Die deutschen Nationalspieler Sami Khedira und Mesut Özil begannen ihre Karriere bei Real auf der Bank, belebten aber später.

Palma. Dass sie ein anderes Outfit als ihre Teamkollegen wählten, hatte zwar seinen Grund. Aber irgendwie passte es ins Bild des Abends, dass Mesut Özil und Sami Khedira in Jeans und T-Shirt das Stadion von Real Mallorca verließen. Sie sind, das wurde auch zuvor auf dem Platz deutlich, noch nicht vollends integriert im Star-Ensemble von Real Madrid. Dessen restliche Mitglieder hatten die Arena nach dem 0:0 zum Auftakt der Primera Division einheitlich in brauner Hose und schwarzem Poloshirt verlassen.

Das deutsche Duo umging den Dresscode wegen seines Reiseplans. Während der Real-Tross geschlossen zurück nach Madrid flog, blieben Özil und Khedira noch eine Nacht auf Mallorca. Von Palma aus flogen sie gestern Mittag nach Deutschland. Dort werden sie heute wiederum in Frankfurt am Main erwartet, wo sich die Nationalmannschaft in Vorbereitung auf die beiden Qualifikationsspiele zur EM 2012 gegen Belgien am Freitag und Aserbaidschan (7. September) trifft.

Für einen Großteil der Spieler ist es das erste große Wiedersehen nach der WM in Südafrika. Viel ist seitdem passiert. Vor allem im Leben der beiden deutschen Spieler von Real, die für 18 Millionen Euro (Özil) und 14 Millionen (Khedira) nach Spanien gewechselt waren. Und obwohl sie am Sonntag zu Beginn nur auf der Bank saßen, werden sie ihren Kollegen in der DFB-Auswahl nur Gutes berichten.

Er hätte natürlich gern von Beginn an gespielt, erzählte der in der 70. Minute eingewechselte Khedira nach seinem Einstand: "Aber meine Zeit wird kommen. Ich bin überzeugt, dass ich demnächst Spiele von Beginn an machen werde." Ende Juli war er vom VfB Stuttgart gewechselt. Seitdem genieße er jeden Tag. "Das ist das Größte hier. Man muss allein nur sehen, was los ist, wenn die Mannschaft irgendwo ankommt. So eine Begeisterung habe ich in der Form noch nicht mal mit der deutschen Nationalmannschaft erlebt", sagte Khedira. Er sei sich bewusst, dass es etwas Besonderes und zudem eine große Ehre sei, für Real Madrid spielen zu dürfen. Khedira: "Ich weiß, dass hier von jedem viel erwartet wird. Wir alle werden hart dafür arbeiten, mal wieder einen Titel nach Madrid zu holen."

Zwei Jahre liegt der letzte nationale Titelgewinn zurück. Will die Mannschaft des neuen Trainers Jose Mourinho den großen Rivalen FC Barcelona (3:0 bei Racing Santander) dieses Jahr in Verlegenheit bringen, muss sie sich noch gewaltig steigern. Auf Mallorca wusste Real jedenfalls lange nicht zu überzeugen, eine Verbesserung war erst mit der Hereinnahme von Özil in der 58. Minute zu bemerken. Der frühere Bremer spielte drei sehr gute Pässe in die Spitze und wäre in der 86. Minute fast Vorbereiter des 1:0 geworden, wenn Mallorcas Torhüter Aouate nicht Khediras Kopfball geklärt und die deutsche Koproduktion für ein mögliches Siegtor verhindert hätte.

"Ich freue mich über meinen ersten Einsatz in einem Pflichtspiel. Aber ich bin noch nicht so lange hier. Da ist es völlig normal, dass ich noch etwas Zeit brauche, um mich an alles zu gewöhnen und einzuleben", sagte Özil. Fürs erste Mal sei er dennoch ganz zufrieden gewesen. So ging es überwiegend auch den spanischen Kritikern. Die Zeitung "AS" kommentierte: "Es war ein Fehler des Trainers, die Deutschen nicht in die Anfangsformation berufen zu haben. Özil machte zwar nicht das Spiel seines Lebens, aber er war immerhin ein Hoffnungsschimmer." Und "Marca" schrieb: "Nach der Einwechselung Özils spielte Real mehr Chancen heraus und drängte die Mallorquiner in deren Hälfte zurück." Dennoch hätten die Deutschen noch eine lange Wegstrecke vor sich, um Trainer Mourinho zu überzeugen.

Özil und Khedira wissen, angelehnt an Xavier Naidoos WM-Hymne von 2006, dass ihr neuer Weg kein leichter ist. Sie sind zwar ein Teil des Ganzen, wirken aber hin und wieder noch wie Fremdkörper. Auch wenn beide unisono sagen, dass sie gut aufgenommen wurden und Hilfe von ihren Kollegen vor allem hinsichtlich der Verständigung bekommen würden. Aber vor dem Spiel auf Mallorca war gut zu beobachten, dass sich das Duo noch am Anfang des Integrationsprozesses befindet.

Die erste Elf von Real war längst auf dem Platz, um sich warm zu machen. Auch drei Ersatzspieler waren bereits da. Nur Özil und Khedira fehlten. Als sie schließlich aus der Kabine kamen, spielten sie sich an der Mittellinie erst einmal allein den Ball zu, ehe Khedira nach rund zwei Minuten signalisierte, sich doch dem Rest der Reservisten anzuschließen.

Khedira räumte später ein, dass die Kommunikation noch nicht so perfekt sei und er noch daran arbeiten müsse. "Aber ich bin auf einem guten Weg. Ich weiß, dass die Verständigung im Fußball sehr, sehr wichtig ist. Ich verstehe, was der Trainer vorgibt und erwartet. Aber es muss insgesamt alles besser werden", sagte Khedira und ergänzte mit Blick auf den Coach: "Er spricht sehr viel mit uns. Er redet nicht um den heißen Brei, sondern wählt klare Worte. Auch wenn das ab und zu mal etwas härter und direkter ist."

Wann die beiden Deutschen den Portugiesen Jose Mourinho auch in spanischer Sprache verstehen, bleibt abzuwarten. Bislang kommunizieren sie mit ihrem Trainer auf Englisch. Zeit, Spanisch-Unterricht zu nehmen, hatten Özil und Khedira noch nicht. Bislang schauen sie in einem Wörterbuch nach oder "schnappen etwas in der Kabine auf" (Khedira).

Zumindest eine Bleibe haben beide in Madrid schon gefunden. Özil wird mit seiner Freundin Anna-Maria Lagerblom und deren Kind ein Haus beziehen, Khedira hat sich eine Wohnung ausgesucht. Bis zum Umzug warten nun aber andere Aufgaben. "Ich freue mich auf die Tage bei der Nationalmannschaft. Denn wir hatten in Südafrika alle zusammen eine tolle Zeit", sagte Sami Khedira. Vor allem muss er bei Bundestrainer Joachim Löw mit Sicherheit nicht auf der Bank sitzen. Ein Schicksal, das auch Özil erspart bleiben dürfte.