Bei der Schach-WM in Bonn ist der Inder Viswanathan Anand (38) dem Titelgewinn einen halben Punkt nähergekommen. In der siebten Partie trennte er sich nach drei Stunden Spielzeit und 37 Zügen vom Russen Wladimir Kramnik (33) remis.

Anand führt jetzt mit 5:2 Punkten. Weltmeister ist, wer zuerst 6,5 Punkte hat. Das Match ist auf maximal zwölf Partien angesetzt. Am Freitag um 15 Uhr wird in der Bundeskunsthalle die achte Partie des Wettkampfes gespielt, wieder live bei www.abendblatt.de/schachwm . Dann hat Kramnik Weiß.

Anand führte in der siebten Partie wie in der von ihm gewonnenen sechsten die weißen Steine. Nach der Hälfte des Wettkampfes hatte der Farbrhythmus gewechselt. Kramnik wählte auf Anands erneuten Eröffnungszug 1. d2-d4 nach dem Nimzowitsch-Inder im sechsten Spiel (1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4) diesmal als Schwarzer eine Variante des slawischen Damengambits (1. d4 d5 2. c4 c6). Beide Seiten folgten sehr lange von Großmeisterkollegen gespielten Vorbildern und riskierten nichts. Das Unentschieden zeichnete sich frühzeitig ab.

Anand verzichtete verständlich bei der komfortablen Führung im Wettkampf auf einen möglichen Königsangriff, den er mit den Zügen 15. Sg5 nebst f2-f4 hätte einleiten können. Stattdessen bevorzugte er den Übergang in ein für ihn leicht besseres Endspiel, das allerdings nicht zu gewinnen war. Endspiele sind Positionen, in denen das Material auf beiden Seiten stark reduziert ist. Kramnik hätte mit 17. …Le7 seinen schwarzfeldrigen Läufer auf dem Brett halten können, am Ausgang der Partie hätte dies nichts geändert.

Die Schlussstellung ist trotz Anands Mehrbauern (ein Doppelbauer auf der e-Linie) remis. Der weiße König hat keine Möglichkeit, in die schwarze Stellung einzudringen.

Nach der sechsten Partie mussten übrigens beide Spieler zur Dopingkontrolle. Eine Maßnahme, die der ehemalige Weltmeister Anatoli Karpow (57) als "absoluten Schwachsinn" bezeichnete. Schach sei kein Bewegungssport, deshalb würden Aufputschmittel nichts nutzen, meinte der Russe: "Der Weltverband will unbedingt mit Schach an Olympischen Spielen teilnehmen, darum diese Geste. Durch Drogen aber kann niemand besser denken. Die Wirkung verpufft gewöhnlich nach ein, zwei Stunden und kehrt sich dann ins Gegenteil. Schachpartien dauern jedoch bis zu sieben Stunden." Der deutsche Großmeister Robert Hübner, der im nächsten Monat 60 Jahre alt wird, hatte im Jahr 2001 seine Nationalmannschaftskarriere beendet, als er von der Einführung von Dopingkontrollen beim Schach hörte.

Notation: 7. Partie: Weiß: Anand; Schwarz Kramnik. Slawisches Damengambit. 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.a4 Lf5 6.e3 e6 7.Lxc4 Lb4 8.0-0 Sbd7 9.De2 Lg6 10.e4 0-0 11.Ld3 Lh5 12.e5 Sd5 13.Sxd5 cxd5 14.De3 Te8 15.Se1 Lg6 16.Lxg6 hxg6 17.Sd3 Db6 18.Sxb4 Dxb4 19.b3 Tac8 20.La3 Dc3 21.Tac1 Dxe3 22.fxe3 f6 23.Ld6 g5 24.h3 Kf7 25.Kf2 Kg6 26.Ke2 fxe5 27.dxe5 b6 28.b4 Tc4 29.Txc4 dxc4 30.Tc1 Tc8 31.g4 a5 32.b5 c3 33.Tc2 Kf7 34.Kd3 Sc5+ 35.Lxc5 Txc5 36.Txc3 Txc3+ 37.Kxc3 1/2-1/2.

Stand: Anand ­ Kramnik 5:2.