Bob Hanning, 43, managt die Füchse Berlin und ist Vizepräsident der Handball-Bundesliga

Hamburger Abendblatt: 1. Was bedeutet die Meisterschaft des HSV für den Handball insgesamt?

Bob Hanning: Sie tut ihm gut. Wir brauchen nach sechs Meisterschaften des THW Kiel in Folge sportlichen Wettbewerb, und der HSV hat ihn geschaffen. Dafür gebührt ihm Anerkennung. Dass wir jetzt die nächste Übermannschaft erleben, glaube ich nicht. Kiel und die Rhein-Neckar-Löwen haben genügend Substanz, den HSV in den kommenden Jahren anzugreifen.

2. Ist Handball auf Spitzenniveau ohne Mäzenatentum überhaupt möglich?

Hanning: Der THW Kiel, Göppingen, Flensburg und auch wir beweisen das Gegenteil. Das macht diesen Erfolg aber in keiner Weise anrüchig. Wer die Musik bestellt, der soll sie auch bekommen. Und der Meistertitel gibt HSV-Präsident Andreas Rudolph letztlich in seinem Kurs recht. Auch das Ansehen des Klubs im Rest der Republik hat nicht darunter gelitten - anders als etwa das der Rhein-Neckar-Löwen, die außerhalb ihrer eigenen Fans eher ein negatives Image haben.

3. Im "Handball-Barometer" wurde der HSV von den Anhängern sogar am besten bewertet. Was sind die Gründe?

Hanning: In erster Linie die Kontinuität bei den Spielern. Fünf von ihnen gehörten bereits zum Ende meiner Amtszeit als HSV-Trainer vor sechs Jahren zum Kader. Sie haben dem HSV ein Gesicht gegeben. Diese Kontinuität ist im Übrigen einer der beiden Faktoren des Erfolgs. Der zweite ist, dass jede Position doppelt gut besetzt ist.

4. Der HSV kann in der Champions-League-Endrunde noch nachlegen. Welchen Stellenwert hat die deutsche Meisterschaft?

Hanning: Es gibt keinen bedeutenderen Titel im Handball. Der HSV hat sich in der stärksten Liga der Welt über eine gesamte Saison bewährt. Das ist höher einzuschätzen als der Champions-League-Sieg.

5. Hat der einstige Dorfsport Handball auf höchster Ebene nur noch in den Metropolen eine Zukunft?

Hanning: Nein. Wir müssen einen Spagat machen zwischen Tradition und Moderne. Die Großstädte sind wichtig für die Weiterentwicklung des Handballs. Aber es gibt Vereine, die aufgrund ihrer Tradition für die Bundesliga unverzichtbar sind: Kiel und Magdeburg, mit Abstrichen auch Gummersbach.