Das französische Fußballidol mit algerischen Wurzeln verhalf dem Emirat als WM-Botschafter zum viel umjubelten Sieg bei der Fifa-Wahl.

Doha/Kairo/Paris/Zürich. Katar darf als erstes arabisches Land die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 ausrichten. Der Zuschlag für das kleine Land ist auch ein politischer Sieg der jüngeren Generation am Golf, die sich von den Konventionen ihrer Vorfahren abwenden und auch einmal Spaß haben will.

Allen voran Zinedine Zidane, offizieller Bewerbungs-Botschafter von Katar, freut sich auf die Endrunde in dem Wüstenemirat. Die Fifa-Entscheidung sei ein „Triumph der arabischen Welt und des Nahen Ostens“, sagte der in Marseille als Sohn algerischer Einwanderer geborene Weltmeister von 1998. Es sei gut, zu zeigen, „dass der Fußball der ganzen Welt gehört“. Der 38-Jährige hob die Idee Katars, die neuen Stadien nach der WM an Länder in Afrika zu spenden, als „fantastisch“ hervor. Ob er das Emirat weiter unterstützen wird, weiß Zidane nicht. „Vorerst arbeite ich für Real Madrid.“.

Als Katars Botschafter hat Zidane außerdem das „Double“ gefeiert. „Ich habe das Double geschafft, aber ihr kennt mich ja, ich bin ein Sieger“, scherzte der Weltmeister von 1998 im Gespräch mit der Internetausgabe des Fachmagazins „France Football“. Zuletzt hatte Zidane die erfolgreiche Kandidatur Frankreichs für die Europameisterschaft 2016 unterstützt.

Kaum hatte Fifa-Boss Joseph Blatter die Entscheidung für den WM-Austragungsort Katar bekanntgegeben, begann das Handy von Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani, dem Emir von Katar, zu klingeln. Die arabischen Herrscher vom Golf waren die Ersten, die zum Zuschlag für 2022 gratulierten. Die Konkurrenz zwischen den Emiraten, Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Oman und Katar war für einen Moment vergessen, weil sich alle ein bisschen in dem Glanz sonnen wollten, der nun auf das kleine Emirat gefallen ist.

„Dies ist ein Sieg für alle arabischen Staaten und für den Sport im Nahen Osten allgemein“, sagt der Herrscher von Dubai, Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum, dessen Emirat sich um die Olympischen Spiele 2020 bewirbt. Der Präsident des kuwaitischen Fußballverbandes, Scheich Talal al-Fahd, erklärte nach Angaben der katarischen Nachrichtenagentur QNA: „Das ist ein Sieg für die gesamte Golfregion und für alle Araber.“

Was der Bewerbung Katars sicher geholfen hat, ist die Tatsache, dass man sich keine Sorgen machen muss, dass den Gastgebern das Geld ausgeht. Denn im Öl- und Gasgeschäft verdient das Emirat mehr, als es für den Ausbau seiner Infrastruktur und die Versorgung der eigenen Bevölkerung braucht. Außerdem wäre es für das Herrscherhaus von Katar eine persönliche Schmach, wenn bei der WM etwas schief gehen sollte. Man kann deshalb davon ausgehen, dass sich die Katarer die besten Architekten, Baufirmen, Berater und Verkehrsexperten holen werden, um in den nächsten zwölf Jahren Stadien, Unterkünfte und ein öffentliches Personennahverkehrsnetz aus dem Wüstenboden zu stampfen.

Doch der Sieg Katars über die USA, die als Mitfavorit gehandelt wurden, hat auch eine politische und kulturelle Komponente. So betonten viele arabische Medien am Freitag nicht nur, dass die Araber jetzt erstmals am Zuge sind, sondern auch, dass zum ersten Mal ein „islamisches Land“ die WM ausrichten darf. „Das ist ein Friedenssignal“, erklärte das katarische WM-Bewerbungskomitee. Lauter Jubel kam auch vom Emir von Katar, Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani, und seiner Frau, Scheicha Mosa, die beide von ihren Sitzen sprangen, als Blatter das Votum des Fifa-Exekutivkomitees bekanntgab.

Arabische Herrscher vom Golf treten in der Öffentlichkeit normalerweise im weißen Gewand und mit ehrwürdigem Gesichtsausdruck auf. Ihre tief verschleierten Ehefrauen – von denen sie nach islamischem Recht bis zu vier gleichzeitig haben dürfen – lassen sie in der Regel zu Hause.

Katar ist da anders. Der Emir reiste im westlichen Anzug nach Zürich und rückte seine Ehefrau ins Rampenlicht, die mit Eloquenz und Charme dazu beitrug, die Führungsriege der Fifa für einen Plan einzunehmen, der auf den ersten Blick irrwitzig klingt: Die Fußball-WM in ein Land zu holen, wo es bei Temperaturen von bis zu 50 Grad im Schatten im Sommer schwül ist wie in einem Dampfbad und wo es fast keine einheimischen Zuschauer gibt.