Abendblatt-Reporterin Diana Zinkler ist in Mexiko unterwegs und führt ein Reisetagebuch. Hier, auf abendblatt.de.

Atotonilco. Seit Beginn meiner Reise durch Mexiko fahre ich auf der "Ruta Bicentenario". Die Straße, die die Orte miteinander verbindet, die wichtig sind für die Unabhängigkeit des Landes Mexiko. Im nächsten Jahr, also 2010, feiert man hier die 200-jährige Unabhängigkeit von Spanien und zugleich das 100. Jubliläum der Revolution. Deshalb auch "Bicentenario". Auf dieser Straße, die von Mexiko-City, Querétaro, Bernal, über San Miguel de Allende und in die Studentenstadt Guanajuato führt. Liegen vorher noch zwei andere Orte. Atotonilco und Dolores Hidalgo.

Atotonilco ist ein sehr kleiner Ort. Von der Ruta gelangt man über sehr unebene Straßen dort hin. Im Bus sollte man daher unbedingt vorn sitzen, falls man einen empfindlichen Magen hat. Angekommen gibt es dort nur eine Sehenswürdigkeit: die Sanctuario Jesús de Nazareno, die Sixitinische Kapelle Mexikos. Ein schlichter Bau von außen, eine Pilgerstätte, die von Nonnen geführt wird. Innen wird die Kirche und vor allem ihre Wandmalereien für die Festlichkeiten im nächsten Jahr restauriert. Aber auch hier gilt wieder das gestalterische Motto "der Angst vor der Leere". Mexikanischer Barock nennt sich das, was selbst für italienische und spanische Kirchenkenner überladen, aber interessant wirkt.

Seit 2008 gehört die Kirche zum Unesco Weltkulturerbe. Auch vielleicht, weil sie für die mexikanische Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Denn der Held der Unabhängigkeit, der Pfarrer Miguel Hidalgo, holte sich hier für den Kampf eine Fahne, die seinem Heer als Symbol diente. Auf der Fahne war ein Bild der Muttergottes von Guadalupe, eine Volksheilige, eine braune Maria, die in Guadalupe einem Indio erschienen war. Das war schlau. Denn so hatte Hidalgo über die braunhäutige Muttergottes das mexikanische Volk hinter sich gebracht.

Hidalgo war Pfarrer in Dolores, Freimaurer, Vater von zwei Kindern und ständig im Streit mit der Katholischen Kirche. 1808 trat er einem Geheimbund, den "Guadalupanos" bei, die sich von Spanien lossagen wollten. 1810 rief er in seiner Stadt Dolores zum Kampf auf. Dafür wird er noch heute geliebt. Die Kämpfe dauerten 11 Jahre. Auch er erlebte die Unabhängigkeit nicht, 1811 wurde er von den Spaniern festgenommen, von der Inquisition verhört und hingerichtet.

Dolores ist heute ein schönes Städtchen, sehr mexikanisch, und obwohl die Wiege des spanischen Unabhängigkeitskampfes, noch wenig touristisch. Kurios sind die vielen Eisverkäufer auf dem Hauptplatz. Es gibt Tequila-, sogar Käseeis. Aber auch das sollte man als Europäer mit empfindlichen Magen nicht essen, sonst droht "Montezumas Rache": Durchfall.