"Oh, du wunderschöner HSV, du sollst ewig deutscher Meister sein", haben die Anhänger des Hamburger SV einst voller Inbrunst gesungen. Das ist zwar eine Ewigkeit her, aber nur einen Ballwurf entfernt vom Fußballstadion des HSV, in der O2 World, könnte diese Huldigung bald eine Neuauflage erfahren. Doch ob der Handball Sport-Verein Hamburg diesem Wunsch näher kommen wird als einst der Fußballklub, bleibt abzuwarten. Die Qualität des Teams, die Professionalität des Umfeldes, die Begeisterung der Zuschauer und das Interesse der Sponsoren lassen aber erwarten, dass dieser Triumph nicht als One-Night-Stand in die Annalen eingehen wird. Allerdings: Der gestürzte Titelverteidiger THW Kiel gilt weiter als eines der besten Handball-Teams der Welt; das beste war der Rekordmeister noch vor einem Jahr, als er die Champions League gewann. Sich gegen einen Gegner dieser Güte und Tradition durchgesetzt zu haben macht die Meisterschaft des HSV für seine Spieler und Trainer Martin Schwalb besonders wertvoll.

Der Hamburger Sieg gestern gegen den VfL Gummersbach war dabei das Ende eines langen Weges, der vor sechs Jahren fast ein abruptes Ende gefunden hätte. Ohne die rund 25 Millionen Euro ihres scheidenden Präsidenten Andreas Rudolph gäbe es den Verein längst nicht mehr - und vor allem stünde er nicht dort, wo er heute thront: mit sieben Punkten Vorsprung an der Spitze der Bundesliga. Rudolph hat seine Alimentierung stets als Anschubfinanzierung heruntergespielt. Doch ohne das Geld des Medizinunternehmers dürfte die Erfolgsgeschichte des Klubs kaum weitergeschrieben werden können.

Die Gefahr, dass Rudolph sein Engagement entscheidend zurückfährt, besteht momentan indes nicht. Er wird zwar als Präsident und Geschäftsführer im Sommer abtreten, er zieht sich aber nicht zurück. Er wird dem Klub sicherlich nicht bis in alle Ewigkeit dienen, doch wohl lange genug, um auch in Zukunft weitere große Erfolge feiern zu können. Der Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft soll schließlich nur ein Anfang gewesen sein.