Der Nationalspieler verlässt Bremen mit sofortiger Wirkung und fehlt Werder schon in der Qualifikation zur Champions League gegen Sampdoria Genua.

Bremen. Für Mesut Özil ist der große Traum wahr geworden, der deutsche Nationalspieler wird ein „Galaktischer“ . Das Fußball-Juwel wechselt vom Bundesligisten Werder Bremen zum spanischen Rekordmeister Real Madrid und wird dort Teamkollege von Sami Khedira . „Es ist ein Traum für jeden Fußballspieler, bei einem der besten Klubs der Welt zu spielen. Und wenn man dann die Möglichkeit hat, warum sollte man sie nicht nutzen?“, sagte Özil. Die Hanseaten gaben am Dienstag ihren seit Wochen umworbenen Mittelfeldspieler knapp ein Jahr vor Vertragsende für die Königlichen frei. Nach Informationen der spanischen Sporttageszeitung AS war dies Real eine Ablösesumme von rund 15 Millionen Euro wert. Özil soll einen Kontrakt bis 2016 unterschreiben.

Zeitgleich mit Werder meldeten die „Königlichen“ auf ihrer Homepage den Einkauf aus Deutschland – allerdings ohne weitere Details zum Vertrag zu nennen. Nach Angaben spanischer Medien kassiert Özil fünf Millionen Euro pro Jahr, doch dafür gab es keine Bestätigung. Neben das Kommuniqué stellte Real ein Porträt von Özil. Darin wird er als ein „germanischer Mittelfeldspieler mit viel Talent, hoher Qualität und vielversprechender Zukunft“ beschrieben.

„Wir respektieren damit Mesuts Wunsch, schon jetzt den nächsten Schritt in seiner Karriere zu gehen“, erklärte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs . Der 21-Jährige nahm schon am Abschlusstraining für das Qualifikations-Hinspiel zur Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr, live bei Sky und Sat.1) gegen Sampdoria Genua nicht mehr teil und steht für diese Begegnung auch nicht mehr zur Verfügung. Damit darf Real den türkischstämmigen Dribbelkünstler bereits im September in der Gruppenphase der Königsklasse einsetzen.

Allofs machte auch deutlich, dass er an einer raschen Entscheidung interessiert war. „Es musste jetzt etwas passieren, um alles wieder zu beruhigen“, meinte Bremens Vorstandsvorsitzender, der die letztlich geräuschlose Einigung so erklärte: „Es hat geklappt, weil einfach mehr Geld geboten wurde.“

Weitere Interessenten wie der FC Barcelona , FC Chelsea und Manchester United waren schon vorher aus dem Wettbieten um Özil ausgestiegen. Insbesondere der neue Real-Coach Jose Mourinho hatte sich für eine sofortige Verpflichtung des WM-Stars starkgemacht: „Özil ist ein sehr guter und vor allem auch sehr vielseitiger Spieler.“ Am Saisonende allerdings hätte Özil die Hanseaten, für die er in 71 Spielen zwölf Tore schoss, ablösefrei verlassen können. Özil sollte am Mittwoch nach Madrid fliegen, um die obligatorische sportärztliche Untersuchung zu absolvieren. Real war nach der Verletzung des Brasilianers Kaka auf der Suche nach einem Ersatz. Kaka fällt nach einer Knie-Operation drei bis vier Monate aus.

Özil ist nach Khedira der zweite deutsche Nationalspieler, der nach der Weltmeisterschaft in Südafrika nach Madrid wechselt und der achte deutsche Profi insgesamt in der Real-Geschichte. Die beiden DFB-Jungstars stehen bei Madrids Star-Trainer Jose Mourinho hoch im Kurs.

„Das spricht auch für unsere Nachwuchsentwicklung“, sagte DFB- Sportdirektor Matthias Sammer. Sowohl Khedira als auch Özil seien in der Lage, sich durchzusetzen. Bundestrainer Joachim Löw hatte bereits in der Vorwoche gesagt: „Mesut Özil ist aufgrund seiner fußballerischen Qualität sicher in der Lage, auch bei einem großen Verein zu spielen.“

Nach dem feststehenden Weggang Özils wurde Klaus Allofs gefragt, ob Diego nun aus Turin zurückkommt: „Die Gehälter können wir nicht zahlen. So reizvoll es ist, wirtschaftlich ist es nicht möglich.“ In dem Brasilianer Wesley steht allerdings der nächste Kandidat bereits bereit. „Wir sind seit einigen Wochen dabei. Die Zusage des Spielers haben wir schon längst, der Spieler hat die Zusage seines Clubs“, erklärte Allofs:„Aber die Realität ist eine andere. Wir müssen Geduld haben.“

„Werder darf den wirtschaftlichen Aspekt nie außer Acht lassen“, sagte Werders Clubchef zum Verkauf von Özil, der in einem Jahr ablösefrei hätte wechseln können. Der Hochbegabte mit türkischen Wurzeln verließ Bremen wortlos. Für den Profi, der 2008 für rund vier Millionen Euro von Schalke 04 gekommen war, ist es der nächste große Schritt der Karriere nach zweieinhalb Jahren bei Werder.

„Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob das zu früh kommt oder der richtige Zeitpunkt ist. Das sind nicht meine Sorgen“, sagte Allofs. „Meine Sorgen sind, dass wir genügend Ruhe haben vor dem Champions-League-Qualifikationsspiel.“

Der Rummel um die sportliche Zukunft des gebürtigen Gelsenkircheners Özil drängte das Duell gegen Italiens Ex-Meister weitgehend in den Hintergrund und ging Werder-Kapitän Torsten Frings mächtig auf den Keks. Der Ex-Nationalspieler forderte daher seine Teamkollegen unmissverständlich auf, sich voll auf diese wichtige Begegnung zu konzentrieren.

„Wir müssen auf dem Platz zeigen, dass wir wirklich in die Champions League wollen“, sagte Frings, „für den Verein steht eine Menge auf dem Spiel.“ Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs nannte sogar konkrete Zahlen: „Wir spielen um garantierte 15 Millionen Euro. Über die Europa League wäre das nur sehr, sehr schwer zu erreichen.“ Geht es auch im Rückspiel am kommenden Dienstag ohne Özil gut, hat Werder sich in einer Woche rund 30 Millionen gesichert.

Abgesehen von Özil kann Werder-Trainer Thomas Schaaf gegen Genua personell nahezu aus dem Vollen schöpfen. Der im DFB-Pokal gesperrte Frings steht wieder zur Verfügung, fehlen wird jedoch Innenverteidiger Naldo. Der an Kniebeschwerden laborierende Brasilianer wird durch Sebastian Prödl ersetzt. Der Österreicher soll sich vorzugsweise um Antonio Cassano kümmern, den torgefährlichsten Stürmer der Genuesen.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Prödl, Pasanen - Frings, Bargfrede - Hunt, Borowski - Pizarro, Hugo Almeida. - Trainer: Schaaf

Genua: Curci - Stankevicius, Lucchini, Gastaldello, Ziegler - Semioli, Palombo, Dessena, Mannini - Pazzini, Cassano. - Trainer: di Carlo

Schiedsrichter: Stephane Lannoy (Frankreich).