Soldaten patrouillieren mit Waffen in der vom Beben besonders hart getroffenen Stadt Concepción. Die Ausgangssperre wurde verlängert.

Concepción/Santiago de Chile. In der vom Erdbeben in Chile besonders hart betroffenen Stadt Concepción haben die Behörden die nächtliche Ausgangssperre wegen anhaltender Plünderungen bis Dienstagmittag (15.00 Uhr MEZ) verlängert. Bereits seit Montagabend waren Soldaten mit gut sichtbaren Waffen in Chiles zweitgrößter Stadt präsent. Bis zum Morgengrauen errichteten tausende Einwohner in der wegen Stomausfalls in vollkommene Dunkelheit getauchten Stadt Barrikaden, an denen sie selbstgefertigte Plakate mit Warnungen gegen Plünderer befestigten. Am Morgen zogen sich die in vielen Straßen aufgefahrenen Panzerfahrzeuge zurück. Unter Missachtung der Ausgangssperre waren auch Lastwagen und Autos unterwegs.

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Nach Angaben von Vize-Innenminister Patricio Rosende wurde bei Plünderungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei am Montag (Ortszeit) in Concepción ein Mensch getötet. Etwa 160 Menschen seien festgenommen worden. Wie AFP-Reporter berichteten, wurde eine Gruppe von dutzenden Einwohnern zunächst von der Polizei zurückgedrängt, als sie versuchte, sich in der 500.000-Einwohner-Stadt in einem Supermarkt mit Lebensmitteln zu versorgen. Für Concepción galt bereits seit Sonntagabend eine nächtliche Ausgangssperre. Um Plünderungen und Gewalt zu verhindern, wurde eine solche am Montagabend auch über die Städte Talca, Cauquenes und Constitución verhängt.

Nachbeben erschweren Hilfsmaßnahmen

Nachbeben und schlechtes Wetter haben unterdessen am Dienstag die Hilfsbemühungen im chilenischen Erdbebengebiet erschwert. Allein seit Mitternacht wurden elf Beben von Stärken bis zu 5,5 gemessen.

US-Außenministerin Hillary Clinton wird zu einem Kurzbesuch in Santiago erwartet. Sie wollte sich einen Eindruck über das Ausmaß der Katastrophe verschaffen, bei dem mehr als 700 Menschen ums Leben kamen und weite Landstriche im Zentrum und Süden des langgestreckten Landes verwüstet wurden. Das Erdbeben der Stärke 8,8 vom Sonnabend sei in seinen Auswirkungen schlimmer als alles, was Chile bisher erlebt habe.

Auch Perus Präsident Alan García wollte nach Chile reisen und Hilfsgüter, darunter auch ein Feldlazarett, übergeben.