Warum Windräder Biogas erzeugen: In Embsen wird getestet, ob sich das umwelt-freundliche Konzept ökonomisch trägt.

Embsen. Vier Windräder stehen auf dem Feld östlich der Kreisstraße 17 von Embsen nach Rettmer. Sie produzieren Strom. Das ist so weit nichts Besonderes. Doch die Kreisverwaltung hat jetzt ein Konzept für Ausgleichsmaßnahmen entwickelt, das zum Effekt hat: Aus den Windrädern entsteht am Ende auch noch Biogas. Funktioniert das Pilotprojekt, könnte es mittelfristig auf andere Flächen im Kreis ausgedehnt werden.

Und so funktioniert die Trilogie von Energie: Als Ausgleichsmaßnahme für den Bau der vier Windkraftanlagen hat die Firma Lenpower aus Hannover drei Hektar Brachflächen des Landwirts Hans-Hermann Cordes gepachtet. Auf den ehemaligen Weideflächen regierte bislang das Unkraut. Disteln und Brennesel wuchsen bis auf Brusthöhe.

Der Wildwuchs wird jetzt einmal im Jahr im Spätsommer gemäht. "Das sorgt für eine höhere Artenvielfalt", erklärt Burkhard Jäkel vom Fachdienst Umwelt der Kreisverwaltung. "Solche Wiesen gibt es nur ganz selten." Wird nicht gemäht, wird eine Fläche schnell zur Monokultur. Soweit der erste positive Effekt im Anschluss an die umweltfreundliche Stromerzeugung.

Der zweite: Die Maat geht in die Biogasanlage von Christian von Estorff in Barnstedt. Seine Trockenfermentation kann es auch mit dieser Art von Rohmaterial aufnehmen - als bislang einzige Anlage im Kreis. "Das Material kommt hinein, wie es ist, und bleibt dort 24 bis 28 Tage", erklärt der Landwirt. "Drinnen wird es berieselt, Bakterien greifen es an und ziehen das Gas heraus." Was übrig bleibt, verlässt die Anlage wieder und kommt aufs Feld: zweiter und dritter positiver Effekt.

"Wir betreten hier Neuland", sagt von Estorff. "Wir müssen sehen, wie viel Energie wir mit diesem Material produzieren können und ob es wirtschaftlich ist." Die Maat gibt's für den Landwirt kostenfrei, zudem erhält er Förderung aus dem Energieeinspeisegesetz. Doch die drei Hektar Wiesen geben für die Estorffsche Anlage kaum mehr als eine Charge her: Gerade einmal zehn Tonnen Maat kommen von den Flächen, rund 6000 Tonnen durchlaufen die Biogasfabrik jedes Jahr. Von Estorff: "Wir probieren es trotzdem aus, weil es sinnvoll ist. Das ist die Zukunft."

Ein vierter Effekt der Ausgleichsflächen ist noch in Planung: Die Beteiligten wollen noch im Spätsommer einen kleinen Teich innerhalb der Wiesen anlegen. "Insgesamt soll es hier feuchter werden", erklärt Burkhard Jäkel. Ziel: Der Boden soll nicht mineralisieren, damit keine schädlichen Klimagase entweichen. Die Kosten für das Anlegen des Gewässers und das jährliche Mähen durch die auf Biotop-Management spezialisierte Firma Meyer in Luhdorf trägt der Windkraftbetreiber Lenpower, Betriebsführer Friedhelm Brand schätzt die Summe auf bis zu 20 000 Euro in den nächsten fünf Jahren.

Zahlreiche weitere Flächen hat die Kreisverwaltung theoretisch schon im Auge, auf denen Ähnliches umgesetzt werden könnte. Praktisch zählt jedoch der Klimaschutz-Effekt: Und muss das abgemähte Grüngut erst quer durch den Kreis in die Biogasanlage nach Barnstedt transportiert werden, ist der schnell dahin.