Die Meistermannschaft des HSV Hamburg in der Einzelkritik für die Bundesligasaison

Johannes Bitter (28 Jahre/127 Bundesligaspiele für den HSV/1394 Paraden): Wuchs in dieser Saison noch über seine 2,05 Meter hinaus. Sicherte mit seinen Paraden den Arbeitsplatz vieler Sportpsychologen, die die verzweifelten Schützen wiederaufrichten müssen.

Per Sandström (30/151/938): Ihm fehlt eine wichtige Torhütereigenschaft: das Ego. Muss deshalb seinen Arbeitsplatz trotz konstant guter Leistungen in der nächsten Saison seinem Landsmann Dan Beutler überlassen.

Igor Vori (30/65/221 Tore): Gibt der Humanbiologie Rätsel auf, weil er die Körpermaße eines Bären mit der Beweglichkeit einer Katze vereint. Von Bertrand Gille zum "besten Kreisläufer der Welt" geadelt.

Bertrand Gille (33/250/883): Zweitbester Kreisläufer der Welt. Setzte die auf der Bank gesparte Energie bei der WM für Frankreich gewinnbringend ein.

Torsten Jansen (34/240/936): Tat in der Rückrunde alles, um Bundestrainer Heiner Brand, der den Linksaußen nicht mit zur WM nahm, einen Fehler nachzuweisen. Mit Erfolg.

Matthias Flohr (29/217/302): Entdeckte wie in jedem Jahr noch ein wenig Steigerungspotenzial an sich. Verkörpert die im Spitzenhandball selten gewordene Gattung des Kampfschweins.

Blazenko Lackovic (30/85/274): Die Bonusmeilen, die er bei seinen Sprungwürfen sammelte, dürften für eine Gratisreise in seine Heimat Kroatien reichen. War nach einer überragenden Hinrunde nur von seiner Schulter zu stoppen. Machte auch als "Phantom von Lübbecke" von sich reden, als ihn Trainer Schwalb ohne Vermerk auf dem Spielberichtsbogen einwechselte.

Pascal Hens (31/214/865): Gab in der Rückrunde den Lackovic. Polierte so seinen Ruf als bekanntester deutscher Handballer auf.

Domagoj Duvnjak (22/64/196): Es gibt Fachleute, die den kroatischen Spielmacher für den kommenden Superstar der Bundesliga halten. Das ist natürlich Unsinn - er ist es bereits.

Guillaume Gille (34/253/649): Bekam von Schwalb im Angriffsspiel meist nur in schwerer See die Kapitänsmütze aufgesetzt. Flickte im Abwehrzentrum zuverlässig jedes Leck.

Michael Kraus (27/28/94): Für ihn hat sich sein Wechsel zum HSV bereits ausgezahlt. Für den HSV noch nicht. Ein Versprechen für die nächste Saison.

Marcin Lijewski (33/90/368): Vermisste in den vergangenen beiden Jahren das Vertrauen von Trainer Schwalb. In dieser Saison gab es aufgrund der Verletzung seines Bruders Krzysztof keine Alternative zu ihm. Der Pole dankte es mit den Siegtoren gegen Kiel und die Rhein-Neckar Löwen sowie mit waghalsigen Breakdance-Einlagen.

Krzysztof Lijewski (27/166/477): Plagte sich zwei Drittel der Saison mit seiner Schulter herum. Inzwischen weiß man wieder, warum der HSV den Polen in der nächsten Saison vermissen wird. Nimmt den Titel "einziger HSVer, der in Hamburg zur Weltklasse reifte", mit.

Hans Lindberg (29/125/799): Meister der Schmerzen: Bekam trotz chronischer Beschwerden an Rücken und Oberschenkel keine Atempause. Selbst schuld, wenn man so gut trifft. Verkünstelte sich bisweilen beim Siebenmeter. Wird den Titel des Bundesliga-Torschützenkönigs herzlich gern gegen den des Meisters eintauschen.

Stefan Schröder (29/138/390): Bester Nebendarsteller. Viele Bundesligaklubs wären froh, einen Rechtsaußen wie ihn zu haben. Beim HSV aber meist nur eingewechselt, wenn bei Lindberg oder es um nichts geht. Trotzdem (oder deshalb?) Liebling der Fans.

Marcel Schliedermann (20/4/3): Steht Schröder hinsichtlich Beliebtheit kaum nach. Hinsichtlich Leistung allerdings schon. Hat daher gute Chancen auf den Titel "ewiges Talent".