Doch die Sache ist nach der Beseitigung des stinkenden Suds in noch nicht erledigt. Der Vorwurf der illegalen Zwischenlagerung von Gewerbeabfällen ist laut geworden.

Lüdershausen. Der ekelhafte Gestank aus dem mächtigen Gülle-Bottich hat sich inzwischen verflüchtigt. Wie berichtet, hatten sich Bürger über einen beißenden Geruch beschwert, der sich in den vergangenen Wochen wie eine Glocke über den kleinen Ort Lüdershausen in der Elbmarsch gelegt hatte. Ursache war eine flüssige Masse in dem Behälter, der nahe dem kleinen Fluss Neetze steht.

Der Landkreis hatte einem Unternehmen aus Tespe die weitere Lagerung der Substanz im Gülledepot untersagt und deren Abtransport und die Reinigung des Gefäßes verfügt, nachdem Anwohner die Aufsichtsbehörde eingeschaltet hatten. Doch die Sache ist nach der Beseitigung des stinkenden Suds in noch nicht erledigt. Der Vorwurf der illegalen Zwischenlagerung von Gewerbeabfällen ist laut geworden.

Das sei keine falsche Einschätzung, sagt Christina Freifrau von Mirbach, stellvertretende Leiterin des staatlichen Gewerbeaufsichtsamtes in Lüneburg, das gestern als zuständige Behörde die Ermittlungen in dem Fall nach einem Hinweis des Landkreises aufgenommen hat. ,,Stand der Dinge ist, dass die Firma aus Tespe 800 Tonnen Gärsubstrat aus einer Biogasanlage in einer inzwischen gesäuberten, sogenannten Güllelagune ohne Genehmigung eingelagert hatte", sagt von Mirbach. Ab einer Menge von 100 Tonnen wäre die behördliche Prüfung und Zustimmung nötig gewesen. Zudem hätte ihren Worten zufolge das Substrat in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt werden müssen. ,,Wir ermitteln, ob es sich um einen Verstoß handelt."

Sie habe keinen Grund an den Angaben der Firma zu zweifeln. ,,Wir fordern die Nachweise an, wohin das Material jetzt gebracht worden ist", so von Mirbach. Sollte es sich um Gärsubstrat handeln, so darf dieser als Dünger auf Äckern ausgebracht werden. ,,Das Unternehmen hat uns mitgeteilt, das sei ordnungsgemäß geschehen."

Aus welcher Biogasanlage das Substrat stamme, erschließe sich noch nicht. ,,Wir wissen aber, dass die Biogasanlage auf dem Gelände der Gesellschaft für Abfallwirtschaft in Bardowick Gärsubstrat abgibt." Jedoch beliefere das Unternehmen die Anlage nicht mit Betriebsmaterial. ,,Auch wenn kein akuter Handlungsbedarf besteht, werden wir in dem Fall weiter recherchieren und diesen auch aufklären."

Zurückgeblieben sind nach der Abfuhr der Flüssigkeit in Lüdershausen nicht nur ätzend stinkende Spuren der Brühe auf dem Asphalt der Dorfstraße und der Gemeindeverbindungswege in der Feldmark, die der Verursacher nicht reinigt, sondern auch Bürger, die auf die Barrikaden gehen. Sie starteten eine Unterschriftenaktion gegen weitere Mief-Orgien in ihrem Ort. Mehr als 100 von den rund 490 Einwohnern haben bereits unterzeichnet.

Zurück bleibt aber auch ein Bürgermeister, der stinksauer auf das Unternehmen aus Tespe ist. Herbert Meyn, SPD-Gemeindeoberhaupt von Brietlingen, zu dem der Ortsteil Lüdershausen gehört, und in dem er selber wohnt, sagt: ,,Ich wusste nicht, dass Lüdershausen als Zwischenlager für Gewerbeabfälle in welcher Form auch immer dient. Das ist eine Sauerei." Meyn kritisiert das Tesper Unternehmen, dem er widerrechtliches Verhalten vorwirft. ,,Auch und vor allem in Anbetracht der Geruchsbelästigung."

Zudem habe er als Bürgermeister trotz telefonischer Nachfrage keine Auskunft von der Firma an der Elbe im Kreis Harburg darüber erhalten, was sie einlagert. ,,Wir als Gemeinde werden das künftige Lagern von Gewerbeabfällen mit allen Mitteln verhindern, indem wir dafür sorgen, dass in den Behälter nur das hineinkommt, für das er gewidmet ist: Abfälle aus der Landwirtschaft wie etwa Gülle", sagt Meyn.

Darüber hinaus werde sich der Rat in Brietlingen mit den Ereignissen in Lüdershausen befassen, so der Bürgermeister. ,,Die Gemeinde wird Schritte unternehmen, dass die Straßen im Dorf künftig nicht mehr von schweren Lastwagen befahren und beschädigt werden." Hintergrund: Der Abtransport der Flüssigkeit aus dem Gülle-Bottich erfolgte nicht nur mit Gespannen aus Traktoren und Güllewagen, sondern auch mit schweren Tanklastern.