Behörde untersuchte stinkendes Gärsubstrat. Probe wurde in Bütlingen gezogen. Bürgerversammlung in Lüdershausen

Lüdershausen. Anwohner beschwerten sich über eine unerträgliche Geruchsbelästigung im Ort. Grund war ein stinkendes Gärsubstrat aus Gewerbeabfällen, das in einem Güllebottich gelagert worden war und nach behördlicher Anordnung abtransportiert werden musste (Rundschau berichtete). Das staatliche Gewerbeaufsichtsamt in Lüneburg hält das Gärsubstrat jetzt für unbedenklich. Das ist das Untersuchungsergebnis einer Probe, die Behördenmitarbeiter im Nachbarort Bütlingen gezogen hatten, in dem ebenfalls das Gärsubstrat eingelagert war.

Mitarbeiter des Amtes hatten in Lüdershausen selbst keine Probe mehr ziehen können, da der Güllebehälter bereits geleert und gesäubert worden war, als die Beamten eintrafen. Stattdessen kontrollierten sie den Inhalt eines Behältnisses in Bütlingen, wo ebenfalls Gärsubstrat aus der Biogasanlage Bio-En Nord aus Bardowick zwischengelagert wurden. Nach Aussage von Ulf Babendreier vom Gewerbeaufsichtsamt sei der Inhalt beider Bottiche identisch gewesen, weil das Unternehmen nur Gärsubstrat aus der Anlage in Bardowick auf Äckern ausbringe.

Die Proben aus Bütlingen seien mit denen aus der Biogasanlage verglichen worden: "Dabei konnte eine hohe Übereinstimmung festgestellt werden." Auf weitere Analysen werde jedoch verzichtet, da das als Dünger abgegebene Gärsubstrat von Bio-En Nord in regelmäßigen Abständen untersucht werde und keine Auffälligkeiten zeigten.

Die Firma Bio-En Nord habe einen eingeschränkten Aufnahmekatalog von Abfällen aus der Landwirtschaft. Sie verarbeite Nahrungsmitteln, Küchen- und Marktabfälle sowie Speisereste. Babendreier: "Derartige Abfälle enthalten generell keine oder nur sehr geringe Schwermetallkonzentrationen. Im Übrigen riecht Gärsubstrat wegen organischer Verbindungen."

Für die außerordentliche Geruchsbelastung in Lüdershausen nennt er zwei Gründe: Einerseits habe die durch den langen und kalten Winter späte Ausbringung des zwischengelagerten Gärsubstrates auf landwirtschaftliche Flächen dazu geführt, dass die teilweise offenen Behälter im Juli noch nicht geleert waren. Andererseits habe die Hitzeperiode jede Art von Emissionen - speziell Gerüche und Staub - viel stärker wahrnehmbar gemacht.

Bürger aus Lüdershausen hatten Scharnebecks Samtgemeindebürgermeister Karl Tödter ein Glas mit einer Probe der übel riechenden Flüssigkeit sowie eine Protestnote mit 120 Unterschriften aus dem Ort übergeben. Beides reichte er weiter an das Gewerbeaufsichtsamt, mit der Bitte, "die Substanz durch ein qualifiziertes Fachlabor untersuchen zu lassen und mich über das Ergebnis zu informieren", so Tödter. Darauf hat das Amt aber verzichtet.

"Da die Probe nicht die Voraussetzungen für eine repräsentative Probenahme erfüllt", schreibt Babendreier an die Samtgemeinde. Eine ungeeignete Entnahme könne den Aussagewert von Untersuchungsergebnissen erheblich einschränken, in Einzelfällen sogar vollständig entwerten.

Auch vom Landkreis erhielt Tödter ein Schreiben, dass die Firma in Tespe entlastet. Zwar sei die Zwischenlagerung des Substrats unzulässig gewesen, so Stefan Bartscht vom Fachdienst Umwelt. Allerdings lägen keine Meldungen vor, dass von der Firma zu viel oder ungeeignetes Material ausgebracht worden sei. "Daher ist davon auszugehen, dass die Firma im Rahmen der guten landwirtschaftlichen Praxis arbeitet." Tödter: "Insgesamt gesehen erscheint das Ergebnis gemeinsamer Bemühungen um Aufklärung wenig befriedigend. Weitere Möglichkeiten sehe ich aus der Sicht der Samtgemeinde nicht."

Nicht locker lässt Brietlingens Bürgermeister Herbert Meyn: "Ich rufe eine Bürgerversammlung ein, in der sich das Unternehmen aus Tespe den Fragen der Bürger stellen will."