Der FC St. Pauli investiert Geld in die Jugend. Refinanziert werden soll das Projekt durch ein Zertifikats-Programm und Geld vom DFB und der DFL.

Hamburg. Das Millerntor-Stadion wird im Zuge des Gegengeraden-Neubaus immer mehr zur Baustelle, doch auch im Nachwuchsbereich setzt der FC St. Pauli seine Investitionen fort. Zur kommenden Saison werden nach der U23 die U19 und U17 in das geplante Funktionsgebäude an die Kollaustraße ziehen. Mittelfristig soll das Trainingsgelände der Profis um drei Fußballplätze erweitert werden (Abendblatt berichtete). Und auch das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) am Brummerskamp wird eine Aufwertung erfahren. Vor vier Wochen gaben die Hamburger die Unterlagen ab, um das NLZ überprüfen zu lassen. Der Klub hofft auf einen neuen Status und daraus Einnahmen von bis zu 560.000 Euro.

Ähnlich wie die RTL-Dschungelcamper kämpft St. Pauli um Sterne. Bis zu drei sind bei der von der Brüsseler Agentur Doublepass durchgeführten und für drei Jahre gültigen Zertifizierung zu erreichen. In acht Kategorien - Ausbildung, Effektivität, Infrastruktur, Organisation, Personal, Strategie, Unterstützung und interne Verbindungen - können Punkte gesammelt und Einnahmen generiert werden. DFB und DFL honorieren die Teilnahme am Verfahren mit 80.000 Euro, jeder Stern bringt 80.000 Euro pro Jahr. St. Pauli war zuletzt 2010 überprüft worden und bekam von den Belgiern eine "exzellente Verbesserung" attestiert, nachdem bei der ersten Überprüfung 2007 nur 33 Prozent der Anforderungen erfüllt worden waren. Mit 48,5 Prozent verfehlten die Hamburger um Nachwuchschef Joachim Philipkowski und seinen organisatorischen Leiter Alexander Eick den Stern aber um 1,5 Prozentpunkte. Ein Ergebnis, das die Verantwortlichen zur Nachzertifizierung veranlasste.

Aufgrund von Verbesserungen in allen Bereichen gilt der Stern bereits vor der noch nicht terminierten Überprüfung durch Doublepass als sicher. Mehr noch: St. Pauli hofft auf zwei Sterne, die dem Klub in den folgenden drei Jahren zusätzliche 480.000 Euro von den Verbänden garantieren und vom Status her auf Augenhöhe mit norddeutschen Konkurrenten wie Hannover 96 (ein Stern) oder Wolfsburg (zwei) stellen würden - Geld, das direkt reinvestiert würde. Spätestens seit Helmut Schulte im März 2008 das Amt des Sportchefs übernahm, genießt der zu Regionalligazeiten unter der Schuldenlast brachliegende Nachwuchsbereich St. Paulis neue Wertschätzung.