Die russische Maschine vom Typ Suchoi Superjet 100 war mit modernster Technik ausgestattet, in Indonesien sollte das Flugzeug Kunden gezeigt werden.

Jakarta. Mit dem Absturz ihres neuen Vorzeige-Flugzeugs in Indonesien hat die russische Luftfahrt möglicherweise einen schweren Rückschlag erlitten. Der Suchoi Superjet 100 (SSJ 100) sei die große Hoffnung der russischen Industrie gewesen, sagte der australische Luftfahrt-Experte Tom Ballantyne am Donnerstag. Die Maschine war am Vortag bei einem Schauflug im Westen Indonesiens mit 45 Menschen an Bord an einem inaktiven Vulkan zerschellt; die Bergungsmannschaften fanden zunächst keine Hinweise auf Überlebende.

Eigentlich hätte der Superjet seine Präsentation nach 50 Minuten beenden und zum Flughafen in Jakarta zurückkehren sollen. Doch 21 Minuten nach dem Start verschwand die Maschine von den Radarschirmen der Fluglotsen. "Wenn es ein technischer Fehler ist, wird es sicherlich sehr ernst werden" für die russische Luftfahrtindustrie, erklärte Ballantyne. Sollte der Fehler hingegen beim Piloten oder bei der Flugsicherung liegen, könnte der Konzern Suchoi sagen, es habe nicht am Flugzeug gelegen. Russland habe in den vergangenen Jahren eine "schlechte Bilanz" in der zivilen Luftfahrt gehabt. "Daher war dieses Flugzeug lebenswichtig für die russische Industrie", sagte Ballantyne.

Der SSJ 100 war das erste komplett neue russische Passagierflugzeug, das seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor 20 Jahren entwickelt wurde. Mit einem Preis von rund 35 Millionen Dollar (etwa 27 Millionen Euro) war es im Vergleich zur Konkurrenz relativ günstig. Mehr als 170 Bestellungen lagen dem Konzern bereits vor, der damit auf dem Weltmarkt in Konkurrenz zu den Konzernen Airbus und Boeing treten wollte.

Mitglieder der Rettungskräfte fanden nach Angaben ihres Sprechers Gagah Prakoso am Hang des Vulkans in der Provinz Westjava erste Todesopfer. Starker Nebel zwang die Bergungsteams, die Bergung auf Freitag zu verschieben. Die Einsatzkräfte rechneten demnach nicht damit, Überlebende zu finden.

Angehörige, die die Nacht auf dem Flughafen verbracht hatten, brachen in Tränen aus, als der Fund des Flugzeugwracks bekanntgegeben wurde. Zunächst war von 50 Insassen die Rede gewesen, die Zahl wurde aber später korrigiert. Die gefundenen Opfer sollten mit Hubschraubern geborgen und in die Hauptstadt Jakarta gebracht werden, sagte Prakoso. An Bord der SSJ 100 befanden sich den Angaben zufolge 35 Indonesier: potenzielle Käufer der Maschine und Journalisten. Die übrigen Insassen waren Russen sowie ein US-Bürger und ein Franzose.

Der Superjet, der 2008 seinen Jungfernflug absolviert hatte und seither mehrmals mit technischen Problemen aufgefallen war, befand sich auf einer Schautour durch Asien. Am Mittwoch war er in Jakarta gelandet und zuvor in Birma, Pakistan und Kasachstan präsentiert worden. Laos und Vietnam standen als nächstes auf dem Programm.