U 18 - Story

Hamburg. Der rechte Fuß zeigt mit der Spitze nach vorn, die Knie sind gebeugt, der Waffenarm ist drohend zum Gegner hin ausgestreckt. Ole und Jannick sind bereit zum Duell. Ein Schritt vorwärts, wieder zurück und schließlich ein Angriffssprung nach vorn. Die Klingen kreuzen sich, Jannick stößt zu. Treffer.

Kein Grund zur Sorge. In der Turnhalle der Gesamtschule Mümmelmannsberg wurden am Wochenende weder alte Rechnungen beglichen noch um verlorene Ehren gekämpft - die Duelle waren sportlich fair. Es ging um die Hamburger Jugendmeisterschaften im Fechten.

Dreimal ist Jannick (12) schon Hamburger Meister geworden, und auch dieses Jahr gewann das Talent sein erstes Gefecht gleich mit 5:0. "Komisch, dabei hab ich doch viel öfter getroffen", wundert sich Gegner Ole, gratuliert aber wie ein echter Gentleman. Leiter und Vereinstrainer Karsten Filter erklärt dem Enttäuschten, dass beim Florett - anders als beim Degen - nur Treffer auf der Oberkörperweste zählen. Jeder erfolgreiche Stich wird durch ein optisches und akustisches Signal angezeigt. Bei den unteren Altersklassen hat gewonnen, wer zuerst fünf Punkte hat. Die Älteren kämpfen bis 15. "Es kommt auf Reaktionsvermögen, Schnelligkeit, Koordination, Konzentration und Kondition an", sagt Filter, der die Teilnahme von nur 70 Nachwuchsfechtern im Alter zwischen 11 und 19 beklagt.

Fechten macht heiß. "Unter der Maske und dem Schutzanzug schwitzt man ganz schön", stöhnt Friederike (13). Sie ficht bereits seit mehr als fünf Jahren im Walddörfer Sportverein. "Am Anfang musste ich mich schon überwinden zu attackieren", erinnert sich die Achtklässlerin, "aber bis auf ein paar blaue Flecken kann ja eigentlich nichts passieren." Friederike weiß, wovon sie spricht. Die B-Jugendliche gewann dieses Jahr zum vierten Mal in Folge die Hamburger Meisterschaft im Florett und nahm vor kurzem an den deutschen Meisterschaften in Cottbus teil. "Dort habe ich zwar nicht gewonnen, aber Spaß hat es trotzdem gemacht."

Auch Friederikes Mannschaftskameradin Isabelle ist in Mümmelmannsberg dabei. Für die Volksdorferin ist es das erste Turnier. Und trotz ein paar Niederlagen soll es nicht das letzte gewesen sein: "Ich möchte hier Erfahrungen sammeln und mich weiter verbessern. Denn am liebsten würde ich später mal an Olympia teilnehmen." Die Spiele von Athen hat sich die blonde Sportlerin schon mal ganz genau am Fernsehen angeschaut.

Auch Jannick hat das Olympia-Fechten verfolgt. "Ralf Bißdorf hat mir am Besten gefallen. Den habe ich sogar schon mal in echt gesehen", erzählt der Schüler aus Lemsahl stolz. Seinem eigenen Olympiatraum ist Jannick wieder einen kleinen Schritt näher gekommen: Er ist auch in diesem Jahr Hamburger Meister geworden. Doch viel Zeit zum Feiern hat Jannick nicht, denn im Auto warten bereits Ole und seine Mutter. Gemeinsam lassen sich die Kontrahenten nach Hause kutschieren. So endete früher wohl nur selten ein Duell.