Hamburg. 1: Aserbaidschan Safura ("Drip Drop"). So sexy und tänzerisch perfekt sind Herzschmerz und Tränen selten dargestellt worden. Die 17-Jährige kann sogar singen und gilt mit ihrem R&B-Song als Top-Favoritin.

2: Spanien Daniel Diges ("Algo Pequeñito"). Alles Walzer! Dramatisch, romantisch, authentisch, aber im Rest Europas erfolglos. Der TV-Moderator und Musicaldarsteller ist ein Bewerber um den letzten Platz.

3: Norwegen Didrik Solli-Tangen ("My Heart Is Yours"). Der 22-Jährige konkurriert mit Irland um den Titel: Oslos schönste "Titanic"-Ballade. Dank Heimvorteil ganz weit vorn.

4: Moldawien Sun Stroke Project & Olia Tira ("Run Away"). Die 21 Jahre alte Tochter eines russischen Offiziers bringt Feuerwerk, Streicher und Saxofonisten auf die Bühne. Ein Eurodance-Song wie von DJ BoBo. Nur schräger. Chance: mittelmäßig.

5: Zypern Jon Lilygreen ("Life Looks Better In Spring"). Der 22 Jahre alte Waliser singt ein eher ruhiges Lied aus der Feder zweier Zyprioten. Boygroup-Sound der 90er-Jahre. Nett und harmlos.

6: Bosnien-Herzegowina Vukasin Brajic ("Thunder And Lightning"). Der 26-Jährige "Bon Jovi vom Balkan" rockt mit Streichern. Das könnte Ost wie West gefallen - mehr als ein Geheimtipp.

7: Belgien Tom Dice ("Me And My Guitar"). Der Titel (Meine Gitarre und ich) ist Programm, der 20-Jährige und sein Schmusesong erinnern an James Blunt. Damit hat er gute Außenseiterchancen.

8: Serbien Milan Stankovic ("Ovo Je Balkan"). Oh, je, "Wir sind Balkan"! Und blond: Der 22-Jährige wirkt mit seinem Pony androgyn, mischt Folklore mit Techno à la Scooter. Ein Loblied auf den Balkan - die Anrainer werden es ihm danken.

9: Weißrussland 3+2 ("Butterflies"). Die Zwillinge Alyona und Ninel, 25, sind Mitglieder des Präsidentenorchesters in Minsk. Sie besingen nicht nur Schmetterlinge, sie treten auch mit riesigen Flügeln auf. Für Platz 1 reicht es nur im Kostümwettbewerb.

10: Irland Niamh Kavanagh ("It's For You"): Kann die Siegerin von 1993 ihren Triumph wiederholen? Die 41-Jährige singt zwar nicht "My Heart Will Go On", es klingt aber in etwa so. Top-5-verdächtig.

11: Griechenland Giorgos Alkaios ("Opa!"): "Und los!" Der 38 Jahre alte griechische Erfolgssänger zwischen Sirtaki und Balkan-Party. Das wird sicher keine Pleite.

12: Großbritannien Josh Dubovie ("That Sounds Good To Me"). Der 19-Jährige singt einen gefälligen, aber altbackenen Schlager, der nur mit britischem Humor zu ertragen ist. Ein Armutszeugnis für das Mutterland der Popmusik.

13: Georgien Sofia Nizharadze ("Shine"). Die 24 Jahre alte Musicaldarstellerin hat eine Stimme wie Céline Dion und singt eine der schönsten Balladen in Oslo. Geheimtipp Nr. 1.

14: Türkei Manga ("We Could Be The Same"). Die 2009 von MTV als "bester europäischer Act" ausgezeichnete Nu-Metal-Band setzt auf einen westlichen Rap-Rock-Mix mit Streichern und einem Hauch Orient. Immer gut für einen Spitzenplatz.

15: Albanien Juliana Pasha ("It's All About You"). Die stimmgewaltige 30-Jährige singt Allerweltspop nach US-Vorbild. Setzte sich im Halbfinale trotz Plagiatsvorwürfen durch. Gut fürs Mittelfeld.

16: Island Hera Björk ("Je Ne Sais Quoi"). Die 38 Jahre alte Walküre singt französisch ("Ich weiß nicht, was") und englisch. Die Gesangslehrerin bringt mit 90er-Jahre-Technopop einen Vulkan zum Brodeln. Die Top 10 sind drin.

17: Ukraine Alyosha ("Sweet People"). Die 24-Jährige hat eine große Rockstimme, aber ihr Song ist erschreckend schwach. Er wurde erst nominiert, nachdem ihr ursprünglicher Beitrag als Plagiat entlarvt wurde. Außer Spesen nichts gewesen.

18: Frankreich Jessy Matador ("Allez Olla Olé"). Der gebürtige Kongolese könnte mit dem Fußball-WM-Song des französischen Fernsehens weit nach vorn stürmen. Zum Mitsingen. Realistisch ist das Mittelfeld.

19: Rumänien Paula Seling & Ovi ("Playing With Fire"). Der Komponist lebt seit 1995 als populärer Sänger in Norwegen. Seine Partnerin gewann 2002 einen rumänischen MTV-Award. Belangloser Discopop am gläsernen Doppelklavier. Hinteres Drittel.

20: Russland Peter Nalitch ("Lost And Forgotten"). Der 29 Jahre alte Tenor aus Moskau singt eine schwermütige Ballade über Liebeskummer. So traurig und kitschig kann Pop sein. Aber die "Satellitenstaaten" werden für ein Punktepolster sorgen.

21: Armenien Eva Rivas ("Apricot Stone"). Die 22 Jahre alte "Miss Talent" (190 Zentimeter) setzt auf modernen, ergreifenden Ethno-Pop. Hübsch anzusehen - und zu hören. Ein echter Geheimtipp.

22: Deutschland Lena ("Satellite"). Die 19-Jährige aus Hannover startet gegen 22.35 Uhr. Bleibt Mentor Stefan Raab auch bei seinem vierten Grand-Prix-Anlauf (einmal als Sänger, dreimal als Produzent) ein Garant für einen Top-8-Platz?

23: Portugal Filipa Azevedo ("Há Dias Assim"). Die 18-Jährige, die schon mit 16 eine Castingshow gewann, besingt in ihrer Muttersprache leidenschaftlich "Tage wie diesen". Für Fans von Andrew Lloyd-Webber. Hörenswert - und gut für eine Überraschung.

24: Israel Harel Skaat ("Milim"). Keine große Show, nur Gesang und Musik: Der 28-Jährige ist ein großartiger Sänger, sein Song ("Worte") sehr melancholisch und ergreifend, aber auch etwas zu schwergängig für einen Spitzenplatz.

25: Dänemark Chanée & N'evergreen ("In A Moment Like This"): Police trifft ABBA. Ein Schwede hat dem Duo - einer Sängerin mit thailändischen Ahnen und einem Sänger aus Århus - einen Grand-Prix-Hit alter Schule geliefert. Aus Erfahrung gut.