UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte zehn Millionen Dollar zu. Für Mittwoch berief er eine Sondersitzung der Vereinten Nationen zur Lage in Chile ein.

Santiago de Chile. Gut eine Woche nach dem verheerenden Beben der Stärke 8,8 in Chile ist eine Welle der Hilfsbereitschaft für die Opfer angelaufen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte bei einem Besuch zehn Millionen Dollar (7,4 Millionen Euro) Soforthilfe zu, Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) wollte bei einem Kurzbesuch am Sonntag Hilfsgüter übergeben, eine Spendensendung im chilenischen Fernsehen erbrachte umgerechnet 42 Millionen Euro. Das war mehr als doppelt soviel wie von den Organisatoren erhofft.

Das Geld soll für die Errichtung zehntausender Notunterkünfte verwendet werden. Bei dem Beben der Stärke 8,8 waren am Sonnabend vergangener Woche mindestens 452 Menschen ums Leben gekommen. Eine halbe Million Wohnungen wurden schwer beschädigt, Milliardenschäden entstanden an der Infrastruktur. Selbst die Weinindustrie wurde in Mitleidenschaft gezogen: Nach Winzerangaben wurden etwa 100 Millionen Liter Wein vernichtet – meist Qualitätsweine für den Export. In den Kellereien seien viele Eichenfässer und Flaschen zu Bruch gegangen.

Ban, der den Chilenen „großen Mut und Widerstandskraft“ bescheinigte, zeigte sich nach einem Besuch in der Katastrophenregion erschüttert vom Ausmaß der Zerstörungen. „Die Schäden sind enorm, besonders an der Infrastruktur“, sagte er. „Viele Menschen haben kein Haus mehr, keine sanitären Einrichtungen, kein Wasser und keine Lebensmittel“, fügte Ban hinzu. Mit dem gewählten Präsidenten Sebastián Piñera, der sein Amt kommenden Donnerstag übernimmt, vereinbarte der UN-Chef die Bildung einer Arbeitsgruppe, um die Hilfe zu koordinieren. Für kommenden Mittwoch berief Ban zudem eine Sondersitzung der Vereinten Nationen zur Lage in Chile ein.

Unterdessen gab Vize-Innenminister Patricio Rosende die Zahl der identifizierten Todesopfer mit 452 an. Über die Zahl Vermissten oder noch nicht identifizierten Toten machte er keine Angaben. Es wurde aber befürchtet, dass die Zahl der Toten noch steigen werde. Die Regierung war in die Kritik geraten, weil sie die Zahl der Todesopfer wegen eins Zählfehlers zunächst zu hoch angesetzt hatte.

Aber auch acht Tage, nachdem eines der stärksten je registrierten Erdbeben Zentralchile südlich der Hauptstadt Santiago erschütterte, gab es immer noch kräftige Nachbeben mit Stärken weit über 6,0. Experten warnten sogar vor der Gefahr noch stärkerer Beben in den nächsten Monaten. „Die Menschen sollten auf der Hut sein. Wenn die Erde bebt, sollten sie sofort in höher gelegene Gebiete gehen und dort mehrere Stunden bleiben“, riet der Seismologe Barry Hirshorm in einem Interview mit der Zeitung „La Tercera“. Die bereits mehr als 150 heftigen Nachbeben verbreiteten immer wieder Angst und Schrecken.

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In Concepción brachen Helfer die Suche nach einem letzten Verschütteten in einem 14-stöckigen Wohnhaus zunächst ab. Der Abriss des bei dem Beben umgestürzten und zerbrochenen Apartmentblocks begann, ohne dass ein letzter in dem Haus vermuteter junger Mann gefunden werden konnte. Ein Staatsanwalt ordnete jedoch die Fortsetzung der Suche an, nachdem Suchhunde angeschlagen hatten.