Grilli-makkara - die typisch finnische Grillwurst und ein kulinarisches Wunderwerk.

"Ruska" ist die Zeit, die die Blätter der Bäume purpurrot und dunkelgelb färbt. Herbst in Finnland - wir sind rechtzeitig gekommen. Eine Woche lang werden wir Pilze sammeln und angeln und abends, nicht zu vergessen, über der Glut des Saunaofens am Spieß Würste rösten. Grilli-makkara, fette, mehlige Würste, von denen die Pelle in angekokelten Fetzen hängt und fettes Wasser auf das glühende Holz spritzt. Dazu ein Bier und ein dicker Klacks süßen Senf.

Rita und Matti freuen sich sehr, uns wiederzusehen. Und für unseren Wunsch nach Würsten haben sie jedes Verständnis: Grilli-makkara, ja, ja, einfach, aber köstlich - und so typisch finnisch. Die ganze Woche könnten wir Würste grillen, ihretwegen. Doch jetzt müssten wir erst einmal Wiedersehen feiern, mit einem echten finnischen Willkommensessen: Karelischer Fleischtopf, Kartoffeln mit Dill. Und eine Flasche Wodka haben die beiden auch besorgt.

Am nächsten Morgen hat Matti Fischerglück. Zwei pfundschwere Brachsen haben sich nachts im Netz verfangen. Matti räuchert sie in der Tonne - Würste gibt es immer, Brachsen fängt man nicht jeden Tag. Dagegen lässt sich also nichts einwenden.

Am Dienstag schlägt Rita vor, wir sollten zur Insel hinüberrudern, Pfifferlinge suchen und abends auf den Felsen picknicken. Den Korb hat sie schon gepackt: Piroggen und Eibutter, Leberpastete, gegrillte Strömlinge und ein paar Flaschen selbstgebrauten Biers. Ein wunderschöner Abend. Für Wurst bleibt immer noch Zeit. Sagt sie so. Am Mittwoch vielleicht?

Am Mittwoch bedauert der Kaufmann im Dorf: Würste sind alle. "Ei makkara!" Nachschub komme am Donnerstag. Auch Matti und Rita bedauern. Zufälligerweise steht auf dem Herd schon eine Pfanne: Die Pfifferlinge. Mit Zwiebeln, Speck und Sahne. Wunderbar - nur eines wäre noch viel wunderbarer: Wurst. Würste.

Am Donnerstag fährt Matti einkaufen. Aber sicher denke er an die Grillwürste, an nichts anderes denke er heftiger, versichert er lachend. Dann wird nicht mehr darüber gesprochen. Am Abend bittet er uns ins Boot. Eine Runde Angeln vor dem Essen.

Ob wir denn nun Hunger hätten, fragt er beim Zurückrudern. Und wie! Auf Wurst? Und ob! Na denn! meint Matti und kneift ein Auge zu.

Im Eingang zur Hütte aber, im Türrahmen noch, erstarren wir. Wer hat die Wurst so zerstört, was hat man ihr bloß angetan? Rita hat die dicken Würste seitlich eingeschnitten, hat Speck und Käse in die Schlitze geschoben und diese ihre Kreation im Ofen gebacken. Auch die Ananas darüber hat sie uns nicht erspart.

Tapfer essen wir veredelte Würste, tapfer loben wir Ritas kulinarisches Wunderwerk, und tapfer kapitulieren wir vor der finnischen Gastfreundschaft, für diesmal.

Beim nächsten Besuch, nehmen wir uns vor, wünschen wir uns ganz fest frischen Lachs, Filetsteaks vom Elch und Champagner. Vielleicht kriegen wir sie dann als Überraschung, die ganz gewöhnliche finnische Saunawurst.