Abendblatt-Reporterin Diana Zinkler ist in Mexiko unterwegs und führt ein Reisetagebuch. Hier, auf abendblatt.de.

Ich konnte es also kaum glauben, „Comisario Rex“, also Gedeon Burkhard auf Spanisch. Das war ein bisschen Heimat im fernen Mexiko. Ein Quotenrenner, den ich allerdings in Deutschland nie schaue. Und dann auch noch DSDS als „Latin American Idol“ im Fernsehen. Alles ist genauso wie bei uns, die schiefen Sänger, die übertriebenen Gesten, der gute und miese Juror, eine weibliche Jurorin, der blaue Schriftzug, sogar die Trailermusik, die Jingles, alles eine Handschrift der Sony-Entertainment-Television. Das ist Globalisierung. Die gleichen TV-Produkte nur in anderer Sprache mit anderem Personal. Da war die schöne Blonde mit den langen Beinen, Argentinierin, natürlich, die Emotionale, dunkelhaarige aus Chile, der Aufreißer in engen Jeans und tief aus geschnittenem T-Shirt aus Brasilien. Ach, ja. Das war schön vertraut. Obwohl ich kaum etwas verstanden habe, wegen der Sprachbarriere, habe ich es geschaut. Der Ablauf, darum, worum es geht, habe ich ja verstanden. Ich werde nur nicht weiterverfolgen können, wer gewinnt. Ist aber auch egal, von den deutschen Gewinnern hört man ja in der Regel auch nichts mehr.

Es ist heute mein letzter Tag in Mexiko, vorerst. Eine Sache, die ich hier jetzt nicht mehr erlebe, ist der "Dia De Los Muertos", so wie Allerheiligen und Allerseelen, wird immer am 1. November gefeiert, in der Nacht, wenn die Seelen der Toten zurückkommen, oder wie es der Volksglauben will, die Engel zu einem jährlichen Besuch auf die Erde schweben. In dieser Nacht des ersten Novembers geht die gesamte Familie der Toten auf den Friedhof und schmückt das Grab mit "Calaveros", bunten und künstlerisch verzierten Gipsschädeln. Mit albernen Skeletten und mit den Lieblingsspeisen des Toten. Es wird sogar Tequila getrunken und Kapellen spielen Musik.

Eine fröhliche Art, dem Abschied immer wieder zu begegnen. Handelt es sich bei dem Verstorbenen um ein Kind, werden die Speisen ganz klein zubereitet und nicht besonders scharf, weil Kinder ja nicht scharf essen dürfen. In jedem Fall wird vor dem Essen eine Weile gewartet, bis der Tote sich das Beste genommen hat. Mexikaner behaupten, dass der Geschmack aus dem Essen dann oft raus ist. Diese Schädel übrigens sind auch ein herrliches Mitbringsel, ein bisschen geschmacklos vielleicht, aber sicherlich eines der originellsten Stücke in der Vitrine.

Mexiko ist fünfmal so groß wie Deutschland, vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum man in einer Woche nicht viel schafft. Ich war hauptsächlich in der Mitte des Landes. Aber auch das war ohne die großartigen Strände der Riviera Maya oder dem absoluten Naturerlebnis, Wale schauen in dem nördlichsten Bundesstaat Baja California, ein Erlebnis. Ich mag Mexiko. Vor allem wegen der freundlichen Mexikaner, ihrer zurückhaltenden, fast deutschen Art, und ihr tolles Land. Nicht alles läuft perfekt. Aber wie auch: Wie sagen die Mexikaner doch gleich: Zu weit von Gott entfernt und zu nah an den Amerikanern.

Bis bald.