U 18 - Story

Hamburg. Gewöhnlich pflegen jüngere Geschwister sich von den älteren etwas abzuschauen. In der Bergedorfer Familie Bastian läuft es andersrum. Schon als Sechsjähriger ließ sich Marc Bastian von einem Kumpel zum Curling schleppen. Von Stund an war sein Interesse am Fußball erloschen: "In dem Verein, in dem ich spielte, klappte nicht viel. Mannschaften wurden willkürlich zusammengelegt, die Trainer stritten sich, das machte keinen Spaß." Curling gefällt ihm besser. Marc, mittlerweile elf, ist dabei, mit einigen Gleichaltrigen ein Nachwuchsteam aufzubauen.

In der Familie grassiert das Curlingvirus. Bruder Tim (17) treibt schon höheren Aufwand. Er fährt an zwei bis drei Abenden pro Woche von Bergedorf in die hölzerne Halle an der Hagenbeckstraße, um dort die Granitsteine über den glitschigen Untergrund zu schieben. Drei Teilnahmen an deutschen Titelkämpfen hat er hinter sich. Beste Platzierung: Rang vier. 2004 könnte erstmals der Sprung aufs Treppchen gelingen.

In seiner Schule, dem Gymnasium Lohbrügge, trifft Tim Bastian oft auf Ignoranz: "Viele Klassenkameraden lästern, ich sei einer, der mit dem Besen das Eis putzt. Mehr können die sich unter Curling nicht vorstellen." Dabei ist Curling ein vielschichtiges Geschicklichkeits- und Strategiespiel, bei dem man teamfähig sein und konzentriert zu Werke gehen muss. "Nur demokratisch gehts bei uns nicht zu", räumt Jugendtrainerin Carola Murek vom Curling Club Hamburg ein. "Es ist eher wie auf einem Segelschiff: Einer, bei uns heißt er Skip, hat das Sagen, die anderen müssen die Weisungen ausführen, ohne zu diskutieren." Balance, Kraft und Feingefühl sind darüber hinaus erforderlich. Eine Prise Intelligenz kann nicht schaden, denn zwei, drei Aktionen müssen stets im Voraus gedacht werden. Wer planlos curlt, verliert.

Die dritte Curlerin im Familienbunde heißt Ann-Kathrin, genannt Mecky, ist 14 und gilt als besonders begabt. "Ich war 2003 erstmals bei den deutschen Meisterschaften. Es hat riesigen Spaß gemacht, und eigentlich möchte ich dort mal gewinnen", sagt sie. War sie denn so nah dran? "Nö, wir sind Vorletzte geworden!"

In Hamburg ist es noch schwierig, ein Mädchenteam zusammenzustellen. Um an hochrangigen Turnieren teilnehmen zu können, hat Ann-Kathrin eine Connection nach Baden-Baden aufgebaut, der Heimatstadt ihrer Mutter, um in deren Equipe anzuheuern. So soll es auch bei den Jugendtitelkämpfen vom 13. bis 15. Februar in Garmisch geschehen. Doch fremd wird sie sich nicht fühlen; ihre Brüder sind schließlich stets in der Nähe.