in Stuttgart ist das Unglück am Wochenende Thema vieler Gespräche. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie so was mit der heutigen modernen technischen Ausrüstung passieren kann“, fragt ein Besucher: „Man macht sich Gedanken, ob man überhaupt wieder eine Kreuzfahrt macht.“ Susanne und Peter Bäsler aus Esslingen haben bereits eine Entscheidung getroffen. „De facto wollte ich eine Reise wieder mit Aida im September buchen. Dieses Unglück ist für mich unfassbar. Und wenn es denen passiert, kann es auch einer Aida passieren“, sagt Susanne Bäsler.

Eine andere Besucherin dagegen meint: „Wir haben für Juni eine Reise gebucht und wir gehen trotzdem“, sagt Andrea Eberle aus Weinstadt. „Man bekommt schon Gänsehaut, wenn man das sieht, aber ich denke, Flugzeuge stürzen auch ab, mit dem Auto kann auch jeden Tag etwas passieren.“

DRV-Sprecher Schäfer sieht trotz der Havarie der „Costa Concordia“ keine negativen Auswirkungen auf die Branche. Kreuzfahrtschiffe gehörten zu den sichersten Verkehrsmitteln. Und: „So schlimm dieses Unglück ist, es zeigt einmal mehr, dass wir uns in einer Welt bewegen, wo jeden Tag etwas passieren kann.“

Seit Jahren ragen die Wachstumskurven der Kreuzfahrtbranche steil nach oben, mit satten Zuwächsen von rund 20 Prozent. Galten Kreuzfahrten angesichts der teuren Preise lange Zeit als Nische, ist die Branche längst auf dem Weg zum Massenmarkt. Das Angebot hat sich in den vergangenen Jahren erheblich differenziert. Neben Luxus-Schiffen können Urlauber auch vergleichsweise preiswerte Reisen auf „Clubschiffen“ buchen, immer mehr junge Leute stechen in See.

1,2 Millionen Passagiere in Deutschland buchten laut DRV 2010 eine Kreuzfahrt auf hoher See, die Zahlen für 2011 sollen im März vorgelegt werden. Das Geschäft hat sich zu einem Milliarden-Markt entwickelt, die Veranstalter von Hochsee-Kreuzfahrten, Aida und Hapag-Lloyd, kamen 2010 auf einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro. Und die Branche erwartet noch goldenere Zeiten. „Der Markt ist noch sehr unterentwickelt in Deutschland“, sagt Schäfer und verweist darauf, dass zum Beispiel in Großbritannien oder den USA viel mehr Menschen in Relation zur Gesamtbevölkerung eine Kreuzfahrt unternähmen.

Die führenden US-Reedereien derweil sind angesichts des lahmenden Wachstums auf dem Heimatmarkt auf Expansionskurs in Europa, der Kampf auch um den deutschen Markt wird härter. In den USA sitzt auch der weltweite Branchenprimus Carnival. Ende der 90er Jahre kauften die Amerikaner die traditionsreiche italienische Reederei Costa Crociere - deren Schiff „Costa Concordia“ nun kenterte.

Am Messestand von Costa auf der Reisemesse CMT ist am Sonntag niemand zu sehen. Auf einer Tafel steht: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen, denen wir unser tiefes Beileid und Mitgefühl aussprechen. Zurzeit setzen wir all unsere Kräfte dafür ein, die Rettungsaktion abzuschließen.“

Notfallnummern für Angehörige:

Krisen-Hotline des AA: 030/18170

Bereitschaftsdienst Generalkonsulat Mailand: 0039-335- 6255622

Bereitschaftsdienst Deutsche Botschaft Rom: 0039-335-7904170

Hintergrund: Das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia

Die "Costa Concordia“ gehört nach Angaben des Eigners zu den neuesten und größten Kreuzfahrtschiffen, die derzeit auf den Meeren unterwegs sind. Sie wurde 2006 gebaut und bietet in 1500 Kabinen Platz für 3780 Passagiere. Betreiber ist das italienische Kreuzfahrtunternehmen Costa Crociere mit Sitz in Genua. Das Schiff misst 290 Meter und ist gut 35 Meter breit. Es schafft bei 114.500 Bruttoregistertonnen eine maximale Geschwindigkeit von 23 Knoten (rund 43 Stundenkilometer). 1100 Besatzungsmitglieder kümmern sich um die Gäste. An Bord befinden sich auf 17 Decks neben fünf Restaurants auch ein Theater, ein Kino sowie Clubs und Diskotheken.

Mit Material von dpa und dapd