U 18-Story

Hamburg. Lange war Norman Jagows Leidenschaft seinen Mitschülern von der Realschule Halstenbek weitgehend unbekannt. Bis zu dem Tag, da sein Mathelehrer folgenden Einfall hatte: Der 1,80 m große Mann hielt ein Kreidestück hoch und fragte den 50 cm kleineren Norman, ob er da wohl mit dem Fuß rankäme. Sekunden später flog die Kreide durch das Klassenzimmer.

Diese Akrobatik hat der Zehnjährige bei der ostasiatischen Kampfsportart Taekwondo erlernt, die er seit fünfeinhalb Jahren betreibt. Daß er ein besonderes Talent dafür besitzt, daß dieser Sport seiner gesamten Motorik auf ideale Weise entgegenkommt, zeigte sich früh. Gleich bei seinem ersten Turnier, den Hamburg Classics, erreichte Norman mit sechs Jahren den zweiten Platz.

Doch was am 17. Oktober dieses Jahres geschah, übertraf sämtliche Erwartungen. 400 Teilnehmer aus Europa, Afrika und Asien kamen ins bayrische Bad Windsheim, um sich beim "adidas-kids-cup" zu messen. So auch der amtierende Hamburger Meister in der Klasse bis 30 kg, Norman Jagow. Einen dritten Platz hätte er sich vielleicht ausgerechnet, vom Sieg nicht zu träumen gewagt. Es wurde ein Erfolg mit einer besonderen Note. Im Finale bezwang Norman nämlich sogar einen Kämpfer aus der Taekwondo-Heimat Korea.

Natürlich profitiert er auch von einem sehr guten Umfeld. Da sind seine Eltern, die ihn mit Begeisterung unterstützen und deren Freizeit bei den vielen Fahrdiensten größtenteils draufgeht. Dazu kommt Oktay Cakir, Leiter der Taekwondo-Schule "Tangun", wo Norman seit zwei Jahren trainiert und einen großen Entwicklungssprung gemacht hat.

Allerdings stellt Cakir klar, daß Norman nicht nur gute Voraussetzungen mitbringt, sondern auch ein hohes Maß an Eigenmotivation, was ihn von vielen anderen unterscheidet. "Die meisten kommen zum Training und gehen dann wieder, aber Norman fragt immer nach, was er noch verbessern könne, setzt sich auch in seiner Freizeit intensiv mit dem Sport auseinander."

Vor zwei Wochen beim Hansepokal, dem größten Hamburger Taekwondo-Event, wurde dieser Eifer erneut belohnt, als Norman den zweiten Platz belegte. Sein Ziel ist jedoch Olympia 2012. Dann, so hofft Norman Jagow, werden nicht nur seine Klassenkameraden wissen, welches Hobby er ausübt.