Fünfter und letzter Teil der Meister-Serie: Niklas Albers, (Seelen-)Masseur des HSV, kennt die Spieler so gut wie kaum ein Anderer.

Hamburg. Eines muss Niklas Albers am Ende des Gesprächs noch loswerden: Man möge bitte Jenny Köster nicht unerwähnt lassen. Die Physiotherapeutin gehöre genauso wie Teamarzt Oliver Dierk und er zum medizinischen Stab der HSV-Handballer. Dieser Bitte wird hiermit gern entsprochen.

Vielleicht ist Albers die ganze Lobhudelei einfach zu viel geworden. Aber man hat es sich ja nicht ausgedacht, dass am Morgen wieder jemand gesagt hat, dass keiner beim deutschen Meister so akribisch arbeite wie er und Organisator Torsten Lucht, den wir gestern an dieser Stelle gewürdigt haben.

Also muss er da eben durch. Es ist ja auch nicht zu verkennen, dass Albers und die erwähnten Kollegen gute Arbeit geleistet haben in dieser Saison. Sie ist nicht in Toren und Punkten zu messen. Aber dass Trainer Martin Schwalb bisweilen vor der Frage stand, welchen seiner 15 Profis er auf die Tribüne verbannen soll, weil nur 14 spielen dürfen, das ist sehr wohl Albers' Verdienst und macht ihn "auch stolz".

Seit einiger Zeit vertraut er auf die Myoreflextherapie, die minimale Störungen des Bewegungsapparates beheben und damit Muskelverletzungen vorbeugen soll. Vielleicht ist der HSV deshalb fast verletzungsfrei durchs Jahr gekommen. Wenn doch etwas passierte, wäre es durch keinen noch so versierten Handgriff zu vermeiden gewesen.

Albers, 37, nennt andere Gründe, um den Erfolg zu erklären. Die Kontinuität im Kader sei so ein Faktor. Er selbst gehört seit 2004 dazu, nur vier Profis waren schon vor ihm da. Und wer später gekommen sei, der habe schnell gemerkt, "was für eine Supertruppe wir sind". Sie habe auch ihm schnell das Gefühl gegeben, Teil eines Ganzen zu sein.

Ihn als Physiotherapeuten zu bezeichnen würde wohl zu kurz greifen, obschon Albers sein Hand-Werk gelernt hat. Die Ausbildung hat er 1998 in seiner westfälischen Heimat abgeschlossen. Über eine Anstellung am Olympiastützpunkt kam er mit dem HSV in Kontakt, hergestellt hatte ihn Athletiktrainer Oliver Voigt. Und weil Albers es als Handballer selbst einst bis in die Regionalliga gebracht hat, wusste er nur zu gut um die Befindlichkeiten und Bedürfnisse der Mannschaft.

Vermutlich gibt es keinen in diesem Verein, der die Spieler besser kennt als er. Für sie war und ist Albers auch ein Seelenmasseur, dessen Dienste sie rund um die Uhr in Anspruch nehmen können - und sei es, um für die eigenen Kinder einen Arzttermin zu organisieren. "Ich sehe mich nicht als Physiotherapeuten", sagt Albers, "ich sehe mich als Mann für die Mannschaft."

Ein paar Jahre kann er sich vorstellen, es zu bleiben, mit alldem dazugehörenden Aufwand. Auch wenn es ihm schon zu denken gebe, dass er viele graue Haare bekommen habe. Aber dann stellt er sich vor, wie er am 5. Juni mit seinen beiden Kindern auf dem Rathausbalkon feiert: "In welchem Job kann man das schon erleben?"