Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Joachim Löw sollte sich freuen. Die Reisen zwecks Beobachtung seiner Nationalspieler werden den Fußball-Bundestrainer, der sonnabendnachmittags gern mal beim heimischen SC Freiburg auf der Tribüne döst, nun wohl öfter ins Land des Weltmeisters führen. Dort kicken mit Sami Khedira und Mesut Özil zwei seiner Begabtesten. Dass sie in Spanien die sportliche und persönliche Weiterentwicklung nehmen, die auch der deutschen Nationalmannschaft hilft, darf angenommen werden. Mit Trainer José Mourinho haben sie bei Real Madrid einen anerkannten Lehrmeister, der die jungen Deutschen nicht geholt hat, um sie dauerhaft auf die Bank zu setzen.

Als Deutschland zum dritten und bisher letzten Mal 1990 in Italien Weltmeister wurde, verdienten fünf Stammkräfte ihren Unterhalt abseits der Bundesliga. Die Nationalelf hat damals von diesem Erfahrungsschatz profitiert. Dass die Nachfrage nach deutschen Auswahlspielern erneut steigt, und das aus einer Topliga wie Spanien, zeigt den zurückgewonnenen Stellenwert des Fußballs Made in Germany. Es ist auch ein Kompliment an Löw, den Deutschen Fußball-Bund und dessen weitsichtiges Konzept der Talentsichtung und -förderung.

Zu beklagen, die Bundesliga könne ihre Stars nicht halten, wäre zu kurz gedacht. Zum einen wachsen zahlreiche Talente nach, zum anderen kann die Liga ihr Niveau behaupten und ausbauen. 2012 wird es wahrscheinlich wieder einen dritten festen Startplatz für die Champions League geben. Die als Berechungsgrundlage dienende europäische Fünfjahreswertung der Uefa führte die Bundesliga zum bislang letzten Mal übrigens 1990 an.