Abendblatt-Reporterin Diana Zinkler ist in Mexiko unterwegs und führt ein Reisetagebuch. Hier, auf abendblatt.de.

Mexiko-Stadt. Ein Sonntag in der Mega-City. Wie soll das sein? In Mexiko-Stadt hat man andere Probleme als in Hamburg. Schlechte Luft. Daher sind einige Straßen sonntags für Autos gesperrt. Und dass, was bei uns nur seltene Ausnahme ist, ist hier die Regel. Läufer, Radfahrer und Rollschuhfahrer haben die Straßen eingenommen. Und nicht immer dürfen alle Autos fahren, denn die die älter als zehn Jahre sind, dürfen, wenn sie einen gelben Aufkleber auf der Windschutzscheibe haben, montags nicht fahren, ist der Aufkleber rosa, dienstags nicht.

Auf dem Weg nach Coyocán, dem Stadtteil, in dem das Künstlerpaar Diego Rievera und Frida Kahlo gelebt haben, entkommt man dem Sog der Innenstadt, der Mega-Metropole, deren Einwohnerzahl wie Experten schätzen, inzwischen schon bei 24 Millionen liegt, offiziell spricht man nur von 20. Die Viertel in Richtung Süden werden immer edler und man stellt fest, hier würde man auch gern leben. In roten und blauen Villen, in Häusern mit kaltem Steinfußboden und warmen Holzmöbeln. Mit Gärten, die immer grün sind und Blumen, die immer blühen, lila und orange. Eine Freude für das deutsche Winterauge.

Coyocán ist wie eine kleine eigene Stadt, spanisch, und südamerikanisch. Und die Mexikaner lieben dieses Viertel der Künstler und Intellektuellen. Auf dem Zocaló, so heißen die Hauptplätze jeder mexikanischen Stadt, steht eine der schönsten Kirchen, die San Juan Bautista, die indianische und spanische Baukultur vereint, und prunkt das älteste von den Spaniern gebaute Rathaus. Doch ringsherum finden sich Studentenkneipen, Literaturcafés und Kleinkünstler, die diesem Platz das besondere Flair verleihen. Eine Gruppe Clowns, die auf einmal los läuft, ein lamentierender Gedichtevorträger, Maskierte, die einen Hund bestaunen. Es ist, als ob die Mexikaner sich an diesem Tag sehr, sehr, sehr, von einer konformen, anstrengenden Woche erholen müssten. Nebenbei kann man natürlich ziemlich ungesund, heißen Mais mit Käse, Sahne und Ketchup verdrücken. Denn Reis, Mais und Bohnen sind die Grundnahrungsmittel des Landes. Ich habe übrigens schon drei Mal Tacos gegessen, immer anders und zu meiner Überraschung sind die noch dick machender als die in Deutschland, man tut einfach noch ein bisschen ungeschlagene Sahne auf das ohnehin schon mit Käse verzierte Hühnchenfleisch. Ja, was soll ich sagen, für eine Zeit ist das lecker. Sehr. Man kann nicht anders als diesen mexikanischen Sonntag zu mögen. 24 Millionen andere hin oder her. So viele gut gelaunte Mexikaner sind Licht für die Winterseele. Auch wenn manche Orgelspieler das Prinzip Musik für die Ohren noch nicht verstanden haben.