Der neue Trainer des HSV, Armin Veh, nimmt kein Blatt vor den Mund und setzt seine Profis vor dem Saisonstart erheblich unter Druck.

Längenfeld. Es kann nur einen geben. Und zwar ihn. "Ich bin Jaro, er ist Drobo", stellt David Jarolim die Verhältnisse bei der Verteilung von Rufnamen klar. Immerhin hatte sein Kumpel und Neuzugang Jaroslav Drobny zuletzt auch auf den Spitznamen Jaro gehört. "Ich setze das im Team durch. Einige folgen mir schon."

Wenigstens ein Erfolg für den 31-jährigen Mittelfeldmann, der in seiner achten Saison beim HSV erstmals um seinen Stammplatz kämpfen muss. Denn mit Jarolim, Neuzugang Gojko Kacar und Zé Roberto streiten sich drei Profis um nur zwei Plätze im neuen 4-2-3-1-System von Trainer Armin Veh. "Ich glaube, dass der Kader noch enger zusammengerückt ist", erkennt Jarolim die verschärfte Konkurrenzsituation an. Nach der Kacar-Verpflichtung war sogar vermutet worden, Veh wolle auf Jarolim verzichten. Doch nachdem der Trainer dies inzwischen dementierte und seinen dienstältesten Stammspieler sogar ausdrücklich herausstellte ("Jaro macht einen super Eindruck"), betont auch Jarolim wieder seinen Führungsanspruch. Aber auch als Kapitän? "Das weiß ich nicht. Mit oder ohne Binde - ich arbeite für mich und bringe meine Leistung. Und die entscheidet."

Nach diesem Prinzip spielte sich Heung Min Son, der Überflieger der Vorbereitung, schon sehr nah an die Stammelf heran. Der Südkoreaner brillierte zuletzt beim 1:1 (Tor: Petric) am Dienstag gegen 1860 München. "Ich weiß, dass ich bei einem solch jungen Mann vorsichtig sein muss und ihn nicht zu viel loben darf", sagt Veh. "Aber ich mache es trotzdem. Und ich höre nicht auf, ihn zu loben. Ich bin überzeugt, dass er sich auf Zeit durchsetzt."

Auf unmissverständlich klare Worte können sich seine Spieler verlassen - in jede Richtung. Gestern bekam dies David Rozehnal zu spüren, der bisherige Verlierer der HSV-Vorbereitung. Im Testspiel gegen 1860 München wurde dem Tschechen sogar Guy Demel als Innenverteidiger vorgezogen. Zusammen mit Heiko Westermann und dem WM-Urlauber Joris Mathijsen hat Rozehnal auf seiner Position gleich drei Spieler vor sich - kaum einholbar. Ein Umstand, der den 30-Jährigen offensichtlich verunsichert.

Damit, stellt allerdings der Trainer klar, müsse ein Profi leben. "Was heißt, er wirkt, als habe er Probleme? Das sind Fakten!" Vehs Analyse: "Ich frage mich nur: warum? Er ist doch keine 18 oder 19 Jahre mehr, ich mache auch keinen Druck." Das ist auch gar nicht nötig. Noch vier bis fünf Spieler, das ist allen im derzeitigen Kader klar, müssen wohl gehen. Und einer von ihnen dürfte Rozehnal sein. "David muss sich auf jeden Fall steigern", so Vehs letztes Angebot. "Er ist jetzt in der Bringschuld."

Ähnlich deutliche Worte findet der HSV-Trainer gegenüber dem DFB. Die jüngsten Vorschläge im Zusammenhang mit dem ungeliebten Länderspiel am 11. August gegen Dänemark, nur Spieler aus Teams einzusetzen, die nicht in internationalen Wettbewerben stehen, lehnt Veh vehement ab: "Alle Bundesliga-Mannschaften haben die gleiche Vorbereitung. Ob mit oder ohne Qualifikation für internationale Wettbewerbe. Das ist lächerlich."

Dem HSV drohen gleich 17 Abstellungen: Westermann, Trochowski, Jansen, Aogo (für Deutschland), Drobny, Jarolim und Rozehnal (Tschechien), Demel (Elfenbeinküste), Pitroipa (Burkina Faso), Rincon (Venezuela), Petric (Kroatien), Tavares (Senegal), Mathijsen und Elia (Niederlande), Benjamin (Namibia), Kacar (Serbien) und Choupo-Moting (Kamerun). Veh sieht nur eine praktikable Möglichkeit: "Dann soll der DFB das Spiel absagen. Das wäre die Lösung."