Isabel Herttrich vom VfL 93 ist eines der größten deutschen Badmintontalente. Seit neun Jahren richtet die 18-jährige ihr Leben danach aus.

Hamburg. Einen Moment wie diesen gibt es bei ihr selten. Isabel Herttrich schweigt. Legt die Stirn in Falten und blickt konzentriert auf ihre Hände. Dann zuckt sie mit den Schultern, lächelt und sagt: "Das mache ich halt für den Sport."

Ihr Sport, ihre Leidenschaft, ist das Badminton. Seit neun Jahren richtet die 18-jährige Jugendnationalspielerin ihr Leben danach aus. Den Alltag, den Stundenplan, den Wohnort. Im Februar 2009 zog sie aus Franken nach Hamburg, um am Alten Teichweg in Dulsberg, einer Eliteschule des Sports, zu trainieren - und zu lernen. "Die Bedingungen sind viel besser als in Nürnberg. Das gab für mich den Ausschlag", sagt sie. Der Umzug sei ein recht spontaner Entschluss gewesen. Ängste, ihre Familie, ihre Freunde zu verlassen, weit entfernt von der Heimat beim Bundesligisten VfL 93 bis zu neunmal in der Woche in der Halle zu stehen, die habe sie nie gehabt. Natürlich, manchmal gibt es diese Zweifel. Ob es das alles wert sei, die wenige Freizeit, der ständige Ortswechsel. "Aber solche Gedanken gehen schnell vorüber", sagt Isabel Herttrich dann. "Letztlich überwiegt der Spaß."

Den merkt man ihr an. Wenn sie, beinahe atemlos, von den sportlichen Höhepunkten wie dem dritten Platz bei der U-19-Weltmeisterschaft in Mexiko erzählt oder vom Leben im Internat. Ihre Doppelpartnerin Inken Wienefeld wohnt eine Tür weiter. "Wir verstehen uns blind, nicht nur beim Badminton", sagt Isabel Herttrich. Inken kenne die Stadt gut, sie ist hier aufgewachsen. "Meinen Eltern kann ich schon ein paar schöne Ecken zeigen." Wenn es der straffe Zeitplan denn zulässt. Tägliches Training, Turniere, Reisen, dann noch Schule. "Für meine Mutter war es erst nicht leicht, mich so selten zu sehen." Letztlich erhalte sie aber jede Unterstützung ihrer Eltern.

Schließlich waren sie es, die Isabel Herttrich zum Badminton brachten. Beide spielten in der Bundesliga, nahmen ihre Tochter mit zum Training. Mit vier Jahren hielt sie zum ersten Mal einen Schläger in der Hand. Ihr Vater trainierte sie, die ältere Schwester war ebenfalls im Verein. "Badminton ist ein großes Thema bei uns zu Hause." Auch mit gemeinsamen Matches im Garten? Isabel Herttrich lacht. "Das gab es noch nicht."

Viele Freunde konnten mit ihrem zeitintensiven Sport zunächst nichts anfangen. "Und du spielst Federball?", war eine Frage, die oft gestellt wurde. Mittlerweile kommen solche Kommentare nicht mehr. Wer einmal bei einem Spiel dabei gewesen sei, der belächelt diesen Sport nicht, sagt Isabel Herttrich. Badminton ist komplex, temporeich. Und bestimmt nicht langweilig.

Das will sie bei der U-19-Europameisterschaft 2011 beweisen, bei der A-Nationalmannschaft, für die sie sich empfehlen möchte. Irgendwann auch bei Olympia. Für diese Ziele zieht sie im Sommer erneut um. Nach Mülheim an der Ruhr, dem Badminton-Bundesstützpunkt. "Mir fällt das nicht leicht. Ich fühle mich in Hamburg wohl." Doch die Herausforderung, mit den Größen des Sports zu trainieren, reize sie. Außerdem bleibt sie dem Verein treu und wird regelmäßig in den Norden fahren. Im Februar steht zunächst das Abitur an, Pläne für danach hat sie noch nicht. Ein Studium bei der Bundeswehr wäre eine Möglichkeit. "Ich weiß nicht, welche Richtung ich einschlage", sagt Isabel Herttrich. Am liebsten würde sie ohnehin nur eines: Badminton spielen.