Freezers-Kapitän Alexander Barta vor dem Saisonstart gegen Köln über Motivation, Mannschaftsgeist und Meisterträume.

Hamburg. Mit der Partie gegen die Kölner Haie starten die Hamburg Freezers heute (19.30 Uhr, O2 World) in die Saison 2010/11 in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Kapitän Alexander Barta , 27, ist kein Mensch, der gemeinhin Euphorie verbreitet. Auf die neue Spielzeit freut er sich jedoch mehr als auf die vergangenen.

Abendblatt: Herr Barta, warum denken Sie, dass es sich in dieser Saison wieder lohnt, die Spiele der Hamburg Freezers zu besuchen?

Alexander Barta : Ich mache nicht gern im Vorfeld große Ankündigungen. Versprechungen gab es in den vergangenen Jahren viele. Ich weiß, dass wir in der Pflicht sind, den Fans für das Vertrauen und die Treue endlich etwas zurückzugeben. Man spürt aber im Umfeld des Vereins und auch im Team eine echte Aufbruchstimmung, jeder vermittelt den Eindruck, dass er Bock auf die Saison hat, ob es die Spieler sind oder die Menschen auf der Geschäftsstelle. Deshalb hoffe ich sehr, dass wir eine neue Ära einleiten können. Aber es ist ein langer Weg bis dahin.

Auf die Ausgabe eines konkreten Saisonziels wurde verzichtet. Dennoch ist wohl allen im Klub klar, dass nach dem vorletzten Platz und dem erstmaligen Verpassen der Play-offs in der vergangenen Saison ein deutlicher Sprung nötig ist, um die Fans zurückzugewinnen, oder?

Natürlich. Ich halte nichts davon, vor der Saison vom Halbfinale zu reden, denn um das zu erreichen, muss so viel zusammenkommen. Aber unser klares Ziel lautet, die Hauptrunde mindestens als Sechster abzuschließen und uns direkt fürs Viertelfinale zu qualifizieren. Das muss unser Anspruch sein, und das können wir auch schaffen.

Trainer Stéphane Richer erwartet, dass das Team in jedem Spiel alles gibt und die Fans zufriedenstellt. Er will Spektakel.

Ich finde es überflüssig, als Saisonziel zu benennen, immer alles geben zu wollen. Für mich ist das selbstverständlich. Ich wünsche mir, dass die Fans immer zufrieden nach Hause gehen. Wir wissen, dass das nicht immer gehen wird. Ein Team, das 19 Neuzugänge integrieren muss, braucht Zeit. Aber ich weiß auch, dass wir diese Zeit in Hamburg nicht mehr haben. Wir brauchen schnell Erfolge. Trotzdem hoffe ich, dass unsere Fans Geduld mit uns haben.

Was macht der neue Trainer anders als andere, die Sie erlebt haben?

Die Intensität der Vorbereitung war anders. Wir haben zweimal am Tag je zwei Stunden trainiert. Der Coach hat sein Pensum durchgezogen, und niemand hat sich hängen lassen, weil alle wissen, wofür wir arbeiten. Das macht mir Hoffnung, denn das war nicht immer so.

Was für einen Führungsstil hat Richer?

Er findet eine perfekte Mischung zwischen Trainer und Chef. Er achtet sehr auf Disziplin und harte Arbeit, aber er lacht auch viel mit uns. Man spürt, dass seine aktive Karriere noch nicht so lange her ist, aber man merkt auch, dass er nicht der Kumpel sein will. Man kann mit jedem Problem zu ihm kommen, und er geht mit allen Spielern fair und gleich um, er bevorzugt niemanden.

Sie haben mit Richer auch die Hoffnung verbunden, dass junge deutsche Profis nach Hamburg wechseln, die früher einen Bogen um die Freezers gemacht haben, weil nicht auf sie gesetzt wurde. Sind Sie mit den Neuzugängen zufrieden?

Ja, wir haben durch die Qualität der neuen Deutschen jetzt die Tiefe im Kader, die wir brauchen, um Richers System umzusetzen. Dafür muss man vier starke Reihen haben. Mir gefällt es gut, dass zwischen die Importspieler und die Deutschen kein Keil mehr getrieben wird, weil Richer auf alle baut. Es ist wichtig, dass jeder Spieler weiß, dass er ohne die anderen Reihen nichts gewinnen kann. Das zeichnet ein Team aus.

War es für Sie eine Formalie oder eine Erleichterung, dass Richer Sie in Ihrem Amt als Kapitän bestätigt hat?

Weder noch. Ich habe mich sehr gefreut und hoffe, dass ich das Vertrauen mit Leistung zurückzahlen kann. Andererseits brauche ich das "C" nicht, um mich als Führungsspieler zu fühlen.

Früher hieß es, die erfahrenen Ausländer im Team hätten Sie nicht immer respektiert. Hat sich das mittlerweile geändert?

Mich hat nie jemand spüren lassen, dass ich vielleicht zu unerfahren war, um das Amt auszufüllen. Mein Vorteil war und bleibt hoffentlich, dass ich auf dem Eis immer meine Leistung bringe und das Team mitreißen kann. Ich lasse mich allerdings von äußeren Einflüssen nicht mehr aus der Ruhe bringen. Da bin ich erfahrener geworden.

Sie haben nach einer Saison mit Verletzungen und Enttäuschungen, darunter die Ausbootung für Olympia, eine großartige WM gespielt. Welches Ziel haben Sie persönlich für die neue Saison?

Ich wünsche mir, dass ich mal ein Jahr ohne Verletzung durchspielen kann. Ich habe die Operation nach der WM, als mir der Nagel aus dem Bein entfernt wurde, gut verkraftet, und ich weiß, dass ich auf einem Fitnesslevel bin, der es mir erlaubt, mit Vollgas durchzuspielen. Die WM hat mir auch das Selbstvertrauen zurückgebracht. Mein persönliches Ziel bleibt immer der Meistertitel, daran ändert sich nichts.

Haben Sie einen Wunsch an die Fans?

Ich wünsche mir, dass wir es gemeinsam, Spieler, Verantwortliche und Fans, schaffen, aus der Arena wieder eine Festung zu machen. Wenn das funktioniert, haben wir schon viel gewonnen.