Sensation mit Rekord! 37.000 Menschen feiern auf der Reeperbahn, 14,6 Millionen Zuschauer schauten Lenas Sieg beim Grandprix im Fernsehen.

Hamburg/Oslo. Ganz Europa liegt Lena zu Füßen, Deutschland feiert die Hannoveranerin. 28 Jahre nach dem Sieg von Nicole mit „Ein bißchen Frieden“ hat wieder eine junge Sängerin für Deutschland den Grand Prix geholt. Die 19-jährige Lena aus Hannover lag am Sonnabendabend mit ihrem Song „Satellite“ sehr deutlich vor der Konkurrenz. Mit 246 Punkten gewann Deutschland vor der Türkei (170 Punkte) und Rumänien (162). Damit findet der 56. Eurovision Song Contest im Jahr 2011 in Deutschland statt.

Am Spielbudenplatz stieg die große Party - 37.000 Fans jubelten, schwenkten Deutschland-Fahnen und feierten. Aber auch an den Bildschirmen verfolgten Fans das Spektakel. Lena erreichte eine Traumquote. 14,69 Millionen Zuschauer sahen den zweiten deutschen Grand-Prix-Sieg. Das war der zweitbeste Wert seit Einführung der aktuellen Quotenmessung - nur 1980, als Katja Ebstein den zweiten Platz holte, schauten mit 17,35 Millionen mehr zu.

Lena selbst konnte ihren Sieg kaum fassen. „Oh mein Gott, ich dreh durch!“, rief sie völlig überwältigt. „Ich bin so glücklich. Ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffen kann“, sagte sie auf der Osloer Eurovisions-Bühne auf Englisch als sie ihre Gewinnerstatue vom Vorjahressieger Alexander Rybak samt Küsschen überreicht bekam. Dann fragte sie etwas erschrocken: „Muss ich nochmal singen?“, bevor sie mit Deutschlandfahne in der Hand loslegte. „Oh my God, this is so crazy“, rief sie spontan mitten im Lied – wie schon bei ihrem Sieg in der Castingshow „Unser Star für Oslo“ im März, mit der TV-Entertainer Stefan Raab den Grand Prix aus der Versenkung hervorholte. Schon vor dem Ende der dreistündigen Show, als noch sechs Länderwertungen ausstanden, hatte Lena uneinholbar vorn gelegen. Die Höchstwertung zwölf Punkte – „twelve points“ – für Lena gab es aus Dänemark, Estland, Finnland, Spanien, der Slowakei, Lettland, Norwegen, der Schweiz und Schweden. Von 38 Konkurrenzländern gaben nur fünf keine Punkte für Lena, aus allen anderen Nationen kamen Zähler für die 19-Jährige.

Lena war als 22. der 25 Finalteilnehmer mit „Satellite“ dran – und absolvierte ihren Auftritt auf der großen Eurovisions-Bühne mit Bravour. Zwar merkte man der 19-Jährigen ihre Nervosität an, und ab und zu schnappte sie hörbar nach Atem, doch das machte die 19-Jährige mit ihrer typisch koketten, frechen und unbekümmerten Art mehr als wett. Vor allem hatte sie sichtlich Spaß während ihrer drei Minuten im Rampenlicht. Ihr Gesicht und ihre Körpersprache strahlten Freude pur aus. Im typischen Lena-Outfit – kurzes schwarzes Kleidchen, schwarze Strumpfhose, hohe Schuhe – flirtete sie zuweilen mit der Kamera, bewegte sich sparsam tänzelnd und unterstrich ihren Songtext mit ausladenden Gesten. Die 18000 Fans in der Fußballhalle jubelten ihr zwischendurch immer wieder lautstark zu.

In Deutschland feierten Tausende Fans ihre Lena bei großen Grand- Prix-Partys. Auf der Hamburger Reeperbahn stieg traditionell die offizielle Eurovisions-Feier der ARD, die stets vor und nach dem Wettbewerb live übertragen wird. „Ich hab' voll Bock, das wird total geil“, hatte Lena ihren Fans bei einer Schalte noch kurz vor dem Start des 55. Eurovision Song Contests zugerufen. Auch in Lenas Heimatstadt Hannover stieg eine große Sause. Zum zentralen Public- Viewing unter dem Motto „Wir für Lena“ waren vor dem Rathaus zwei große Leinwände aufgebaut, auf denen der Contest live übertragen wurde. Der fing pünktlich um 21.00 Uhr mit dem norwegischen Vorjahressieger Alexander Rybak an, der seinen 2009er Gewinnersong „Fairytale“ von der Bühne in Oslo schmetterte. Dann begann die Aserbaidschanerin Safura mit der Ballade „Drip Drop“.

Lenas Triumph zum Nachlesen im Liveticker

Die Qualität der 25 Beiträge im größten Musikwettbewerb der Welt, den vermutlich mehr als 100 Millionen Fernsehzuschauer sahen, war im Großen und Ganzen gut und wesentlich besser als bei vielen Grand Prix' bisher. Von herzergreifenden Balladen über fetzige Dance-Pop- Nummern und Rock-Kracher bis zu mitreißendem Ethno-Pop war alles dabei; richtig üble Nummern zum Abschalten waren diesmal kaum dabei. „Ein Super-Jahrgang“, kommentierte ARD-Moderator Peter Urban.

TV-Entertainer Hape Kerkeling verkündete die deutsche Punktwertung - und begrüßte die Moderatoren in Oslo erst einmal auf Norwegisch. Die Höchstwertung zwölf Punkte – „twelve points“ – vergaben die deutschen Grand-Prix-Fans an den Belgier Tom Dice mit seiner Gitarrennummer „Me And My Guitar; zehn Punkten gingen an die Türkei und acht an Griechenland – beide Länder bekommen traditionell ordentlich Punkte aus Deutschland.

Ganz zu Beginn des Wettbewerbs hatte es eine schwere Panne gegeben: Während des Auftritts des Spaniers Daniel Diges (Startnummer 2) stürmte ein Mann auf die Bühne und tanzte wenige Sekunden mit der Begleitgruppe des Spaniers, bevor ihn Sicherheitskräfte wieder in den Zuschauerraum trieben. Es handelt sich um Jaume Marquet Cotkjent aus Barcelona, der als „Jimmy Jump“ bekannt ist. Er hat sich mit derlei Aktionen schon einen Namen gemacht und es unter anderem beim Finale der Fußball-EM 2004 auf das Spielfeld geschafft. Diges durfte am Ende des 25er-Teilnehmerfeldes nochmal ran und seinen schönen Gauklersong „Algo pequenito“ singen, weil er „irritiert wurde“, wie die Veranstalter entschieden.