Abendblatt-Reporterin Diana Zinkler ist in Mexiko unterwegs und führt ein Reisetagebuch. Hier, auf abendblatt.de.

San Miguel de Allende. In San Miguel de Allende leben viele Amerikaner. Die Stadt, die zum Bundesstaat Guanajuato gehört und 120 000 Einwohner zählt, ist so etwas wie das deutsche Mallorca. Es leben hier 7000 Amerikaner, meist schon im Ruhestand. Dementsprechend kalifornisch ist hier auch die Küche, es gibt Hamburger und Ceasar Salat mit Shrimps. Aber vorweg und das ist ganz mexikanisch eine Bloody Mary Variante. Als Aperitif trinkt man je ein Glas Tequila und dazu ein Glas Tomatensaft. Das schmeckt wie scharfe Grillsauce. Jedenfalls San Miguel de Allende ist wunder-, wunderschön. Kleine Gassen, zurechtgemachte Häuser in der Innenstadt, viele Boutiquen, die Einheimisches und Modisches anbieten. Auf Märkten gibt es Folkloristisches: Dazu ein mexikanisches Sprichwort: "We buy junk, and we sell antiquities!" Meistens stimmt allerdings das Gegenteil. Man sieht viele Touristen, vor allem aber Amerikaner, bisher war das in Mexiko-City, Bernal und Querétaro nicht so.

Trotzdem ist es in San Miguel de Allende unglaublich ruhig. Abends hört man die Grillen zirpen und schläft zu ihrem Sing-Sang ein. Wacht morgens ausgeruht und gleichsam irritiert wieder auf, weil wieder nichts passiert ist. Diese Ruhe. Es ist, als ob Mexiko nicht zu Zentral-Amerika gehören würde oder nur wenig mit den temperamentvollen Lateinamerikanern zu tun hätte. "Andele, andele!", möchte man rufen, so wie es Speedy Gonzales es einst in der Zeichentrickserie gemacht hat. Aber die Mexikaner lassen sich nur kaum aus der Ruhe bringen. Was hier jetzt nicht heißen soll, dass das etwas mit Trägheit oder Faulheit zu tun hätte. Dauernd arbeiten sie, haben ständig etwas zu tun, aber eben still, ruhig und gelassen. Die Häuser sind geputzt und die Bürgersteige werden von ihren Anwohnern jedem Morgen mit Wasser gefegt. Vielleicht liegt es an der Hitze, dass man sich hier nicht stressen lässt. Gut, mittags sind es hier tatsächlich mitten im Oktober 27 Grad. Ach, ja.

San Miguel de Allende wurde im 16. Jahrhundert von dem Franziskaner-Mönch "Miguel" gegründet, den Zusatz de Allende bekam die Stadt 1862, weil der General Ignacio Allende, der hier geboren wurde, eine der herausragenden Figuren im mexikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier war und mehrere Schlachten gewann. Allerdings wurde er hingerichtet, und konnte die Unabhängigkeit Mexikos nicht mehr miterleben.

Diese Stadt gilt heute jedenfalls als absolut sehenswert. Ist sie auch, aber vielleicht ein bisschen langweilig.

Noch ein schönes mexikanisches Sprichwort zum Schluss: "Für Geld tanzt der Hund und ohne Geld tanzt du wie ein Hund!"