In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: die Gründerin des Vereins “Stern-Taler“, der Kinderwünsche erfüllt.

Ahrensburg. Wie ticken die Menschen? Wie bin ich? Und bin ich richtig, so wie ich bin? "Diese Fragen fand ich schon als Teenager spannend", sagt Susanne Dahncke. Sie lacht und blinzelt in die Sonne, die sich ihren Weg durch das Blätterdach der Linden an der Großen Straße in Ahrensburg bahnt. Antworten auf die elementaren Fragen im Leben zu finden, nach dem Sinn zu suchen, zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der 43-Jährigen.

"Mit zwölf dachte ich, richtig zu sein, bedeutet Leistung zu bringen. Gute Noten in der Schule zu bekommen. Um jemand zu sein in der Welt", sagt Susanne Dahncke, die in einer Unternehmerfamilie mit zwei jüngeren Geschwistern in Ammersbek aufwuchs. Dabei hätten ihre Eltern nie verlangt, dass sie eine Musterschülerin sei. "Sie waren sogar sehr tolerant", sagt sie. Die Mutter von zwei Söhnen schmunzelt, als sie hinzufügt: "Auch wenn ich mal schlechtere Noten mit nach Hause gebracht habe."

Von anderen gemocht zu werden - auch das habe sie unter "richtig sein" verstanden. Dazuzugehören. "Ich war schon damals ein Networker, hatte immer meine Grüppchen, in denen ich mit zwei, drei Leuten gut konnte." Aber dazugehört - das habe sie immer nur so teilweise. Das sagt Susanne Dahncke nicht in einem bedauernden Tonfall. Es klingt mehr nach "Interessant, dass ich das damals so empfunden habe, oder?".

Überhaupt ist die Frau mit dem offenen Lächeln ein Typ, der reflektiert auf sein Leben blickt. Der in sich ruht. Ein Mensch, bei dem man auf den ersten Blick einen geradlinigen Lebensweg vermutet. Hatte Susanne Dahncke aber nicht. Im Gegenteil: Umwege zu meistern, ist ihr vertraut.

"Nach meinem Abi habe ich bei meinem Vater in der Firma eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert", sagt sie. "Ich bin in das Unternehmen reingeboren und hatte mich damals an den Gedanken gewöhnt, als älteste Tochter eines Tages die Leitung der Firma zu übernehmen." Deshalb habe sie auch Betriebswirtschaftslehre studiert. "Ansonsten hätte ich vermutlich Psychologie gewählt. Oder wäre heute Shiatsu-Therapeutin", sagt Dahncke und lacht.

Stattdessen ist sie bis 1996 im Familienunternehmen geblieben. Doch dann kam wieder die Frage: "Ist das richtig oder falsch, was ich mache? Und: Kann ich das, die Verantwortung für 300 Mitarbeiter übernehmen?" Ihr Vater habe gespürt, dass sie mit der Idee gespielt habe, die Firma zu verlassen. Und sie tat es. Wurde mit ihrem zweiten Sohn schwanger, machte sich selbstständig, erledigte die Buchhaltung für kleinere Firmen von zu Hause aus. "Das passte zu der Zeit wunderbar in meine Lebenssituation, weil ich Job und Kinder so gut unter einen Hut bringen konnte", sagt sie.

Doch die Frage "Wie geht Mensch sein?" - wie sie es formuliert - ließ sie nicht los. "Ich habe dann eine zweijährige Ausbildung zum Coach und zur prozessorientierten Trainerin begonnen." Dabei habe sie auch viel über sich gelernt. Zum Beispiel, dass sie eher der kooperative und nicht der streng autoritäre Typ sei. "Und dass es keine objektive Wahrheit gibt, sondern sich jeder seine eigene Wahrheit konstruiert. Dieser Gedanke hat mich sehr erleichtert", sagt Dahncke. "Ich bin in der Zeit aber auch 1000 Tode gestorben." Es habe viele Hürden gegeben, die sie habe überwinden müssen.

Ihr Blick schweift nach links und ihr Zeigefinger deutet in Richtung Bagger, der gemächlich über die Baustelle rollt. "Da vorne, hinter dem Brunnen, stand mal bei einem Stadtfest eine Karaoke-Bühne. Es war wahnsinnig voll und eng", erinnert sie sich. "Aber irgendwas hat mich dort hingezogen. Als ich mich durch die Menschenmasse gedrängt hatte und vorne stand, sah ich meine Schwester dort oben stehen. Und ich habe mich in dem Moment gefragt, wieso sie sich das traut und ich nicht." Vermutlich sei es der Gedanke gewesen, dass sie alle angucken und über sie hätten lachen können. Doch in ihrer Ausbildung kam sie nicht drumherum, vorne zu stehen. Angeguckt zu werden. Zu präsentieren. "Nach und nach wurden die Hürden immer kleiner", sagt die Frau in dem Jeansrock und strahlt. "Irgendwann macht es keine Angst mehr."

Das Wort "Macherin" kommt einem in den Sinn, wenn Susanne Dahncke von ihren weiteren beruflichen Stationen erzählt. Etwa dem eigenen Traininginstitut für Führungskräfte in Lübeck. Der Ausbildung zur Systemischen Beraterin. Ihrer Idee von "Coaching für Querdenker". Und der Gründung des Vereins "Stern-Taler", der seit mehr als zehn Jahren Kinderwünsche erfüllt. "Es gibt viel zu viele Familien in Not, bei denen die Lebensfreude auf der Strecke bleibt", sagt sie mit nachdenklicher Stimme. Diesen Kindern etwas zu schenken, um die Lebensfreude wieder zu entfachen, sei wunderbar. Manchmal seien es die ganz einfachen Dinge, mit denen man helfen könne. "Kleidung, damit ein Kind auch im Winter draußen spielen kann. Oder ein Puzzle und Kuscheltier, damit ein Kind unterm Weihnachtsbaum Geschenke auspacken kann." Durch die Arbeit bei "Stern-Taler" habe sie gelernt, Wichtiges vom Unwichtigem zu unterscheiden. "Sie relativiert den Blick auf das eigene Leben."

Egal ob Susanne Dahncke über ihr ehrenamtliches Engagement, ihre beiden Söhne oder ihre Arbeit spricht - in ihrer Stimme schwingt immer ein fröhlicher Ton mit. Auch die Umwege, die sie habe gehen müssen, bis sie erkannt habe, dass das Coachen von Familienunternehmen und Existenzgründern der perfekte Job für sie ist, bewertet sie positiv. "Jeder Weg ist schließlich für etwas gut." Die Idee, sich mit "Querdenker" selbstständig zu machen, sei ihr bereits 2005 gekommen. "Nach der Trennung von meinem Mann. Ich habe damals neue Perspektiven eingenommen." Querdenken erfolge ja meistens, nachdem sich die Gedanken im Kreis gedreht haben. "Und dann kommt ein neuer Impuls, die Dinge einmal anders zu betrachten." So auch bei ihr. "Ich habe herausgefunden, was ich am liebsten machen will. Und was ich besonders gut kann."

Ihre grünen Augen leuchten, als sie von den schönsten Momenten bei ihrer Arbeit spricht: "Wenn dieses Strahlen durch die Menschen geht. Wenn sie sagen 'Ja, genau das ist es. Das will ich machen'." Susanne Dahncke schüttelt den Kopf und zieht die Stirn kraus. Diesen Moment so zu umschreiben, sei noch viel zu wenig. "Es geht noch viel tiefer." Es komme etwas zum Vorschein, das lange in einem geschlummert habe. So wie bei Susanne Dahncke. Einer Frau, die viele Fragen stellt - und in vielen Antworten ihr Glück gefunden hat.