Seit vier Wochen klagen Anwohner in Lüdershausen über unerträgliche Geruchsbelästigung

Lüdershausen. "Das geht jetzt schon seit mindestens drei Wochen so", sagt Sybille Mennrich aus Lüdershausen - und meint damit die Fuhren, die ein Lohnunternehmer aus Tespe in Lüdershausen unternimmt. Aus einem Lager am Ortstrand werden große Mengen von übel riechenden Flüssigkeiten abgepumpt, durch den Ort gekarrt und auf Tanklaster verladen.

"Dabei entsteht ein ungeheuerer Gestank, man muss geradezu würgen, wenn man das einatmet. Es riecht, als würden auch Schlachtabfälle ausgebracht. Besuch, den wir hatten, ist wegen der Geruchsbelästigung im Dorf abgereist. Wir sorgen uns um unsere Gesundheit", sagt Mennrich.

Dem Landkreis Lüneburg ist die Angelegenheit bekannt. "Das Umweltamt ist mit der Sache befasst", sagt Harald Fichtner, Sprecher des Landkreises. "Wir vermuten, dass es sich bei den Stoffen, die abgepumpt werden, um Rückstände aus Biogasanlagen handelt. Wir haben der Firma die Zwischenlagerung dieser Stoffe schriftlich untersagt - bis Dienstagabend hätte die landwirtschaftliche Verwertung der Stoffe abgeschlossen sein sollen. Wir kümmern uns weiter um den Fall", sagt Fichtner.

Als landwirtschaftliche Verwertung der Rückstände aus Biogasanlagen gilt das Ausbringen der Stoffe als Dünger auf Feldern. "Grundsätzlich werden die Gärreste aus Biogasanlagen ausgegast, aus den Anlagen abgesaugt und auf die Äcker gebracht. Die Details sind in der Düngeverordnung geregelt. Die Geruchsbelästigung hängt bei diesem Vorgehen von den Ausgangsmaterialien ab", sagt Walter Hollweg, Sprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg. Vor allem in Anlagen, die mit dem Verfahren der so genannten Kofermentation arbeiten, werden Tierexkremente, Pflanzenreste oder Schlachtabfälle gemeinsam vergoren.

Für die Bewohner in Lüdershausen ist das derzeitige Vorgehen des Transportunternehmers in jedem Fall eine Zumutung. Jochen und Brigitte Schmidt wohnen lange genug im Dorf und kennen den Duft von frischer Landluft bestens. "Die Flüssigkeit in dem Güllelager riecht nicht so. Sie verbreitet einen übel beißenden Gestank. So etwas hatten wir noch nie in Lüdershausen", sagt Jochen Schmidt. Seine Frau ergänzt: "Güllegeruch kennen wir." Der Gestank, der seit Wochen durch das Dorf zieht, habe damit aber nichts gemein. "Außerdem hört Gülle nach einigen Tagen wieder auf zu stinken." Doch bei dem Geruch, der aus dem mächtigen runden Bottich nahe der Neetze entweicht, sei das anders. "Vor vier Wochen fing der Gestank an. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer", so Jochen Schmidt.

Die Situation sei inzwischen so unangenehm, dass sie nachts von dem Mief aufwachten und alle Fenster im Haus schließen müssten, sagt das Ehepaar Schmidt. "Und das bei dieser Hitze. Es ist unerträglich. Der Geruch zieht sogar in die frisch gewaschene Wäsche, wenn sie draußen im Garten hängt."

Familie Schmidt hatte die Nase voll und schaltete den Landkreis Lüneburg als Aufsichtsbehörde ein. "Es reicht uns." Die Beschwerde sei an die Fachbereiche Gesundheit und Umwelt gegangen, so Jochen Schmidt. "Wir haben die Auskunft vom Kreis erhalten, dass es sich wohl um Gärsubstrate aus einer Biogasanlage handelt, die in dem Güllebehälter lagern", sagt er. Zudem habe der Kreis ihm mitgeteilt, dass dem Unternehmen aus Tespe, das die Substanz eingebracht habe, die Lagerung in dem Güllebottich mittlerweile untersagt worden sei. "Uns wurde gesagt, dass es den Behälter leer pumpen und reinigen muss."

"Wir haben Angst, dass wir nicht nur durch den enormen Gestank belästigt werden, sondern auch einer Gesundheitsgefahr ausgesetzt sind", sagt Schmidt. "Wir befürchten, dass bei uns im Dorf Industrieabfälle aus der Lebensmittelproduktion zwischengelagert werden - möglicherweise sogar illegal. Das wäre eine Frechheit."

Sollte sich der Verdacht bestätigen, müssten die zuständigen Behörden sofort eingreifen und es unterbinden. Die betroffene Firma war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.