Bei der ersten Pressekonferenz seit dem Ehebruch-Bekenntnis im Dezember 2009 gab sich der Golfprofi professionell.

Augusta/Frankfurt. Golf-Superstar Tiger Woods war bei seiner ersten, mit Spannung erwarteten Pressekonferenz seit dem Ehebruch-Bekenntnis im Dezember 2009 ein echter Vollprofi. Gefasst und hochkonzentriert stellte sich der 34 Jahre alte Kalifornier drei Tage vor seinem sportlichen Comeback nach fünfmonatiger Wettkampfpause beim US-Masters in Augusta am Ostermontag dem 35- minütigen Frage- und Antwortspiel. „Nichts hat sich geändert. Ich will gewinnen“, sagte der gelöst wirkende Woods nach einer kompletten Trainingsrunde mit seinem Ryder Cup-Kumpel Jim Furyk und später mit US-Landsmann Steve Stricker. „Der Empfang hier hat mich einfach umgeworfen.“

Seine Ehefrau Elin Nordegren wird wie auch seine Kinder nicht beim ersten Major des Jahres dabei sein, betonte Woods. Nur ein paar handverlesene Reporter durften seine Flucht nach vorn aus dem selbstverordneten Rückzug vom Turnierzirkus hautnah mitverfolgen.

Der Rest der Medienschar musste unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen im Konferenzraum an der legendären Magnolia Lane draußenbleiben. „Ich freue mich riesig, wieder hier zurück zu sein, wo ich hingehöre. Es war ein unglaublich gutes Gefühl. Die riesige Unterstützung der Fans und Kollegen hat mein Herz wahnsinnig berührt“, betonte Woods. „Meine Therapie hat mir gutgetan und mir Werte meiner Familie, Mutter, Frau und Kinder bewusst gemacht. Aber jetzt bin ich topfit.“

Warum Woods sich im Januar in eine Therapie angeblich gegen Sexsucht begeben hatte, wollte er nicht begründen. Aber er werde sie fortsetzen. So tief Woods nach seinen Sexskandalen gefallen ist, so unermesslich hoch aber sind die Erwartungen an die Rückkehr des Superstars in den Golf-Zirkus beim US-Masters von Donnerstag bis Sonntag in Georgia.

Völlig überraschend und gegen seine Praxis war der als Ehebrecher entlarvte einstige Saubermann nach fünfmonatiger Wettkampfpause bereits zu Ostern im exklusivsten Golfclub der Welt aufgetaucht. Ein Klaps hier und da. Ein knapper Wortwechsel mit seinem Kollegen Paul Casey und Ryder Cup-Kumpel Jim Furyk. Neun Löcher gespielt – und schon war Woods wieder weg. Seine betrogene Ehefrau Elin Nordegren hatte sich nicht blicken lassen und es vorgezogen, auf Distanz zur Öffentlichkeit zu gehen.

Lange wie nie zuvor in der 20 Jahre währenden Freundschaft hatte zuvor sein väterlicher Kumpel Mark O'Meara seinen „Zögling“ umarmt. „Ich habe ihn seit Juli nicht mehr gesehen. Ich liebe den Bengel. Ich verstehe, was passiert ist, es war bestimmt nichts Gutes. Aber es tangiert unsere Beziehung nicht“, so O'Meara.

Die Begleitmusik im Boulevard war nur eine Vorahnung von dem zu erwartenden Hype um den ersten Sportmilliardär. Das mediale Crescendo zum Neustart seiner Karriere stellte das Theater um das Profi-Debüt des Branchenriesen 1996 bei weitem in den Schatten. Sean McManus, Sportchef des US-TV-Senders CBS, der mit ESPN wechselweise die Wettkampf-Woche überträgt, verglich den Woods-Auftritt vor der Presse sogar mit dem Spektakel bei der Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama.

Aber die Gier der Öffentlichkeit nach der Golf-Ikone kennt keine Grenzen. 144 Tage nach seinem letzten Turniererfolg stellt sich Tiger Woods wieder im Wettkampf. Noch sind die Fragen und das Rätsel nicht gelöst, was wirklich zu dem Auto-Unfall vor seiner Haustür im Morgengrauen des 27. November geführt hat.