Anlage in Mechtersen geplant. Bürger fordern mehr Aufklärung. Bürgermeister will Vorschläge sammeln und in die Stellungnahme aufnehmen

Mechtersen. Landwirt Johann-Jürgen Neben will energiepolitisch mit der Zeit gehen und in Mechtersen eine Biogasanlage errichteten. Stündlich wird sie maximal 400 Kilowatt in das öffentliche Stromnetz einspeisen. Verarbeiten soll sie Gülle, Gras, Mais und Getreide. Die Gülle wird von benachbarten Höfen eingeleitet, die nachwachsenden Rohstoffe stammen von den Feldern des Bauantragstellers. Seine Pläne bringen die Nachbarn auf die Palme.

Bürgermeister Rudolf Harms wollte seine Bürger über das geplante Bauvorhaben informieren. Wohl wissend, dass nicht die Gemeinde über den Antrag zu entscheiden hat, sondern der Landkreis als zuständige Genehmigungsbehörde. Zu spät.

Denn die Nachricht hatte sich schon herumgesprochen. Und die Bürger waren bereits empört. Sie drängten sich - etwa 100 an der Zahl - im viel zu kleinen Schützenhaus. Nach wenigen Minuten war die winzige Bude überfüllt. Die einen stöhnten, andere beschwerten sich und Bürgermeister Harms ordnete den Umzug ins Feuerwehrhaus an. So zog eine Karawane von Fußgängern, Radfahrern und Autos entlang der Hauptstraße bis ans andere Ende des Ortes.

Den Besuchern brannten die Fragen derart unter den Nägeln, dass dem ersten Mann im Ort kaum Zeit für einführende Worte blieb. Männer und Frauen machten ihrer Empörung Luft: "Ich fühle mich von der Gemeinde nicht informiert. Wir sind sauer, weil wir Informationen nur aus der Zeitung erhalten. Wir werden abgebügelt. Alles ist ein absurdes Theater. Wo sind die neutralen Experten?"

Wäre den geladenen Experten Gelegenheit gegeben worden, zum Sitzungsbeginn Stellung zu nehmen, viele Fragen und Irritationen hätten sich erübrigt.

Immer wieder erhoben sich Wolfram Kallweit, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Bauen bei der Kreisverwaltung, und der Lüneburger Unternehmensberater Torsten Müller von ihren schmalen Bänken und nahmen Stellung zu den vehement geäußerten Vorwürfen. Während Müller über die Anlage referierte, informierte Kallweit über den aktuellen Verfahrensstand und versuchte gleichzeitig die Bürger zu beruhigen: "Die Anlage zählt mit 400 kw zu den kleinen Anlagen. Die Bauvoranfrage liegt vor und da Biogasanlagen wie die in Mechtersen geplante vom Gesetzgeber als privilegiert eingestuft werden und keine offensichtlichen Gründe dagegen sprechen, steht der Genehmigung nichts im Wege."

Als Standort favorisieren Gemeinde und Bauherr den außerhalb der Ortschaft gelegenen Wechelweg. "Die Gülle kann über Rohre dorthin geleitet werden. Maisfelder und Grasland sind nordwestlich des Standorts", erklärte der gestresste Bürgermeister. Transportwege durch das Dorf würden minimiert.

Die Bürger dagegen fürchten um ihre Ruhe und die gute Luft im Ort durch den jährlichen Verbrauch von bis zu 4000 Tonnen Gülle in der Biogasanlage. Die Berichte von dem ekelhaften Gestank aus einem Gülle-Bottich in Lüdershausen hatten sie aufgeschreckt. Doch dort ging es um Gärsubstrat aus Gewerbeabfällen.

Auch Landwirt Neben kam zu Wort: "Die Anlage ist eine Chance für unser Dorf. Wenn sich eine Betreibergesellschaft im Ort gründet, stellen wir die bei der Verstromung anfallende Wärme den Haushalten zur Verfügung." Flexibel zeigt sich Neben hinsichtlich der Wahl des Standorts.

Im Verlauf des Abends und mit zunehmendem Wissen zeigten sich die Bürger immer ruhiger und kompromissbereiter: "Wir sind für alternative Energien." Sie präsentierten Rudolf Harms einen Vorschlag, den er und der Rat nicht ablehnen konnten. Bis einschließlich 25. August sollen Bürger ihre Fragen zur Biogasanlage in den Briefkasten des Bürgermeisters werfen. Bis zur Ratssitzung am 1. September sollen die Fragen beantwortet sein und eine Stellungnahme der Gemeinde zur Anlage verabschiedet werden.