Grund sei beim VfL die mangelnde wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und eine bestehende Liquiditätslücke in Höhe von 2,2 Millionen Euro.

Berlin. Im 150. Jahr seines Bestehens steht der VfL Gummersbach vor seinen schwersten Stunden. Die Handball-Bundesliga verweigerte dem oberbergischen Traditionsverein die Lizenz für die kommende Saison. Als Grund gab die Lizenzierungskommission mangelnde wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und eine bestehende Liquiditätslücke in Höhe von 2,2 Millionen Euro an. Gegen diesen Beschluss vom Donnerstag kann Gummersbach binnen einer Woche Beschwerde einlegen und seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit noch nachweisen.

Der Deutsche Meister 2011, der HSV Handball, hat seine Lizenz für die kommende Saison dagegen ohne Auflagen erhalten. Die entsprechende Mitteilung über die Lizenzvergabe durch die Handball-Bundesliga traf am frühen Abend in der HSV-Geschäftsstelle im Hellgrundweg ein. Alle durch den Verein in Dortmund eingereichten Unterlagen wurden demnach durch die HBL-Lizenzierungskommission als positiv für die weitere wirtschaftliche Prognose des HSV Handball bewertet.

„Für den HSV Handball ist die laufende Saison schon jetzt die erfolgreichste seiner Vereinsgeschichte. Nicht nur durch den ersten Meistertitel, sondern auch durch die breite Unterstützung unserer Partner im wirtschaftlichen Bereich. Die Lizenzerteilung ohne jegliche Auflagen ist sozusagen das I-Tüpfelchen und zugleich ein positives Signal für die nächste Saison“, freut sich Andreas Rudolph, Präsident des HSV Handball, über die gute Nachricht und verspricht: „Der HSV Handball will für Hamburg auch weiterhin Erfolge feiern.“

Die Hiobsbotschaft für Gummersbach kam 24 Stunden vor dem Final-Rückspiel im Europapokal der Pokalsieger: Titelverteidiger VfL spielt an diesem Freitag (19.30 Uhr) gegen Tremblay-en-France. Das Hinspiel hatten die Oberbergischen in Frankreich 30:28 gewonnen.

Ende April hatte der Verein einen Spendenaufruf an die oberbergische Wirtschaft gerichtet, doch von den benötigten zwei Millionen Euro waren nach einem Bericht der „Oberbergischen Volkszeitung“ (Donnerstag) erst ein Drittel zusammengekommen. Ein Teil der Gläubiger hatte dem Bericht zufolge signalisiert, auf einen großen Teil ihrer Forderungen zu verzichten. „Der Verein muss schuldenfrei sein, sonst gibt es keine Zukunft“, erklärte VfL- Vorsitzender Götz Timmerbeil.

Sollten Gummersbach seine Finanzprobleme nicht rechtzeitig lösen, wäre ein großes Stück deutscher Handball-Tradition nur noch Geschichte. Zwölfmal wurde der VfL deutscher Meister, zudem fünfmal Pokalsieger. International stachen fünf Europapokalsiege der Landesmeister, drei Siege im Pokalsieger-Wettbewerb und zwei EM-Titel für Vereinsmannschaften heraus.

In den 70ern und bis Mitte der 80er Jahre bestimmten Gummersbach und Großwallstadt das deutsche Handball-Geschehen. 1991 feierte der VfL seinen bislang letzten deutschen Meistertitel. Sechs Jahre später konnten enorme finanzielle Schwierigkeiten nur durch Gehaltsverzicht und Spielerverkäufe abgewendet werden.

Der TV Großwallstadt erhielt die Bundesliga-Lizenz unter der Auflage, sein Eigenkapital bis Jahresende „deutlich zu stärken“. HSG Ahlen-Hamm, SC Magdeburg, MT Melsungen, HSG Wetzlar wurde die Lizenz erteilt, allerdings „gekoppelt an erweiterte Berichtspflichten über die weitere wirtschaftliche Entwicklung“ in der kommenden Saison. (dpa/abendblatt.de)