Ein Kommentar von Alexander Laux

In der jüngeren Vergangenheit haben sich die Fans des FC St. Pauli den zweifelhaften Ruf erworben, Werfer mit einer außergewöhnlich guten Trefferquote in ihren Reihen zu haben, egal, ob es sich dabei um Bierbecher, Schneebälle oder Kassenrollen handelte. Da wundert es auf den ersten Blick nicht, dass der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes jetzt vergrätzt reagiert und den Tatort des Kassenrollenwurfs - die Stehplatzränge - für ein Spiel zur Sperrzone erklärt.

Doch St. Paulis Präsidium kann gar nicht anders, als gegen das angekündigte Strafmaß Widerspruch einzulegen. Nicht nur, um den treuen Anhang, der während den Spielen stets für die musikalische Untermalung sorgt, nicht zu verstimmen. Für das richtige Ziel - die Erziehung der Fans - statuiert der Verband das falsche Exempel. Es wäre schließlich absurd, dem Kassenrollenwerfer die Absicht zu unterstellen, einen Spieler von Eintracht Frankfurt treffen zu wollen. Zum einen sollte sich die Kassenrolle ganz harmlos abrollen, zum andern standen Profis des FC St. Pauli in unmittelbarer Nähe.

Bei differenzierter Betrachtung - die Vorfälle sind eben nicht vergleichbar mit den gewalttätigen Ausschreitungen in Berlin, Dortmund oder Frankfurt - wäre deshalb eine Geldstrafe ausreichend, verbunden mit der (allerletzten) Ankündigung von Blocksperren, sollten St. Paulis Fans ihre Werfsucht nicht erfolgreich therapieren - zum Beispiel, indem sie auf Toilettenpapier ausweichen. Dreilagig, extrasoft, zu werfen vor dem Anpfiff. Alles andere hat im Stadion nichts zu suchen und ist auch nicht nötig für eine stimmungsvolle Atmosphäre.