U 18 - Story

Hamburg. Was hat denn den hierher verschlagen, hat sich so mancher gedacht, als Andre Emme (17) zum ersten Mal ins Juka-Dojo kam. An den Handgelenken und um den Hals trägt er nietenbesetzte Lederriemen. Das meiste an ihm ist schwarz: seine langen Haare, seine Klamotten, seine Fingernägel. Ein krasser Kontrast zum hellen Wellness- und Fitnessstudio Juka-Dojo in Klein-Flottbek. Statt zu Gitarrenriffs bewegt Andre sich hier einmal pro Woche zu Dancefloorbeats.

"Die Musik ist zwar scheußlich, aber Aerobic ist immer noch besser als Hockey oder Fußball", findet Andre. Unter den 22 Teilnehmern des Aerobic-Kurses, der den Schülern der elften Klassen am Gymnasium Othmarschen seit diesem Schuljahr angeboten wird, ist er einer von drei Jungs. "Wir wollten mal was ganz Neues machen, mit einem kommerziellen Anbieter zusammen", erklärt Referendar Benjamin Köpp, warum sich die Schüler jetzt schon ein Jahr früher als üblich ihre Sportkurse selbst wählen dürfen.

Die wachsende Unlust der Elftklässler am herkömmlichen Schulsport habe den Ausschlag zu diesem unkonventionellen Schritt gegeben, so der 76-malige Hockey-Nationalspieler des Uhlenhorster HC weiter. Anfangs vom Kollegium noch kritisch beäugt, gibt die positive Resonanz Köpp längst Recht. "Der Kurs kommt sehr gut an. Alle sind mit Begeisterung dabei", sagt er.

Unter Anleitung der Gesundheitstrainerin Marion Fetzer hüpfen und schwitzen die Teenager jeden Montag und lernen nebenbei noch etwas über den Sinn verschiedener Übungen. Grundkenntnisse in der Muskellehre fließen ebenso in die spätere Benotung ein wie Fortschritte und Engagement. "Es ist einfach anders als normaler Schulsport", meint Sabrina Schwach. Ihr gefällt die wöchentliche Aerobicstunde. Ihre Freundin Lorraine Hansen (18) sagt: "Das ist der einzige Kurs, in dem man etwas für Körper und Wohlbefinden tun kann." Zu viele Leute seien übergewichtig, findet Lorraine, nur wenige würden etwas dagegen tun. "Wenn man schon früh mit Sport anfängt, bekommt man auch im Alter keine Probleme", ist Lorraine, die mittlerweile sogar Mitglied im Juka-Dojo ist, sicher.

Davon ist Andre weit entfernt. Obwohl er Sport im Prinzip sehr mag, war Aerobic bei der Kurswahl für ihn nur das kleinste Übel. "Hanteltraining fände ich besser", verrät er. Eine Mitgestaltung des Unterrichts ist zwar möglich, im Kraftraum Gewichte zu stemmen steht jedoch nur selten auf dem Programm. Einen Grund dafür nennt Center-Leiterin Fetzer: "Die Jungs wollen pumpen, die Mädchen tanzen." Und Letztere sind nun einmal deutlich in der Überzahl.